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Magdeburger Dom Otto und Adelheid bringen Lanze zurück

Der Magdeburger Dom hat wieder eine Nachbildung der Heilige Lanze.

Von Christina Bendigs 27.03.2016, 19:30

Magdeburg l Es hatte die Domgemeinde gerade in der Karwoche besonders bewegt. Die Nachbildung der Heiligen Lanze, die im Dom ausgestellt worden war, wurde gestohlen. Doch Wunder geschehen immer wieder, vor allem zu Ostern, sagte Domprediger Giselher Quast am Sonntagnachmittag. Da nämlich brachten Kaiser Otto der Große und seine zweite Gemahlin, Kaiserin Adelheid von Burgund, eine Nachbildung zurück.

Natürlich waren die Majestäten, die eng mit der Geschichte Magdeburgs verbunden sind, nicht wieder auferstanden. Mitglieder des Vereines Kaiserfrühling aus Quedlinburg waren in die Gewänder der Herrscher geschlüpft und hatten die Nachbildung der Lanze nach Magdeburg gebracht. Denn in ihrem Verein gab es bis dato zwei Nachbildungen der Lanze. "Ein Schmied aus Harzerode hat sie gefertigt", sagte Andrea Naunapper, die als Adelheid gewandet am Dom erschien.

Wieso genau der Verein, der seit 20 Jahren besteht, einst zwei Lanzen hatte fertigen lassen, war nicht mehr bekannt. Praktisch war es aber ohnehin, "und nun hat es sich ja auch ganz gut gefügt", sagte Naunapper, die aus dem Radio von dem Diebstahl der Lanze erfahren hatte und daraufhin beim Domprediger anrief und die Lanze aus Quedlinburg anbot.

Quast nahm dieses Angtebot dankend und überwältigt an. Und er überraschte auch seine Gemeinde. Auch für die Mitglieder der Domgemeinde nämlich hatte er den Ersatz geheimgehalten und nur angekündigt, dass die Geschichte der gestohlenen Lanze am späten Nachmittag des Ostersonntags eine Fortsetzung finden würde. Etwa 20 Männer und Frauen waren gekommen und dankten der Delegation aus Quedlinburg mit Applaus. Die hatte am Nachmittag bereits die Osterprozession in Quedlinburg gespielt und war dabei von einem Regenschauer überrascht worden. Klar, dass es in der Magdeburger Domgemeinde noch ein warmes Getränk gab, ehe die Quedlinburger die einstündige Fahrt zurück in den Harz antraten.

Die Heilige Lanze (auch Longinuslanze, Mauritiuslanze oder Speer des Schicksals) ist das älteste Stück der Schätze der Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Sie enthält angeblich ein Stück eines Nagels vom Kreuz Christi (Heiliger Nagel). Nach der Legende gehörte die Lanze Mauritius, dem Anführer der Thebaischen Legion und Namensgeber des Magdeburger Doms, oder nach anderen Quellen dem römischen Hauptmann Longinus, der mit ihr den Tod Jesus überprüfte, so dass sie auch mit dessen Heiligem Blut getränkt sein soll. Ein Herrscher, der diese Lanze besaß, galt als unbesiegbar.

In Magdeburg sollen mit der Nachbildung der Lanze allerdings keine Schlachten mehr gewonnen werden, sagte Giselher Quast, wohl aber soll an die Geschichte Magdeburgs als Kaiserstadt erinnert werden.