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Bestattungen Mit Herrchen und Frauchen ins Grab

Ein Stadtrat und Tierarzt regt die gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier in Magdeburg an.

Von Katja Tessnow 06.04.2016, 19:30

Magdeburg l Wer in Magdeburg ein Haustier sterben sieht, kann es auf dem Tierfriedhof zu Grabe tragen oder – soweit vorhanden – auf dem eigenen Grundstück. Klaus Kutschmann würde gerne einmal neben der Asche seines Hundes begraben sein. „Die Sache ist nicht neu. Schon im Mittelalter war es üblich, dass sich Adlige mit ihrem Lieblingspferd oder Hund einäschern ließen.“

Klaus Kutschmann treibt nach eigenem Bekenntnis schon eine ganze Weile die Idee um, tierliebenden Magdeburgern auch heute zu ermöglichen, Katze, Hund, Wellensittich oder Hamster mit ins eigene Grab zu nehmen. „Ich stelle mir vor, dass das Tier separat eingeäschert und in einer selbstauflösenden Urne mit ins Familiengrab genommen werden kann.“

Klaus Kutschmann ist nicht nur ein selbst äußerst tierliebender Mann, sondern in Sachen Mensch und Haustier vom Fach. Seit 1967 praktiziert der promovierte Tiermediziner in Magdeburg – bis heute. Während seiner fast 50-jährigen Berufspraxis hat der 74-Jährige einen starken Wandel im Verhältnis zwischen Mensch und Haustier ausgemacht.

 „Die Intensität der Bindung zum Tier hat deutlich zugenommen. Das Haustier wird immer stärker als echtes Familienmitglied, als Partner einsamer älterer Menschen, als Mitgeschöpf wahrgenommen.“ Während noch vor Jahrzehnten, die meisten Tiere nach ihrem Tod einfach zur Entsorgung in der Abdeckerei in der Praxis gelassen wurden, nehme die große Mehrheit der Halter ein verstorbenes Haustier heute wieder mit, um es zu beerdigen.

„Mir geht es selbst so“, bekennt Kutschmann und dass er seinen ersten Hund Arina, 1972 angeschafft, bis heute nicht ganz vergessen habe. Er und ein weiteres Tier sind auf dem eigenen Grundstück begraben. „Aber an Rambo hängen meine Frau und ich ganz besonders.“ Der Yorkshire Terrier gehört seit 14 Jahren zur Familie und die Kutschmanns können sich gut vorstellen, seine Asche einmal mit ins Familiengrab auf dem Westfriedhof zu nehmen.

Sein Berufsalltag lässt Kutschmann annehmen, dass nicht nur ihn und seine Frau dieser Gedanke umtreibt. Deshalb plant er eine kommunalpolitische Initiative. Klaus Kutschmann sitzt seit mehr als einem Jahrzehnt für den Bund für Magdeburg im Stadtrat und erwägt einen Antrag mit dem Ziel, dass Mensch und Haustier auf kommunalen Friedhöfen Seite an Seite bestattet werden können, „natürlich gegen Gebühr“. Zuvor möchte er seine Idee zur Diskussion stellen. „Ich will keinen Sturm der Entrüstung provozieren“, sagt Kutschmann im Wissen darum, dass nicht jeder Magdeburger ein Tierfreund ist, wie er selbst.

Rein rechtlich spricht aus Sicht des Sachsen-Anhaltischen Sozialministeriums, zuständig auch für das Bestattungsrecht, nichts gegen eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier. Kommunen könnten solche Regelungen, die dies ermöglichen, eigenständig in ihren Friedhofssatzungen verankern, sagt Ministeriumssprecher Holger Paech. Zugleich rät er zu "Fingerspitzengefühl" beim Umgang mit dem Thema und weist darauf hin, dass vermutlich nicht jeder Mensch gerne neben einem Tier begraben sein möchte. Auch künftig müsse es Friedhöfe oder mindestens erkennbare Areale auf Friedhöfen geben, die allein zur Bestattung von Menschen vorgesehen sind.

In ganz Deutschland ist eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier bisher allein auf zwei Friedhöfen in Koblenz (Rheinland-Pfalz) und Essen (Nordrhein-Westfalen) möglich. Sie wurden erst im Sommer 2015 von der Deutschen Friedhofsgesellschaft, ein Familienunternehmen mit Sitz in Bonn, eröffnet. Die Betreiber registrieren nach eigener Aussage ein großes Interesse an den speziellen Begräbnisstätten, auf denen allerdings bis heute erst sieben Beisetzungen abgehalten worden.