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Fahrplan Reformer kämpfen für ihre Schleife

Seit der Fahrplanumstellung der Magdeburger Verkehrsbetriebe kritisieren Anwohner die Abkopplung des Wohngebiets von Neu-Reform.

Von Marco Papritz 19.04.2016, 01:01

Magdeburg l Bis zum Fahrplanwechsel im Juli 2015 fuhr die Buslinie 57 eine Schleife über das Wohngebiet von Neu-Reform, wie der Bereich um die Werner-Seelenbinder-Straße genannt wird. Mit der Änderung entfiel die Direktverbindung von diesem Gebiet nach Buckau. Nur bei sogenannten Tagesrandfahrten sowie zu Schulanfangs- und endzeiten fahren Busse der Linie 57 über die Werner-Seelenbinder-Straße, um den Schulverkehr zu bewältigen. „Das ist deutlich zu wenig für die Bewohner, die hier in diesem Bereich leben“, bewertet Hannelore Neubert die Veränderung.

Sie verweist darauf, dass die Linie 57 direkt von Sudenburg nach Buckau verkehrt und dabei von der Braunlager Straße bis „Lilienweg/Narzissenweg“ (Kirschweg) fünf Haltestellen und damit die gleiche Linienführung wie die Buslinie 58 bedient – Neu-Reform jedoch nicht. Neubert: „Für die Bewohner ergeben sich zum Teil erhebliche Erschwernisse.“ Dies bezieht sie beispielsweise auf das Erreichen von Ärzten im Stadtteil Buckau, etwa jenen der Pawlow-Poliklinik, sowie des S-Bahn-Haltepunktes „Thälmannwerk“, des Fermersleber Fitnesszentrums und der Fermersleber Vereine und des Buckauer Friedhofs. Auch Wohngebiete des Hopfengartens seien von der fehlenden Direktverbindung nach Neu-Reform etwa beim Erreichen der einzigen Poststelle, des Zahnmedizinischen Zentrums sowie des Stadtteilzentrums an der Kosmonautenpromenade mit Apotheke, Nahversorgern und Bibliothek betroffen.

Die günstigsten Alternativen seit dem Wegfall der Schleifenfahrt benennt Hannelore Neubert mit einem 10- bis 15-minütigen Fußmarsch über teilweise schlecht ausgebaute Straßen zur Haltestelle „Lilienweg/Narzissenweg“ sowie die Nutzung der Linie 58 und ein späteres Umsteigen in die 57 mit einer zwischenzeitlichen Wartezeit von 30 Minuten. „Somit verlängert sich die ‚Fahrtzeit‘ von Neu-Reform nach Buckau um 45 Minuten“, rechnet sie vor. Als gängige Praxis sei zu beobachten, dass Neu-Reformer nun über Sudenburg, Westerhüsen oder den Hasselbachplatz nach Buckau fahren.

In der Gemeinwesenarbeitsgruppe (GWA) warb die Bewohnerin um Unterstützung. 363 Unterschriften sind bei einer zweistündigen Unterschriftenaktion gesammelt worden, die dem Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos) bei einem Austausch Ende Januar übergeben wurden. Monika Zimmer als GWA-Sprecherin beteiligte sich an dem Treffen, dem u. a. auch MVB-Geschäftsführerin Birgit Münster-Rendel beiwohnte. „Hunderte Unterschriften in zwei Stunden zusammenzubekommen, spricht Bände für das große Problem, insbesondere der vielen alten Einwohner des Wohngebiets“, so Monika Zimmer. Im Nachgang des Austauschs zog Trümper die MVB zurate.

Von den Verkehrsbetrieben hieß es nun, dass mit der neuen Linienführung unter anderem straffere Wege und Vermeidung von Schleifenfahrten, eine bessere Erschließung des Hopfengartens, eine Wiederherstellung der Direktverbindung Sudenburg und Lemsdorf in Richtung Salbke und eine Abstimmung der Linien 57 und 58 auf gemeinsamen Abschnitten zu einem Zehn-Minuten-Takt zwischen Sudenburg und Lemsdorf erreich wurden. Mit der Einsparung der Schleife „Neu-Reform“ sei eine Fahrtzeit von vier Minuten je Fahrtrichtung eingespart worden.

Für eine generelle Wiedereinführung der alten Buslinie 57 sind zusätzlich ganztägig ein Bus sowie zwei Dienste erforderlich, um „ausreichende Wendezeiten gewährleisten zu können. Auch dann, wenn nur jede zweite oder dritte Fahrt über die Schleife führt. Ein jährlicher Aufwand von 150 000 Euro sowie Kosten für eine Busbeschaffung in Höhe von 300 000 Euro würden anfallen.

Verschieben die MVB die Leistungen der Linien 58 und 57 (Aus- und Einsteigerzahlen an den Haltepunkten „Am Hopfengarten“ und „Zentrum für Heilberufe“ hätten laut einer ersten Auswertung zugenommen), so dass jede zweite Fahrt der 58 und die 57 mit der Neu-Reform-Schleife entfällt, entsteht zwischen Werner-Seelenbinder-Straße und Buckau ein 40-Minuten-Takt. Zum Vergleich: Bis zur Fahrplanumstellung war es ein 20-Minuten-Takt. Damit wäre das neue Angebot schlechter als das geltende. Auch bei dieser Variante ergeben sich Mehrkosten von 90 000 Euro als jährlicher Aufwand sowie die Busbeschaffung. Die Taktveränderung lasse „einen drastischen Verlust an Fahrgästen erwarten“. Ob dieser durch jene Fahrgäste, welche die Verbindung von Neu-Reform nach Buckau nutzen, aufgefangen werden kann, wird von MVB-Sprecher Tim Stein auf Nachfrage angezweifelt. Daher wird die Beibehaltung der geltenden Linienführung empfohlen.

Die Verkehrsbetriebe machen aber auch Hoffnung, wenn mit der Inbetriebnahme der neuen Straßenbahntrasse in der Wiener Straße eine Änderung des Busliniennetzes im Südwesten der Stadt ab Sommer 2017 notwendig wird: Die Ringlinie 55 wird durch die Linie 52 ersetzt und es kann dann „möglicherweise der Fahrzeugumlauf der Linie 57 so angepasst werden, dass eine Schleifenfahrt wieder angeboten werden kann.“ Genaueres dazu kann in der zweiten Jahreshälfte gesagt werden.