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Neues Domviertel Der Altbau und die neue Ecke

Gruben bestimmen derzeit das Bild im künftigen Magdeburger Domviertel. Vor dem Baustart steht noch eine Reihe von Arbeiten an.

Von Martin Rieß 28.04.2016, 01:01

Magdeburg l Ob die Bauarbeiten am Neubau der Danzstraße 11 in diesem Jahr beginnen können, steht noch nicht fest. Zwar hieß es schon vor Monaten seitens der Wohungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau): Hier beginnen wir unseren Teil der Neubebauung. Doch Ulrich Schneider, Abteilungsleiter Technische Dienste, Bestandsentwicklung und Investitionen bei dem Immobilienunternehmen, erläutert, woran das liegt: „Bevor die Arbeiten an neuen Häusern beginnen können, müssen die Leitungen auf dem Baufeld verlegt werden.“ Das gilt nicht allein für das Gelände an der Danzstraße, sondern auch für das am Breiten Weg, wo auch die Magdeburger Wohungsgenossenschaft (MWG) und die Wohungsbaugenossenschaft Otto von Guericke investieren. Gefragt sind hier als Eigentümer die Städtischen Werke Magdeburg (SWM), mit denen nach Bekunden der drei Bauherren die Zusammenarbeit sehr gut funktioniere. Ulrich Schneider ergänzt: „Zudem ist Niederschlagswasser noch ein Thema.“ Hier sei die Schaffung von Versickerungsflächen im Innenbereich eine Möglichkeit, über die aber noch nicht abschließend entschieden sei.

Spannend und immer wieder gern diskutiert die Frage nach der architektonischen Gestaltung der einzelnen Bauwerke. Beispiel Danzstraße. Hier wird ein sechsgeschossiges Gebäude mit Staffelgeschoss entstehen. Unten werden hier wie in den Neubauten am Breiten Weg Ladenlokale eingerichtet.

Bereits begonnen haben derweil Arbeiten in dem Gründerzeitgebäude Danzstraße 12. Ulrich Schneider sagt: „Das denkmalgeschützte Gebäude wird saniert.“ Die Wobau hatte das Gebäude gekauft und damit eine Lücke im eigenen Bestand entlang der Danzstraße geschlossen: Auch das Eckgebäude zur Hegelstraße hin befindet sich im Eigentum des kommunalen Wohnungsbauunternehmens. Dieses Gebäude soll wie der mehr als 100 Jahre alte Bau nebenan saniert und neu genutzt werden.

Das unter Denkmalschutz stehende älteste Gebäude des Ensembles hatte derweil auch für Wünsche zu Änderungen an der Fassade des Eckgebäudes geführt: „Die Anbindung des Bauwerks Danzstraße 11 zur Gründerzeitbebauung wird als zu bedrängend wahrgenommen und sollte respektvoller mittels Ausbildung einer angemessenen, deutlich ausgebildeten Fuge erfolgen“, hatte so der Gestaltungsbeirat zum Jahresende wissen lassen. In dem Gremium sind eine Reihe von Fachleuten aus dem Baubereich versammelt und geben beratend ihre Hinweise zu wichtigen Bauprojekten in der Stadt ab.

Derzeit hat die Wobau drei Variationen der bisherigen Entwürfe anfertigen lassen. „Diese sind alle konsensfähig“, schätzt Ulrich Schneider die Arbeit ein. Die Herausforderung für die Architekten besteht darin, neben der vom Gestaltungsbeirat benannten Fuge auf die Geschosshöhen aus der Gründerzeit einzugehen. „Einfach die damaligen Höhen von 3,20 bis 3,60 Meter zu übernehmen, wäre nicht sinnvoll“, sagt der Wobau-Abteilungsleiter. So würden sich für die künftigen Mieter bei einer solchen Bauweise die Nebenkosten aufgrund höherer Heizkosten deutlich erhöhen. Und auch der Mietpreis würde steigen, da bei gleichen Investitionen weniger Mietfläche entstehen würde.

Um sich also dem historischen Nachbargebäude zu nähern, schlagen die Planer beispielsweise eine Erhöhung des Natursteinstreifens auf der Fassade bis in die zweite Etage vor. Ulrich Schneider berichtet: „Daneben möchten wir auch beim Staffelgeschoss ein wenig mehr auf das Nachbargebäude eingehen.“

Bei einem Staffelgeschoss handelt es sich um ein Geschoss, das gegenüber den darunterliegenden deutlich zurückgesetzt ist. Im Falle der Danzstraße 11 wäre es so weit von der Kante darunter zurückgesetzt, dass es vom direkt vor dem Haus stehenden Betrachter gar nicht wahrgenommen werden könne. Auf der anderen Seite soll auf die Höhe des Nachbargebäudes dadurch eingegangen werden, dass ein Stück der Mauer vor der Terrasse des Staffelgeschosses durch eine Glaswand ersetzt wird.

Von Bedeutung ist gerade die Bebauung auf der Danzstraße zwischen Breitem Weg und Hegelstraße nicht zuletzt deshalb, weil vom Domplatz mit Blick auf den Dom ihre Häuser zu erkennen sein werden. Einen völlig neuen Eindruck werden die Betrachter aber auch dadurch gewinnen, dass der in den 1980er Jahren geschaffene Durchgang zur Leibnizstraße nicht wieder auferstehen wird.

Die Straße, an der sich auch die verbliebenen Gründerzeithäuser im neuen Domviertel befinden, wird stattdessen wieder geöffnet, so dass vom Dom­platz aus ein weiter Durchblick durch diese Parallelstraße zum Breiten Weg hinein in die südliche Altstadt möglich sein wird.