1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Studenten inspizieren Tunnelbaustelle

Rundgang Studenten inspizieren Tunnelbaustelle

Ungewohnter Besuch auf der Tunnelbaustelle in Magdeburg: Angehende Architekten und Bauingenieure aus Braunschweig schauen sich hier um.

Von Martin Rieß 14.05.2016, 01:01

Magdeburg l In den vergangenen Tagen sind die Bauarbeiter auf der Tunnelbaustelle weiter vorangekommen. Über das Projekt insgesamt und über den Stand der Arbeiten haben sich am Freitag einige Studenten informiert. Sie sind Mitglieder des Akademischen Bauingenieur Clubs (ABC), einer studentischen Verbindung an der Technischen Universität Braunschweig.

Dirk Rocher sprach dabei nicht zuletzt über die derzeit laufenden Arbeiten: „Eine wichtige Aufgabe sind nach wie vor das Bohren der Löcher für die Betonpfähle und die Hochdruck­injektionen in die Mauern, mit denen das Erdreich dahinter stabilisiert wird.“

Ein echter Hingucker beim Rundgang ist die Maschine, die als übergroßer Bohrer die Löcher bohrt, in Höhe der Brandenburger Straße. So nahe wie an diesem Tag kommt über die Woche niemand dem mächtigen Gerät. Der Grund: Die Sicherheit auf der Baustelle ist ein wichtiger Aspekt. Zuletzt musste daher auch in den Nachtstunden an den Bohrpfählen gearbeitet werden. Der Grund liegt neben dem Baufeld: Der Riesenbohrer war so nahe am Notausgang des Kinos, dass dieser nicht mehr hätte genutzt werden können.

Nachdem sich die Seitenwände aus den aneinandergereihten Pfählen gefügt haben, soll die Tunneldecke darüber gaubt werden, später nach dem Aushub darunter, der Boden eingefügt werden.

Zu den Besuchern aus Braunschweig gehört Christian Claaßen, der an der TU in Braunschweig Architektur studiert. Er fragt: „Wie sichern Sie ab, dass es keine Probleme beim Anschluss des Tunnelbodens an die Bohrpfähle gibt?“ Es wäre ärgerlich, wenn sich das Wasser mit einem großen Pardauz am Rande an der sensiblen Stelle eines Tages ein Loch bricht und ins Innere des Bauwerks strömt. Dirk Rocher erläutert, wie dies in den Planungen berücksichtigt worden ist: „Die Betonpfähle reichen sehr weit in die Tiefe bis auf den Fels im Untergrund.“ Das sorgt für Stabilität.

Gegenüber dem Kölner Platz soll die Mauer verschwinden und einer begrünten Böschung Platz machen. „In diesem Bereich werden sich die beiden Doppelhaltestellen für die Straßenbahn befinden.“ Entgegen den ursprünglichen Planungen wird das auch er letzte Umsteigepunkt in Richtung Stadtfeld sein, denn nach derzeitigem Stand werden die nächsten Haltestellen von hier aus gesehen nach der Kreuzung auf der Westseite des Damaschkeplatzes angesiedelt.

Ein paar Schritte weiter geht es vorbei an dem alten Aufzug zu den Bahnsteigen 7 und 8. Der ist stillgelegt ud hat an dieser Stelle auch keine Zukunft. „Künftig werden sich Aufzüge zu allen Bahnsteigen im Inneren des Fußgängertunnels befinden. Auch wenn ein solcher Außenfahrstuhl viel Zustimmung gefunden hätte, soll es keinen mehr geben“, berichtet Dirk Rocher. Der Grund sind die Erfahrungen mit dem alten Fahrstuhl und mit Fahrstühlen auch an anderen Bahnhöfen: Sobald die soziale Kontrolle fehlt – sprich wenn sie nicht mehr im Blickfeld anderer sind – werden sie von Passanten auch genutzt, um dort ihre Notdurft zu verrichten.

Auf dem Damaschkeplatz greift der stellvertretende Leiter des Tiefbauamtes sich eine Handvoll aus dem Aushub und zerbröselt den staubigen Klumpen in der Luft: „Wir haben hier sogenannten Grünsand im Untergrund. Das ist kein besonders schönes Material, da es nur schlecht die Feuchtigkeit durchsickern lässt. Und besonders stabil ist es auch nicht, wie man sieht.“ Aber für alles gebe es technische Lösungen.

Für die Mitglieder des ABC stehen weitere Stationen an: Der Verein besucht traditionell zu Pfingsten andere Städte. Nach Magdeburg stehen für die Braunschweiger Leipzig, Dresden, Prag und Pilsen auf dem Programm. Neben der eindrucksvollen Baustelle bleibt auch der Infopunkt im Container am Hauptbahnhof in Erinnerung. Christian Claaßen sagt: „Die anspruchsvollen Visualisierungen machen das komplexe Vorhaben für die breite Öffentlichkeit verständlich.“ Geöffnet hat der Infopunkt mittwochs von 16 bis 18 sowie freitags und sonnabends ab 14 Uhr.