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Stadtentwicklung Supermarkt für das Tor nach Stadtfeld

Stadtfeld-Ost ist in Magdeburg der Stadtteil mit der höchsten Einwohnerdichte. Um Pläne für einen neuen Supermarkt gibt es dennoch Streit.

Von Martin Rieß 19.05.2016, 09:30

Magdeburg l Hinter dem Damaschkeplatz präsentiert sich der Eingang in den Magdeburger Stadtteil Stadtfeld-Ost seit Jahren wenig städtisch: Anstelle einer geschlossenen Bebauung, eines Stadtbads oder eines Parks bietet sich dem Betrachter auf weiten Flächen zwischen Adelheidring und Olvenstedter Straße der Blick auf Brachen. So auch zwischen dem Block an der Olvenstedter Straße/Goethestraße – in dem neben anderen die Techniker Krankenkasse ihren Sitz hat – und einem Block an der Maxim-Gorki-Straße – in dem unter anderem die Deutsche Rentenversicherung residiert.

Die Stadtverwaltung hat nun einen Vorschlag erarbeitet, den Weg für eine Neubebauung frei zu machen. Das allerdings unter der Voraussetzung, dass hier im Erdgeschoss des mehrgeschossigen Neubaus Platz für Handel geschaffen wird. Anders – so die Argumentation aus der Verwaltung während einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses – ließe sich hier kaum eine ansprechende Bebauung finanzieren.

Der Weg zum Ziel: Das Märktekonzept Magdeburgs wird geändert und der Nahversorgungsbereich, der bislang den Bereich um den Wilhelmstädter Platz umfasste, wird deutlich erweitert. Zum einen nach Norden bis zur Albert-Vater-Straße – wo Rewe seine Einrichtung erweitern könnte – zum anderen nach Süden bis zur Maxim-Gorki-Straße.

Laut Vorschlag aus der Stadtverwaltung könnten insgesamt rund 1400 Quadratmeter neue Handelsfläche entstehen, von denen ein Teil auch für kleinere Händler genutzt werden könnte. Dieser Bereich würde wie ein Magnet wirken, der mehr Besucher zur Olvenstedter Straße lockt, so dass auch die vorhandenen Händler von der Investition profitieren könnten.

Auch wenn im Wirtschaftsausschuss anstehende Investitionen sonst sehr gern gesehen sind, rief dies Kritiker auf den Plan. Tom Assmann (Bündnis 90/Die Grünen) kann so die grundsätzliche Notwendigkeit eines neuen Supermarktes in Stadtfeld-Ost nicht erkennen: An der Olvenstedter Straße gibt es einige kleinere Lebensmittelhändler, am Olvenstedter Platz einen Edeka-Markt, an der Ebendorfer Straße einen Penny und einen Rewe. An der Großen Diesdorfer Straße ist ein weiterer Edeka gut erreichbar – und ein Stück weiter reiht sich – dann aber schon zu großen Teilen im Nachbarstadtteil Stadtfeld-West – ein Supermarkt an den anderen. Und falls dereinst der Tunnel fertiggestellt wird, ist der Weg auch wieder frei in die Altstadt zum Beispiel zu Kaufland.

Der Stadtrat sagt: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die benachbarten Händler nicht unter einem neuen Supermarkt leiden würden. Zumal ja die Rede davon ist, dass bei ihm Bäcker, Fleischer und Blumenladen angesiedelt werden könnten – genau die Bereiche also, die bislang an der Olvenstedter Straße vertreten sind. Warum sollte ein Kunde denn in diesem Fall noch vor die Tür des Supermarktes gehen?“

Michael Hoffmann (CDU) ist Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und kritisiert das Verfahren grundsätzlich und von einer ganz anderen Seite: „Ich kann mit einem Märktekonzept und den damit verbundenen Beschränkungen für Investoren nichts anfangen.“ Kernpunkt der Kritik ist die Frage, ob in einer Marktwirtschaft der Staat Händler oder Immobilieneigentümer in dem einen Gebiet gegenüber denen in einem anderen bevorteilen darf – zum Beispiel was den Bau neuer Handelsstätten angeht.

Dem steht das Argument der Verwaltung gegenüber, dass Stadtfeld-Ost ein sehr dicht besiedelter Stadtteil sei, in dem es genügend Raum für den Lebensmittelhandel gebe. Gerade auch mit Blick auf die demografische Entwicklung sei es wichtig, in fußläufiger Erreichbarkeit Nahversorger zu etablieren.

Jens Hitzeroth (SPD) merkt an: „Bei solchen Vorhaben muss die Frage der Stellplätze geklärt werden.“ Dies, so die Verwaltung, werde erst im Nachgang im Rahmen des Bebauungsplans geklärt werden. Fakt für die Olvenstedter Straße jedenfalls ist, dass hier keine Stellflächen vor dem Haus entstehen werden.

Das letzte Wort zum Antrag aus der Verwaltung auf eine Änderung des Märktekonzepts hätte zwar der Stadtrat heute gehabt. Doch zum einen gab es aus dem Wirtschaftsausschuss dazu nur eine sehr zurückhaltende Empfehlung – sie fiel aber mit gerade einmal zwei Jastimmen, einer Gegenstimme und vier Enthaltungen denkbar knapp aus. Und der zeitgleich mit dem Wirtschaftsausschuss tagende Bauausschuss winkte zwar die Änderung des Märktekonzepts durch mit fünf Jastimmen und vier Enthaltungen.

Dennoch gab es eine Diskussion um das Thema. Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann zog den Antrag zum Märktekonzept daher vorerst von der Tagesordnung zurück. Mit den benachbarten Händlern soll kurzfristig über das Thema gesprochen werden.

Was eine weitere weitgehend unbebaute Fläche in der Nachbarschaft angeht – die zwischen Adelheidring und Maxim-Gorki-Straße –, soll hier eine neue Niederlassung von BMW Schubert Motors entstehen. Ein Bestandsgebäude zur Maxim-Gorki-Straße hin ist bereits ausgebaut.