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Gestörte Totenruhe Unbekannte werfen 40 Grabsteine um

In der Nacht zum Sonntag wurde die Totenruhe auf dem Magdeburger Ostfriedhof gestört. Spuren der Randale sind noch deutlich sichtbar.

Von Katja Tessnow 01.06.2016, 01:01

Magdeburg l Aufregung, Entsetzen, Ärger, Wut und Sprachlosigkeit herrschen noch am Dienstagmorgen unter komplett allen Friedhofsbesuchern, die am Feld der verwüsteten Grabstellen vorbei zu den Gräbern ihrer Angehörigen ziehen. Kopfschüttelnd fragt sich eine Frau: „Wer macht so was?“ Eine zweite sagt: „Schämen sollen die sich!“ Die Reaktionen der beiden betagten Damen fallen im Vergleich milde aus. Zwei gräberpflegende Männer fluchen etwas von „Hände abhacken“. Viele andere finden einfach keine Worte für das Vorgefundene und schon gar keine Erklärung dafür, was in den Köpfen der Täter vom Wochenende vor sich gegangen sein mag. Nach vorläufiger Bilanz des kommunalen Friedhofsbetriebes sind mit roher Gewalt und offenbar mutwillig mindestens 41 Grabmale beschädigt worden.

Einige Friedhofsbesucher nehmen gestern die Schüler des benachbarten Sportinternates an der Friedrich-Ebert-Straße unter Verdacht – blanke Spekulation. Andere berichten von regelmäßigen nächtlichen Treffen alkoholisierter Gruppen vor und auf dem Friedhof, klagen über mangelnde Kontrollen und die rund um die Uhr geöffneten Friedhofstüren. „Erst vor einigen Wochen wurde hier ein Baum zum Spaß mit Gießkannen dekoriert“, erzählt ein Mann im Rentenalter und dass er eine der Kannen beinahe auf den Kopf bekommen habe.

Zwei Ein-Euro-Jobber, die neuen Rasen neben den verwüsteten Gräbern aussäen, stimmen in die Empörung der Angehörigen, deren Tote hier begraben liegen, ein. Sie machten häufig die Beobachtung, dass sich manche Leute auf Friedhöfen nicht zu benehmen wüssten. „Neulich haben Kinder hier Ball gespielt und die Eltern mit.“

Die Polizei war nach den Verwüstungen am Montag vor Ort, hat aber keine Spur zu den Tätern. Die Friedhofsleitung hat alle beschädigten Grabstätten mit einem Schild versehen, darauf die Bitte, dass sich die „Nutzungsberechtigten“ im Verwaltungsbüro melden sollen. Viel mehr als eine knappe Information über das Vorgefallene haben sie dort allerdings nicht zu erwarten. Die Stadtverwaltung erklärte gestern auf Nachfrage der Volksstimme, dass die Hinterbliebenen selbst für die Schäden aufkommen müssen und die Grabsteine „wieder fachmännisch aufrichten zu lassen“ haben.