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Beschluss Stadtrat setzt die Säge an

Das Grün vor dem Gesundheitsamt an der Lübecker Straße soll gefällt und neu gepflanzt werden.

Von Katja Tessnow 18.09.2016, 01:01

Magdeburg l „Ohne diesen blöden Käfer würden wir hier ganz anders diskutieren“, attestierte Falko Grube (SPD) dem Rat einen aktuell übervorsichtigen Umgang mit dem Thema Baumfällungen. Die Verwaltung habe einfach Angst, jetzt noch mehr Bäume umzuhauen, als solche, deren Abholzung eine Landesbehörde wegen der Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers anordnet. Seit 2014 sind im Zusammenhang fast 7000 Bäume in Magdeburg gefällt worden – vorwiegend in Rothensee. In der aktuellen Ratsdebatte ging es indes um Großbäume in der Neustadt, konkret um das üppige Grün auf dem Platz vor dem Gesundheitsamt an der Lübecker Straße.

Der Platz (eigentlich auch das Gebäude) hat eine Generalüberholung dringend nötig. Der desolate und längst nicht mehr attraktive Belag ist eine Herausforderung vor allem für ältere und gehbehinderte Menschen. Die allerdings suchen Amt und Bürgerbüro am Standort täglich reihenweise auf.

Die neue Platzgestaltung wurde wochenlang auch öffentlich debattiert. Die Verwaltung schlug dem Rat nun die Umsetzung von Variante 1 vor: „Erhalt der Bäume mit begehbarer offener Baumscheibe und Laufbändern“ (Kostenpunkt 124 000 Euro). Für mehr Wegefreiheit hätte die teurere Variante 2 mit Baumerhalt und „Unterflurwurzelbrücken mit Pflasterung“ gesorgt (238 000 Euro) – aus Kostengründen von Rat und Verwaltung verworfen. Die Fraktionen SPD und CDU/FDP/BfM konnten sich dagegen viel mehr für Variante 3 erwärmen: „Neugestaltung mit Ersatz des Altbaumbestandes durch Neupflanzungen“ (130 000 Euro). Ein entsprechender Änderungsantrag erging aus der Feder der genannten Fraktionen und zog den Zorn vor allem (fast aller) Grünen, der Gartenpartei, des Future-Rates Oliver Wendenkampf und zumindest die Skepsis der Linken auf sich. Wendenkampfs Frage, ab wann neu gepflanzte Bäume wohl in Sachen Schatten und Sauerstoff-Produktion die Leistung der jetzigen Großbäume erreichen würden, blieb unbeantwortet. Timo Gedlich (Grüne) erregte sich fürchterlich über die von der Verwaltung getroffene Feststellung, Neupflanzungen würden zu einem homogeneren Erscheinungsbild führen: „Im Wald sind auch nicht alle Bäume gleich hoch und trotzdem finden wir ihn schön.“ In die Parade fuhr ihm sein Fraktionskollege Jürgen Canehl, ein Mann vom Baufach, der die Fällungen an dieser Stelle als gerechtfertigt ansieht.

 Marko Ehlebe (SPD) nannte den Baum- erhalt bei Mehrkosten von 25 000 Euro pro Baum „unwirtschaftlich“ und plädierte für Fällung. Ebenso der schon eingangs zitierte Falko Grube, der aus Verwaltungskreisen wissen will, dass eigentlich alle Leute vom Fach auf Fällung plädieren, sich das aber nicht zu sagen trauten.

Bei nur vier Gegenstimmen (Grüne) und sechs Enthaltungen (Linke) stimmte der Stadtrat pro Baumfällung. Oberbürgermeister Lutz Trümper erklärte danach süffisant: „Die Bauverwaltung hat auch Variante 3 vorgeschlagen. Das habe ich abgelehnt, weil ich den Stadtrat zwingen wollte, einmal selbst zu entscheiden, dass Bäume gefällt werden.“