Tierheim  Lange Leitung?

Dem Magdeburger Tierheim bescheinigt die Tierschutzpartei im Allgemeinen eine hervorragende Arbeit. Nur an der Erreichbarkeit hapere es.

Von Katja Tessnow 27.10.2016, 01:01

Magdeburg l Lothar Tietge schlägt einen entrüsteten Tonfall an, als er im Stadtrat Magdeburg zu Protokoll gibt, was ebenso entrüstete Bürger ihm gegenüber geschildert hätten. „Manchmal stundenlang“ würden sie vergeblich versuchen, das Tierheim zu erreichen. Unbedingt erforderlich sei aber eine permanente Erreichbarkeit zum Beipiel „in Notsituationen“, so Tietge, der dem Tierheim daneben eine ansonsten „hervorragende Arbeit“ bescheinigte.

Als die Volksstimme am Dienstag und Mittwoch die Probe aufs Exempel macht, hat sie unter der öffentlich verfügbaren Tierheimnummer (0391)2537631 umgehend Erfolg und die stellvertretende Tierheimleiterin Anita Diedrich in der Leitung. Sie kann die Aufregung im Rat nicht ganz nachvollziehen, räumt aber ein, dass es zum Beispiel während Beratungsgesprächen zur Tiervermittlung vorkommen könne, dass keiner ans Telefon geht.

Daneben, darüber war zur Ratssitzung sogar schon der Oberbürgermeister in Kenntnis gesetzt, gibt es Empfangsprobleme, wenn der diensthabende Mitarbeiter sich mit dem mobilen Festnetzteil in vom Büro etwas abgelegenen Tiergehegen aufhalte. „Das Problem wird unverzüglich abgestellt“, konstatiert Eike Hennig, Leiter des Gesundheits- und Veterinäramtes auf Nachfrage. Anfang November werde die Anlage überprüft und ggf. mit einer weiteren Sendestation ergänzt.

Verschiedene Stadträte und OB Lutz Trümper warben im Stadtrat allerdings auch um Verständnis dafür, dass die von manchen Bürgern gewünschte Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit des Heimes nicht gewährleistet werden könne. Erreichbar ist das Heim nur während der Öffnungszeiten. „Für Notsituationen ist im Übrigen die Tierrettung bei der Feuerwehr zuständig“, so Trümper.

Amtsleiter Hennig wird noch deutlicher: „Das ist ein Tierheim und kein Callcenter!“ Die vom Tierarzt und Stadtrat Klaus Kutschmann (Bund für Magdeburg) angeregte Veröffentlichung der Handy-Dienstnummer des Tierheimes lehnt Hennig ab. „Da rufen sonst um 23 Uhr Leute an, weil ihr Hamster komisch guckt.“

In der Tat, so Anita Diedrich, sei das Tierheim-Telefon nicht unbedingt die richtige Adresse für viele Anliegen, mit denen sich Tierfreunde meldeten. „Wir helfen, wo wir können, aber mit dem kranken Haustier sollte man nicht uns, sondern den Tierarzt aufsuchen. Unsere Aufgabe ist die Betreuung von ständig rund 100 Heimtieren und deren Vermittlung. Bei uns gehen Tiere nicht wie die Brötchen beim Bäcker weg; manchmal sind längere Beratungsgespräche nötig.“

Im Jahresverlauf passieren rund 1400 Tiere das Heim. Fünf Mitarbeiter und drei Azubis haben mit ihnen alle Hände voll zu tun. Dennoch soll eine permanente Erreichbarkeit während der Öffnungszeiten gegeben sein. Der Stadtrat schloss sich dieser Forderung der Tierschutzpartei einstimmig an. Einen Ergänzungsantrag der Linken zur personellen und technischen Aufrüstung des Heims samt Rufbereitschaft und Alarm-Piepern lehnte der Stadtrat dagegen ab.