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TunnelbauStadträte schauen in die Röhre

Die Arbeiten am neuen Magdeburger City-Tunnel laufen in Richtung Bahnhofstraße und zum Damaschkeplatz hin weiter.

Von Martin Rieß 04.12.2016, 10:00

Magdeburg l Die Bauarbeiter auf der Tunnelbaustelle arbeiten sich derzeit in Richtung Stadtmitte und in Richtung Damaschkeplatz vor. Bei einem Rundgang hat Dirk Rocher, stellvertretender Leiter des Magdeburger Tiefbauamts, Mitglieder des Bauausschusses und des Finanzausschusses über die Baustelle geführt. Der Blick in die Röhre ist in diesem Fall ein Blick auf die Röhre – denn nach wie vor geht es um den Bau der Tunneldecke über den stadteinwärtigen Spuren. Während über den Köpfen nebenan die Straßenbahnen der Linien 1 und 4 in beiden Richtungen rollen, erläutert Dirk Rocher den Stand der Arbeiten: „Von den Brücken, die in diesem Jahr erneuert wurden, bis in Höhe des Kölner Platzes ist die Tunneldecke fertiggestellt.“ Sehen kann man von dieser nichts, da sie mit Erdmaterial bedeckt ist.

Auf Nachfrage von SPD-Stadtrat Jens Rösler berichtet Dirk Rocher, dass die jetztige Rampe noch nicht der künftigen Tunnelrampe entspricht. Diese werde bis in Höhe der Einmündung der Straßenbahn vom Willy-Brandt-Platz auf die Ernst-Reuter-Allee noch in der Tiefe bleiben und erst danach allmählich in Richtung Otto-von-Guericke-Straße an die Oberfläche auftauchen.

Unten angekommen ragen allerorts Rohre in den Boden, aus denen Schläuche herausgeführt sind. Sie gehören zur Wasserhaltung, mit der die Baugrube trocken gehalten wird. Dirk Rocher sagt: „Wir befinden uns hier eigentlich mitten im Grundwasser.“ Der Grundwasserspiegel steht kurz unter den jetzigen Straßenbahngleisen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kölner Platzes, dort wo die Bahnpost einmal ihren Sitz hatte, wird in den kommenden Jahren noch ein Pumpwerk für den Tunnel gebaut. Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl fragt: „Bedeutet das etwa, dass auch Grundwasser abgepumpt werden muss?“ Nein, so die Aussage von Dirk Rocher: „Das Pumpwerk dient einzig und allein dazu, das Wasser, das bei Regen durch die Öffnungen der Tunnel und über die Rampen in das Bauwerk gelangt, wieder herausbefördert werden kann.“

Was Aushub und abgepumptes Wasser während der Arbeiten angeht, wird das Material nach wie vor erst zwischengelagert, es werden Proben genommen und untersucht. In Abhängigkeit der Ergebnisse werden Wasser und Aushub weiterbehandelt. Sprich: Wenn sich keine Belastung findet, wird zum Beispiel das Wasser in die Künette abgeleitet. Wenn Verunreinigungen entdeckt werden, muss das Material professionell aufbereitet werden. Und ein solcher Fall ist jetzt aufgetreten: An der Mauer zum Hauptbahnhof hin kam Wasser ans Tageslicht, das mit Öl verschmutzt war. Dieses habe ausgesehen „wie eine Ölquelle“, berichtet der stellvertretende Chef des Tiefbauamts. Glück im Unglück für die Stadt: Für die Aufbereitung dieses ungeliebten Fundes muss sie nicht aufkommen, da es sich um Altlasten der Bahn handelt.

Glück hatten die Tunnelbauer bislang auch aus einem anderen Blickwinkel mit dem Untergrund: Weder wurde ein Blindgänger gefunden – wie im Falle der Arbeiten an einer Leitung der SWM während der Vorbereitungsarbeiten für den Tunnel –, noch sind die Archäologen auf untersuchenswerte Funde aus der Zeit der Festung oder davor gestoßen. Auch das war in anderen Bereichen des Eisenbahnknotens bereits passiert, als beispielsweise ein nur kurze Zeit bestehender Friedhof und Festungsreste beim Bau eines Entwässerungsbeckens an die Oberfläche kamen.

Günstig hat sich in den vergangenen Wochen auch das Wetter gegeben: Zwar gab es immer wieder Niederschläge – aber eine große Kältewelle blieb bisher aus. Frank Schuster (CDU) – als Steinmetz und Unternehmer vom Fach – wies in diesem Zusammenhang darauf hin, wie genau viele Unternehmen darauf achten, dass bei zu niedrigen Temperaturen eine Reihe von Baustoffen nicht mehr verarbeitet werden können, was wiederum zu Verzögerungen führen kann.