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Modellversuch Computer verteilt künftig Kinder auf Schulen

Das Amt für Statistik in Magdeburg hat ein Programm entwickelt, mit dem die Belegung der Grundschulen optimiert werden soll.

Von Martin Rieß 29.01.2017, 08:00

Magdeburg l In welche Schule werden die Erstklässler des Schuljahres 2018/19 eingeschult? Am Donnerstag hat der Magdeburger Stadtrat entschieden, dass die Stadtverwaltung für dieses Schuljahr das vom Amt für Statistik entwickelte Modell umsetzen kann. Dieses sieht eine Aufweichung der bisherigen Schuleinzugsbezirke vor.

Um nämlich die vom Stadtrat beschlossene maximale Stärke von Grundschulklassen mit 22 Schulkindern beim vorhandenen Netz an Schulen zu gewährleisten, soll künftig das Programm einen Vorschlag zur Zuordnung der Erstklässler liefern. Die Grundprämisse ist, dass keinem Schüler unzumutbare Schulwege aufgebürdet werden und dass die Gesamtsumme der Schulwege aller Kinder möglichst niedrig ausfallen soll.

Das bedeutet, dass manche Straßen von Jahr zu Jahr einer anderen Schule zugeordnet werden. Dabei dürfte es sich vor allem um jene Gebiete handeln, in denen die Grundschule nicht gleich um die Ecke ist und in denen mehrere Schulen in etwa gleich gut oder gleich schlecht zu erreichen sind.

Der Ausschuss für Bildung, Schule und Sport hatte im Vorfeld einen Änderungsantrag erarbeitet. Ausschussvorsitzender Bernd Heynemann (CDU) erläutert: „Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, dass die Regelung ab dem Schuljahr 2018/19 gelten solle.“ Der Ausschuss sprach sich aber dafür aus, zunächst einmal ein Jahr die Idee zu testen und dann weiterzusehen.

Zwar meldete sich Christian Hausmann (SPD) für die zweitgrößte Fraktion im Rat zu Wort, um seine Gegenposition deutlich zu machen: Eine Festlegung auf die jährliche Neuberechnung hätte für die Familien in den „Grenzgebieten“ zwischen den Einflusszonen der Grundschulen für Klarheit gesorgt, dass im übernächsten Jahr auch eine andere Grundschule die zugeordnete sein könnte. Doch dem mochte sich die Mehrheit der Räte nicht anschließen und votierte für die Variante mit einem Test-Schuljahr 2018/19.

Durchgefallen war der Vorschlag aus dem Ortschaftsrat Beyendorf-Sohlen. Der wollte festgeschrieben wissen, dass für die Kinder des Dorfes die Verbindungen des öffentlichen Personennahverkehrs festgeschrieben werden.

Hintergrund: Bislang besuchen die Kinder die Grundschule Lindenhof in Reform. Was wäre, wenn das Rechenprogramm die Grundschule Westerhüsen wegen einer geringeren Entfernung oder kleinerer Klassen auswürfelt, selbst wenn es seit Jahren keine Busverbindung nach Westerhüsen mehr gibt? Der Magdeburger Kulturdezernent Matthias Puhle machte aber klar: „Aspekte wie die Verkehrssicherheit können in das Programm eingebaut werden.“

Entsprechend können auch Aspekte aus dem Angebot des öffentlichen Personennahverkehrs berücksichtigt werden. „Und die letzte Entscheidung wird dann ohnehin im Stadtrat gefällt“, so der Kulturdezernent. Mit dem Wissen darum lehnten die Stadträte den Vorschlag aus Beyendorf-Sohlen bei elf Jastimmen und vier Enthaltungen ab.

Mit der Festlegung zunächst auf ein Testschuljahr und ohne Verankerung des Wunsches aus Beyendorf-Sohlen verabschiedeten die Stadträte bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen, die Zuordnung der Erstklässler für das Jahr 2018/19 nach dem neuen Modell erstellen zu lassen.

Damit können die Rechenmaschinen der Stadtverwaltung angeworfen werden: Das Programm wird jetzt mit den Daten zu allen Erstklässlern des betreffenden Schuljahrgangs gefüttert. Im jetzt anstehenden Frühjahr dürfte dann genau feststehen, welche Grundschüler aus welchen Straßenzügen welchen Grundschulen zugeordnet werden. Erstmals wäre dann ein mathematisches Modell Grundlage für die weitere Beratung und für die Entscheidung und nicht die Einschätzung mit politischen oder verwaltungstechnischen Hintergründen.

Unbenommen ist, dass Eltern unabhängig von der Zuordnung zu der einen oder anderen Grundschule ihr Kind auch für eine Einschulung in einer freien Schule im Stadtgebiet oder in der Region anmelden können.