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Stadtplan Alle Häuser in einem 3-D-Modell

Stadtplaner und Architekten bekommen in Magdeburg mit einem 3-D-Modell des Landes ein neues Werkzeug an die Hand.

Von Martin Rieß 23.02.2017, 00:01

Magdeburg l Das Landesamt für Vermessung und Geoinformation hat ein 3-D-Modell mit allen Gebäuden in Sachsen-Anhalt entwickelt. Bei der Landesbauausstellung vom 3. bis 5. März in den Magdeburger Messehallen wird es der Öffentlichkeit vorgestellt. Alle 1,7 Millionen Gebäude, die Landschaft und Landmarken sind aufgenommen worden.

Alle Dächer in Rot, die äußeren Formen der Bauwerke und Landmarken – Computerspiele oder touristisch motivierte Animationen mögen heute vielleicht eindrucksvoller wirken. Doch hinter dem Projekt steckt ein praktischer Nutzen, erläutert Landesbauminister Thomas Webel während einer ersten Präsentation des Vorhabens. „Mit diesem Werkzeug lässt sich beispielsweise überprüfen, wie die Lichtverhältnisse auf den Gebäuden zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten sind.“

Steffen Patzschke ist Referatsleiter und nennt einige weitere Beispiele: „Von Interesse ist das Modell natürlich zum einen für Stadt- und Raumplaner. Zum anderen ist beispielsweise der Lärmschutz eine interessante Anwendungsmöglichkeit.“ Grund: Mit der aus Bauwerken und dem Geländeprofilen modellierten Landschaft lässt sich errechnen, an welcher Stelle an einer Straße mit welcher Lärmbelastung zu rechnen ist. Das kann für einen nachträglichen Lärmschutz von Interesse sein, aber eben gerade auch für jene Architekten und Stadtplaner, die bestimmte Bereiche zum Beispiel mit einer Bebauung neu erschließen möchten.

Ein weiteres Beispiel ist der Hochwasserschutz. Anhand der Daten lasse sich ermitteln, wie sich ein Gebäude bei einer Überschwemmung im Wasser darstellt.

Und eine dritte Anwendung ist der Bau von Anlagen zur Nutzung von regenerativen Energien. Mit den angegebenen Dachformen samt deren Neigung und Ausrichtung lässt sich ziemlich genau bestimmten, wo sich die Installation von Sonnenkollektoren oder Solarmodulen besonders lohnt.

Deutlich wird an diesen Modellen: Die Anforderungen unterscheiden sich erheblich. Daher gibt es das Angebot in zwei Qualitätsstufen. Während für das visuelle Erlebnis, für detaillierte Informationen zu den Dächern eine höhere Qualität erforderlich ist, reicht bei anderen Anwendungen eine niedrigere Qualität. Das hat Auswirkungen auf den Preis. Denn während das Angebot für Kommunen kostenfrei ist, müssen Nutzer für private Zwecke zahlen. Ein einzelnes Objekt kostet bis zu 65 Cent.

Grund für die Kostenpflichtigkeit ist der erhebliche Aufwand, der hinter dem Angebot steckt. Es geht dabei nicht allein um die 6000 Euro, die Sachsen-Anhalt für die 3-D-Editor-Software ausgegeben hat. Daneben ging es auch darum, die vorhandenen Daten zusammenzuführen. In das Modell flossen digitale Oberflächenfotos, die Liegenschaftskarte, das digitale Geländemodell, das digitale Oberflächenmodell, die Ergebnisse von Laserscan-Messungen und von Bildflügen sowie von Gebäudegrundrissen ein. Die Höhen der einzelnen Objekte mussten eingearbeitet werden. Auf den 20.000 Quadratkilometern des Landes wurden unter anderem beim Laserscanning in den vergangenen Jahren für jeden Quadratmeter drei bis vier Messpunkte abgespeichert. Während in einem ersten Schritt die Daten automatisch verarbeitet wurden, war danach Handarbeit gefragt: Steffen Patzschke sagt: „Ein Beispiel sind viele Kirchendächer, die sich nur schwer auf eine Grundform wie Flach- oder Satteldach zurückführen lassen.“

Mit dem Bau am Modell ist derweil noch längst nicht Schluss. Es soll ständig aktualisiert werden. Das heißt: Wenn Häuser in Sachsen-Anhalt abgerissen oder neu gebaut werden, wird das auch in den Datensatz des neuen Angebots aufgenommen.