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Dombesteigung433 Stufen bis zum besten Blick Magdeburgs

Ende März beginnen wieder die Domturmführungen in Magdeburg. Der Organisator zeigt einen der höchsten Arbeitsplätze der Stadt.

Von Stefan Harter 12.03.2017, 08:00

Magdeburg l „Das wissen selbst die meisten Magdeburger nicht“, sagt Alexander Chartschenko und grinst spitzbübisch, wenn er wieder eine der Anekdoten erzählt, die er rund um den Dom kennt. Davon gibt es viele und auf dem Weg, die 433 Stufen auf den Nordturm hinauf, kann er einige davon zum Besten geben. Ab 31. März 2016 hat man wieder die Gelegenheit, mit ihm oder einem seiner 15 ehrenamtlichen Kollegen, darunter sieben Frauen, den höchsten Ort der Stadt zu erklimmen.

Neben den vielen Geschichten, die die Domführer aus dessen über 800-jähriger Geschichte zu erzählen haben, gibt es auch mit jeder Stufe etwas zu entdecken. Geheimnisvolle Inschriften aus längst vergangener Zeit oder skurril ausgewaschene Mauersteine zum Beispiel. Auch ein Blick auf die tonnenschweren Glocken des Doms wird den Turmbesteigern gewährt, eine gute Möglichkeit, um eine kurze Atempause einzulegen.

Als 1998 das erste Mal die Besteigung der Domtürme wieder möglich war, nutzte Chartschenko die Chance und war so begeistert, dass er sich gleich als Turmführer anheuern ließ. Seit dem Buga-Jahr 1999 steigt er mit den Besuchern hinauf, den Ausweis von damals hat er noch heute um. Er koordiniert die Einsätze der Ehrenamtler. Seit 2008 ist er zusätzlich auch allgemeiner Domführer.

„Wir Domführer sind die Repräsentanten der Domgemeinde“, sagt er, „wir stellen den Dom als Wahrzeichen und Identifikationsfigur der Stadt vor.“ 2016 gab es 196 Turmaufstiege mit circa 1700 Besuchern. Es gehen immer zwei Führer mit, einer vorn, der spricht, und einer am Ende, der aufpasst, dass keiner verloren geht. Wobei das spätestens in der engen Wendeltreppe kurz vor der Helmgalerie aus Platzgründen schwierig wird. Dort oben angekommen, hat man den besten Blick über die Stadt, der bei schönem Wetter bis zum Brocken reicht. „Viele wollen gar nicht wieder runter“, sagt Alexander Chartschenko.

Er liebt auch Vergleiche mit anderen berühmten Kirchenbauten wie Notre Dame oder dem Kölner Dom, vor denen sich der Magdeburger Dom keineswegs zu verstecken brauche. „Unsere Türme sind vollendet“, sagt er den Parisern oder „Unser Dom ist älter“ den Kölnern. „Die werden dann immer kleiner“, lacht er.

Seine älteste Besucherin war bislang 89 Jahre, erzählt er. Auch Leute mit Höhenangst hat er schon hinauf begleitet. Sein Lieblingsort ist allerdings nicht Teil der offiziellen Führung. Es ist die untere Glockenkammer, in der das „Domenica“ genannte Exemplar auf seinen erneuten Einsatz wartet.

Ein Ritual pflegt der 70-Jährige. Oben auf der Helmgalerie angekommen, ruft er bei seiner mittlerweile 93-jährigen Mutter an und grüßt sie aus luftigen Höhen.

Vor der Wende arbeitete er als Lehrer in der Ingenieurschule im heutigen Landtag. Damals schaute er immer zu den Domtürmen hinauf. „Ich hätte nie gedacht, heute von hier oben dort hinunter zu schauen“, sagt er und lächelt. Und wer nun denkt: „Da wollte ich schon immer mal hoch“, ab 31. März ist wieder Gelegenheit dazu.