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Aktionsjahr 2025 Magdeburgs Orte für die Kulturhauptstadt

Magdeburg will 2025 Kulturhauptstadt werden. Im Bewerbungsbuch ist nachzulesen, was in diesem Jahr passieren soll.

Von Martin Rieß 20.10.2020, 01:01

Magdeburg l Jetzt wird es ernst: Die Entscheidung darüber, welche deutsche Stadt im Jahr 2025 den Titel der europäischen Kulturhauptstadt tragen wird, fällt Ende Oktober 2020. Am 21. Oktober findet zunächst ein digitaler Jury-Besuch statt. Das bedeutet, dass sich einige derer, die über die Titelvergabe entscheiden, Magdeburg via Internet anschauen. Sie lassen sich Punkte vorstellen, die für Magdeburg relevant erscheinen.

Und dabei sind auch die Magdeburger gefragt. Am 21. Oktober 2020, 10 Uhr, ist dazu an der Kreuzung Ernst-Reuter-Allee/Breiter Weg Gelegenheit. „Wir wollen zeigen, wie bunt Magdeburg ist“, heißt es in der Einladung des Kulturhauptstadtbüros. Mit dabei sein sollen der CSD Magdeburg, die Syrische Kulturschule, die Initiativen Radkultur Magdeburg und Platz*machen, die Fußballerinnen des FFC und weitere Akteure.

Neben dem Kontakt mit der Jury geht es aber auch darum, was deren Mitglieder aus Mageburg lesen. Und dabei geht es um das zweite Bidbook, das zweite Bewerbungsbuch, das vom Kulturhauptstadtbüro in diesem Jahr verfasst und vor einem Monat bei der Jury abgegeben wurde. In dieser mehr als 100 Seiten umfassenden Schrift, die bislang nur unter dem Titel Force of Attraction in einer englischsprachigen Fassung vorliegt, heißt es unter anderem: „Die Magdeburger sind Pragmatiker. Sie lassen sich normalerweise nicht von Emotionen treiben. Aber sobald sie Feuer gefangen haben, tun sie alles, um ihre Träume mit starker Überzeugung zu verwirklichen.“

Genannt werden Programme und Projekte in einer Konkretheit, wie sie von den Magdeburgern in den vergangenen Monaten oft vermisst wurde. Hier eine kleine Auswahl.

▶ Eröffnung: Das Magdeburger Kulturhauptstadtjahr soll mit drei Tagesveranstaltungen vom 16. bis 18. Januar beginnen. Bewusst gewählt ist der erste Termin als emotionaler Tag in der Magdeburger Geschichte. Zum 80. Jahrestag der Zerstörung soll Europa eingeladen werden, um Magdeburg mit Musik und Programm auf den Straßen als einen Ort der Offenheit zu feiern. Am zweiten Tag steht die Region im Fokus, am dritten ist das große Eröffnungsfest mit großformatigen Figuren auf der Elbe.

▶ Sport: Warum soll sich eine Kulturhauptstadt nicht der Körperkultur im europäischen Maßstab öffnen? Unter anderem soll es eine eSports-Night geben, und der bisherige Magdeburger Stadtschreiber Jörg Menke-Peitzmeyer möchte mit großem Bühnenbild und Fans die größten Momente des Magdeburger Fußballs in Szene setzen. Der SCM möchte ein Jugend-Handballturnier der besonderen Art ausrichten: Eingeladen werden Mannschaften aus früheren und künftigen Kulturhauptstädten wie Aarhus, Esch, Istanbul, Maribor, Novi Sad, Timișoara und Veszprém.

▶ Arbeit: Über sechs Monate soll das Technikmuseum Heimstatt für ein Projekt sein, dass sich der Arbeit widmet. Zum einen gehe es darum, der Geschichte einer Generation gerecht zu werden, die ihrer Lebensarbeit durch den Zusammenbruch des Ostblocks beraubt wurde. Menschen aus der ehemaligen DDR, Arbeiter von heute, internationale Künstler und Experten aus Deutschland, Ungarn, Tschechien, dem Kosovo, Moldawien und Russland sollen aber auch zusammen eine Vision entwickeln, wie Leben und Arbeit im 21. Jahrhundert zusammenpassen können.

▶ Musik: Im Bewerbungsbuch ist Musik drin – und zwar an mehreren Stellen. Unter anderem möchte Die Marc-Sinan-Company den Versroman „Fredy Neptune“ des australischen Dichters Les Murray, der sich mit Folgen des Ersten Weltkriegs befasst, zu einem Orchester­epos mit Chören, Popmusik und neuer Musik entwickeln. Andere Bausteine sind die Audiosphäre, ein Camp für Songwriter, ein Festival der lokalen Veranstalter und das Theater Magdeburg mit vier Auftragswerken. Telemann und das Europäische Chorfest sind weitere Schlagwörter.

▶ Recht: Magdeburg ist die Stadt des Rechts. Nicht allein wegen Eike von Repgow und dem Sachsenspiegel. Auch wegen des Magdeburger Rechts. Gemeinsam werden sich Einheimische und Menschen aus Städten des Magdeburger Rechts unter anderem mit Meinungsfreiheit und Menschenrechten befassen. Das Magdeburger Recht war ein Punkt, dessen tiefere Ausarbeitung die Jury nach Auswertung des ersten Bewerbungsbuchs angeregt hatte.

▶ Erinnerungen: Die Geschichten der Menschen in Magdeburg sind ab dem Jahr 2022 gefragt. Erinnerungen und Erinnerungsstücke aus den vergangenen 70 Jahren sollen zusammengetragen werden. Im Jahr 2024 werden Partnerstädte beteiligt. Alle Erkenntnisse werden Teil der europäischen multiperspektive Ausstellung im Jahr 2025.

▶ Zucker und Salz: Thema und Spielort sind nicht allein die Stadt Magdeburg und Partner in der Ferne. Es geht auch darum, wie Magdeburg und die Region dank der fruchtbaren Böden und des Salzabbaus miteinander in Verbindung standen. Die Partner befinden sich in den benachbarten Landkreisen.