1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Rätsel um roten Teppich in Magdeburger See

Algenfarn Rätsel um roten Teppich in Magdeburger See

Feuerrot leuchtet der See im Stadtpark Magdeburg. Für die Stadt ist dieses Phänomen relativ neu.

Von Franziska Ellrich 22.02.2018, 00:01

Magdeburg l Wer dieser Tage durch den Magdeburger Stadtpark spaziert, sieht rot. Die Ausläufer des Adolf-Mittag-Sees sind mit einer rotbraunen Schicht bedeckt. Auf den ersten Blick wirken die großen, dichten Flächen wie Blütenblätter.

Die Volksstimme hat bei dem Leiter des Magdeburger Naturkundemuseums nachgefragt, worum es sich bei dem Teppich auf dem Wasser handeln könnte. Hans Pellmann kann weiterhelfen. Er geht davon aus, dass es der Große Algenfarn ist, der aktuell die Gewässeroberfläche bedeckt.

Bei der Schwimmpflanze handelt es sich um einen sogenannten Neophyten. Diese Art hat sich erst in den vergangenen Jahrzehnten in der Region etabliert. Erst seit 1870 kommt der Große Algenfarn in Deutschland vor. So wie es aktuell auf dem Adolf-Mittag-See aussieht, sei das Phänomen im Magdeburger Stadtpark relativ neu, wird auf Nachfrage bei der Stadt deutlich.

Um was es sich bei der roten Schicht handelt, ob die Pflanzen vielleicht für die Tierwelt gefährlich werden könnten und inwiefern jetzt reagiert wird, kann man bei der Stadt aktuell nicht beantworten. „Die Mitarbeiter des Umweltamtes waren vor Ort, um sich die Situation anzusehen“, erklärt Stadtsprecher Michael Reif.

Anschließend habe man Kontakt zum Gewässerkundlichen Landesdienst aufgenommen. Die Experten des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft sollen weiterhelfen. In der kommenden Woche erwarte man eine Rückmeldung, kündigt der Stadtsprecher an. Vorher wolle man keine Spekulationen abgeben.

Auch die Mitglieder des Magdeburger Anglervereins werden sich jetzt ein Bild von der Situation im Stadtpark Magdeburg machen. Das bestätigte der Vereinsvorsitzende Harald Rohr im Gespräch mit der Volksstimme. Als Pächter des Adolf-Mittag-Sees sei das für den Verein ein wichtiges Thema. Harald Rohr geht vorerst nicht davon aus, dass die Pflanzen negative Auswirkungen auf die Fische im See haben werden.

Dass der Farn sich in Deutschland so explosiv ausbreitet, ist ein recht neues Phänomen. Deswegen ist auch heute noch nicht klar, inwieweit der Algenfarn die heimische Pflanzen- und Tierwelt beeinflusst. Wer sich offensichtlich über die Schwimmpflanze im Stadtpark freut, sind die Nutria. Volksstimme-Leser Peter Hornemann hat beobachtet, wie die sogenannten Biberratten die roten Blätter „genüsslich fressen“, und das Ganze im Bild festgehalten.

Die rote Farbe nimmt der Algenfarn nur in den Wintermonaten an, wenn durch direkte Sonne und niedrige Temperaturen ein bestimmter Pflanzenfarbstoff gebildet wird. Meist sind die Farne hell- bis graugrün gefärbt. An den kleinen schwimmenden Farnen sollen die Cyanobakterien hängen, die sogenannten Blaualgen.

Diese dichten Algenbestände könnten jetzt ein weiterer Grund dafür sein, dass der Adolf-Mittag-See das Sorgenkind der Stadt Magdeburg bleibt. Bereits im Herbst 2017 sollte der See saniert werden. Der Adolf-Mittag-See muss dringend entschlammt werden. Doch dafür hatte sich keine Firma gefunden. Jetzt sind die Arbeiten für Oktober 2018 geplant.