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Alle an einen Tisch Kiez-Gipfel am Moritzplatz

Die Situation am Magdeburger Moritzplatz bewegt die Anwohner. Jetzt will Quartiersmanagerin Lisa Schulz alle Akteure zusammenbringen.

Von Franziska Ellrich 17.06.2017, 01:01

Magdeburg l Mehr als 100 Kommentare auf der Online-Plattform Facebook und jede Menge Leseranrufe folgten auf die Berichterstattung der Volksstimme unter dem Titel „Brennpunkt Neue Neustadt“. Dabei ging es um die Situation im Wohngebiet rund um den Magdeburger Moritzplatz. Bürger beschwerten sich über Lärm und Müll, die Polizei sprach von einer Vielzahl an Einsätzen und von verrohten Umgangsformen in diesem Bereich der Stadt.

Ob Zustimmung oder Widerspruch, eines ist offensichtlich: Das Thema bewegt die Magdeburger. Deswegen soll gleich Anfang der kommenden Woche ein gemeinsames Gespräch stattfinden. Die Quartiersmanagerin für Neustadt, Lisa Schulz, hat dafür die „Akteure vor Ort“ eingeladen. Auch ein Vertreter der neuen rumänischen Nachbarn, die in den vergangenen Jahren in großer Zahl in privatisierte Wohnblöcke im Bereich der Umfassungsstraße eingezogen sind, soll dann dabei sein.

Ein Leser, der seit 40 Jahren am Moritzplatz lebt, meldete sich bei der Volksstimme. Und erklärte: „Ich habe mich hier immer total wohl gefühlt, aber jetzt ist es fast nicht mehr zum Aushalten.“ Der 75-Jährige, der anonym bleiben möchte, könne nachts wegen des Lärms auf der Straße nicht mehr schlafen. Ihm graut schon jetzt vor Montagfrüh: Denn dann werde wieder einer seiner langjährigen Nachbarn ausziehen. „Alle verlassen das Viertel.“ Sein Wohnblock werde immer leerer. Wenn der 75-Jährige das Gespräch mit den Menschen auf der Straße sucht, morgens um 1 Uhr um Ruhe bittet, werde er ignoriert oder sogar beschimpft.

Lars Johansen vom Kulturzentrum Moritzhof direkt am Moritzplatz, der bereits in der ersten Berichterstattung zu Wort kam, veröffentlichte auf seiner Facebook-Seite noch einen Kommentar zur aktuellen Situation: „Ich habe zwar nicht gesagt, dass wir gar keine Probleme haben, aber auf Lösungsmöglichkeiten hingewiesen.“ Dazu würden für ihn Kulturprojekte gehören, um mehr gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Solche Projekte zu fördern sowie Sozialarbeiter mit Rumänisch-Kenntnissen einzusetzen würde Johansen zufolge bereits vieles lösen. Er erklärte weiter: „Und dass EU-Ausländer bisher keinen kostenlosen Sprachunterricht bekommen, sollte eigentlich auch ein lösbares Problem sein.“

Dass die Sprachbarrieren ein entscheidendes Problem darstellen, bestätigte auch ein Leser, der uns seinen Namen nennt, aber anonym bleiben möchte. Aus seinem Alltag kenne er die Situation an den Schulen in diesem Stadtteil ganz genau. Er sprach von Lehrern, die sich nicht mehr allein durch das Viertel trauen, von Autos, die zerkratzt werden und von Müll, der aus den Fenstern geschmissen wird.