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Altenpflege Helferin auf vier Pfoten

Katze Sissi lebt seit acht Jahren in einem Magdeburger Pflegeheim.

Von Michaela Schröder 11.01.2017, 00:01

Magdeburg l Senioren ein Lächeln aufs Gesicht zaubern? Das klingt nach einem Job für Katze Sissi. Die tierische Betreuerin gehört seit vielen Jahren zum Personal des Seniorenzentrums „St. Georgii“. Niemals allein, sanfte Streicheleinheiten, wann man sie möchte, und immer eine nette Person, die einen füttert. Das Leben der Katze Sissi hört sich traumhaft an. Die tierische Dame lebt seit fast acht Jahren im Seniorenzentrum „St. Georgii“ und ist dort gar nicht mehr wegzudenken.

„Ich freue mich jeden Tag Sissi zu sehen“, erzählt Altenpflegehelferin Cathrin Schumann-Bethge von ihrer etwas anderen Arbeitskollegin. Sie kümmert sich zusammen mit dem anderen Pflegepersonal um die zarte Katzendame und sorgt dafür, dass es ihr an nichts fehlt.

Sissis Besitzerin hatte 2009 einen Schlaganfall und konnte nicht mehr in die eigenen vier Wände zurückkehren. In der Pflegeeinrichtung in der Hans-Löscher-Straße fand sie ein neues Zuhause. Da Sissi die einzige Bezugsperson für die pflegebedürftige Seniorin war, entschloss man sich, auch Sissi aufzunehmen. „Für ältere Menschen hat es einen enormen Stellenwert, das Liebste, was ihnen geblieben ist, von zu Hause mitbringen zu können“, erzählt Pflegedienstleiterin Dagmar Walter.

Nach dem Tod von Sissis Besitzerin stand fest, der Vierbeiner soll bleiben. „Die sanfte Katze ist eine Bereicherung für die Bewohner, aber auch eine beliebte Kollegin der Pfleger“, so Dagmar Walter mit einem Schmunzeln. Natürlich mussten offene Fragen geklärt werden. Die meisten Seniorenheime, die bezüglich der Tierhaltung Bedenken haben, begründen dies mit dem Versorgungsaufwand für die Tiere, der Angst vor Allergien und Krankheiten bei alten Menschen sowie generellen hygienischen Bedenken. Doch für die Heimleitung von St. Georgii waren diese Punkte kein Hindernis. „Sissi hat ihren Platz in der Einrichtung gefunden und ist ein wichtiger Bestandteil von St. Georgii geworden. Sie ist ein Geschenk und keine Belastung. Sissi kennt unser Seniorenheim sehr gut. Es ist ihr Zuhause. Wir achten natürlich auf die Hygiene und darauf, dass das Tier regelmäßig beim Tierarzt ist, aber so spricht nichts dagegen, dass Sissi hier wohnt “, so Dagmar Walter. Die Heimleitung kommt für die Kosten der Katzendame auf. Aber auch viele Angehörige der Bewohner geben einen Obolus für das leibliche Wohl von Sissi. Cathrin Schumann-Bethge kümmert sich um die Impfungen und Tierarztbesuche von Katze Sissi. Den Futtereinkauf erledigen die Senioren gemeinsam mit dem Pflegepersonal auf ihren Spaziergängen. Bewohner Markus Radtke ist derzeit Sissis Ziehvater und kümmert sich um einen vollen Fressnapf.

„Die Verantwortung für ein Tier übernehmen zu können, lässt viele alte Menschen aufblühen“, berichtet Cathrin Schumann-Bethge. Durch die Arbeit für das Tier und den Kontakt mit dem Tier kommen die Senioren mit anderen Bewohnern in Kontakt, lassen sich in Gespräche verwickeln.

Die meisten Bewohner reagieren freudig auf sie. Auch sehr stille Bewohner beginnen in der Anwesenheit der Katze zu reden. Erinnerungen an vergangene Zeiten werden miteinander geteilt. Das Gefühl des weichen Fells, die Wärme des Tieres, aber auch der reine Anblick der Katze wirken beruhigend auf die Bewohner.

Jeder, der ein Haustier hat, weiß um seine positive Wirkung auf den Menschen. Sissi bewegt sich frei und darf auch in die Zimmer der Bewohner. Die Senioren gehen unglaublich behutsam mit der Katze um, passen etwa mit dem Rollator auf, wenn sie am Boden liegt. Doch Dagmar Walter weiß, nicht jede Katze ist für ein Leben in einem Seniorenpflegeheim geeignet. Sissi ist gutmütig, lässt viel mit sich tun, beginnt weder zu kratzen noch zu fauchen. Bestenfalls schnurrt sie. „Sissi ist eine Wohnungskatze und hat eine hohe Hemmschwelle. Ihre Mentalität passt einfach. Jüngere und noch sehr wilde Katzen würden zu viel Trubel und Unruhe verbreiten und die alten Menschen überfordern“, so die Pflegedienstleiterin.

Mittlerweile ist im Seniorenzentrum in der Hans-Löscher-Straße eine weitere Katze eingezogen. Eine beneidenswerte Arbeit, die daraus besteht, auf einer weichen Decke zu liegen und dabei auch noch gekrault zu werden - eine tierische Helferin der gemütlichen Art.