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Anna-Ebert-Brücke Von Löwen und Kratern in Magdeburg

Die Anna-Ebert-Brücke mit ihren Löwenskulpturen wird auf Vordermann gebracht. Die Geschichte des Bauwerks bewegt die Magdeburger.

Von Martin Rieß 13.07.2017, 01:01

Magdeburg l Maßarbeit leisten müssen dieser Tage die Steinmetze bei der Restaurierung der Anna-Ebert-Brücke. Passgenau müssen die Stücke gefertigt sein, damit sie als Ersatz in die noch vorhandenen Strukturen der Brücke unterhalb der Fahrbahn eingebaut werden können.

Das Problem: Teile der Sandsteinverkleidung sind nicht mehr vorhanden oder so stark beschädigt, dass sie nicht mehr ohne weiteres rekonstruiert werden können. Daher gibt es die Bitte der Akteure von der Brücke, dass Privatleute Dokumente, Fotos und ihr Wissen über den Zustand der Brücke vor den Veränderungen in den 1970er Jahren, zu Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und zu einer Bergung von Teilen aus der Alten Elbe im Jahr 1995 zur Verfügung stellen.

Dass die Brücke nicht mehr komplett ist, beweisen die Sandsteinlöwen als einige der bekannten Einzelteile. Birgit Mewes und Sven Riedel schreiben dazu: „Beim Betrachten der alten Aufnahmen fiel uns die Löwenskulptur im Bildvordergrund auf, welche der ähnelt, welche sich auf dem Gelände des Bauhofes Nord – Brückenbaumeisterei – in der Allerstraße befindet.“

Auch Henrik Meier verweist auf die Sandsteinskulptur im Bauhof: Es könne sich bei dieser – so es denn keine Nachbildung ist – um das Pendant auf der anderen Seite handeln.

Tatsächlich handelt es sich um wichtige Teile, die bei einem künftigen Sanierungsschritt der Brücke ab dem Jahr 2020 wieder zu Ehren kommen dürften – dann wenn nämlich auch der obere Bereich des Bauwerks restauriert werden soll. Dem Denkmalverzeichnis der Stadt Magdeburg ist zu entnehmen, dass die Brücke jeweils an ihren Enden von jeweils zwei monumentalen Löwenskulpturen geschmückt wurde. Mit ihren heraldischen Schilden symbolisierten sie Macht und Kraft. Derzeit befindet sich auf der Brücke nur noch die auf der nordöstlichen Brückfelder Seite. Diese Löwenfigur wurde zwar im Jahr 2004 restauriert – dennoch sind die starken Schäden durch Witterung und Luftverschmutzung deutlich zu erkennen. Auf dem Wappen trägt dieser Löwe den Reichsadler.

Zwei weitere geschädigte Figuren – und hier kommt der Bauhof ins Spiel – seien geborgen und eingelagert worden, heißt es im Denkmalverzeichnis. Die stadtseitigen Löwen trugen ursprünglich das Stadtwappen und Erbauungsjahr im Schild, die ostseitigen neben dem Reichsadler ebenfalls ein Stadtwappen.

In einer weiteren E-Mail an die Volksstimme-Redaktion geht es um die Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis heute zeugt eine Vertiefung im Uferbereich der Alten Elbe von den Explosionen im Jahr 1945.

In dem Schreiben heißt es nun: „Ich kann aus den Berichten meines Vater zum Kriegsende entnehmen, dass die Brücke mehrere Granat- oder Bombentrichter auf der Seite zum Werder aufweisen musste.“ Im Stadtpark befand sich das Heereszeugamt. Hier lagerten militärische Dinge, aber auch Lebensmittel. Letztere waren nach dem Kriegsende das Ziel der Menschen. In diesem Zusammenhang waren die Bombentrichter am Werder Thema. „Wir wohnten zu der Zeit in der damaligen Bromberger Straße.“

Nach dem Krieg wurde die neben der Brücke auf der Werderseite befindliche Badeanstalt Katerbow abgerissen. Später ereignete sich ein Unfall mit einem Müllwagen, der in die Elbe stürzte.