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Bauprojekt Letzte Schlacht um den Schlachthof

Investor und Stadt streiten über weitere Handelsflächen im Baudenkmal an der Magdeburger Liebknechtstraße.

Von Martin Rieß 30.11.2016, 00:01

Magdeburg l Neben Wohnhäusern möchte die Saller Group auf dem Gelände des Schlachthofs in Magdeburg zwei denkmalgeschützte Hallen für den Einzelhandel nutzen. Dass jetzt ein Vorschlag aus der Stadtverwaltung vorliegt, die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter zu begrenzen, stößt bitter auf. Nächste Runde in der Schlacht um das alte Schlachthofgelände: Nachdem der Grundstückseigentümer Saller Group aus Weimar in den Jahren 2011 und 2013 mit seinen Vorschlägen, ein 15 000 Quadratmeter umfassendes Fachmarktzentrum zu entwickeln, gescheitert war, hat das Unternehmen nachgebessert.

Herausgekommen ist eine Bebauung mit 31 Reihenhäusern, vier Stadtvillen mit jeweils acht Wohnungen, 162 Wohnungen für das Konzept „Service und Wohnen“, ein 1000 Quadratmeter großer Spielplatz und im ehemaligen Rinderetagenstall und der Kleinviehmarkthalle sowie modernen Anbauten ein Ein-zelhandelszentrum für den neuen Stadtteil mit 4200 Quadratmetern Verkaufsfläche. Zwar waren hier bereits einmal „zentrumsrelevante Sortimente“ von der Stadtpolitik aus dem Konzept gekippt worden, doch dieser Beschluss wurde später wieder aufgehoben.

Dass nun aber die Verwaltung einen Vorschlag vorgelegt hat, nur 800 Quadratmeter Verkaufsfläche zuzulassen, stößt dem Investor bitter auf. Projektsteuerer ist Andreas Barth von der Saller Group, und er sagt: „Der Rinderetagenstall und die Kleinviehbörse stehen unter Denkmalschutz.“ Es handelt sich um jene beiden Gebäude, die auf dem Weg zu Kaufland rechterhand auf der Freifläche stehen. Der Projektentwickler sagt: „Wenn diese Gebäude gerettet werden sollen, dann lässt sich das nur über Einzelhandelsflächen finanzieren.“

Morgen wird sich der Bauausschuss mit dem Thema befassen, am 8. Dezember der Stadtrat, Andreas Barth hat mit allen für ihn greifbaren Kommunalpolitikern inzwischen gesprochen und hofft, dass sie im Sinne seines Projektes die Begrenzung kippen werden. Er sagt: „Diese Begrenzung wäre absurd, da die kleinere der Hallen bereits eine Fläche von weit über 900 Quadratmetern hat.“

Die Investoren haben ihre Idee mit dem Denkmalschutz abgestimmt, nach dem der Rinderetagenstall mit einem gläsernen Vorbau versehen wird, und bei dem die Kleinviehbörse rechterhand vor einem kleinen Stadtplatz hervortritt (siehe Visualisierung). Andreas Barth sagt: „So wird es möglich, die Baudenkmale für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen.“

Der Verein „Bürger für Stadtfeld“ unterstützt inzwischen die Idee des Weimarer Investors. In einem offenen Brief an die Fraktionen im Magdeburger Stadtrat macht Vorsitzender Thomas Opp deutlich, dass man das Vorhaben der Saller-Gruppe unterstützt und nichts von der Begrenzung auf 800 Quadratmeter hält. Zwar war der Bürgerverein ab dem Jahr 2011 ein entschiedener Gegner des Baus eines Fachmarktzentrums. Mittlerweile liege der Schwerpunkt der gesamten Revitalisierung des Schlachthofquartiers aber auf dem Bau von Wohnraum.

Auf Nachfrage der Volksstimme sagte gestern Baudezernent Dieter Scheidemann: „Die Planungshoheit liegt natürlich beim Stadtrat. Und dessen Beschlüsse wird die Verwaltung umsetzen.“ Will heißen: Wenn der Stadtrat die Zahl von 4200 Quadratmetern Einzelhandelsfläche beschließt, dann können diese auch gebaut werden. Andreas Barth jedenfalls lässt keinen Zweifel daran, dass es nur eine Komplettlösung gebe: „Einen Bau von Wohnhäusern ohne die von uns geplante Einzelhandelsversorgung für den Stadtteil wird es nicht geben.“

Hier finden Sie Bilder von einem Rundgang durch die leeren Hallen.