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BauprojektSorge um die „Wirkmacht“ des Doms

Zur ersten Nachbesserung des Bebauungsplans „Breiter Weg Südabschnitt“ bliesen die Grünen im Magdeburger Stadtrat zur Attacke aufs Projekts.

Von Katja Tessnow 27.02.2017, 00:01

Magdeburg l „Es geht um einen der spannendsten und wichtigsten Bebauungspläne für die Stadtentwicklung der kommenden Jahre“, leitete der Grüne Tom Assmann gewichtig ein, bevor er zum Schlag aufs Bauvorhaben zweier Genossenschaften und der stadteigenen Wobau ausholte, den er zunächst sanft in einen „kleinen Haken“ an der Sache verpackte. „Links und rechts der neuen verlängerten Haeckelstraße sollen 33 Meter hohe Gebäude entstehen. Direkt neben dem Magdeburger Dom werden also zwei Türme aufragen, die das bedeutendste Magdeburger Bauwerk verdecken und verstecken.“ Die Stadtsilhouette würde regelrecht durchrissen von den beiden Betonklötzen, obendrein „nicht unbedingt schön geplant“. Sinngemäß setzte Assmann fort, dass er die beiden Türme nicht nur potthäßlich finde, sie – jetzt wörtlich – „die Lebensqualität vor Ort verschlechtern“ und modernen, menschlichen Ansprüchen für die Interaktion zuwiderliefen. Der geplante Handstreich der Grünen in Antragsform: „Die Gebäudehöhen sind auf die maximal 22 Meter der angrenzenden Bereiche entlang des Breiten Weges herabzusetzen.“

Assmanns Vortrag wurde von missbilligendem Geraune aus den Reihen von CDU und SPD begleitet. Der Baubeigeordnete Dieter Scheidemann (parteilos) intervenierte nach Kräften. Der Bebauungsplan sei im Stadtrat längst beschlossen und seit Juli 2016 rechtskräftig. „Heute geht es nur noch um nötige Änderungen im Detail.“ Scheidemann prophezeite Regressforderungen der Bauherren gegen die Stadt, würden jetzt grundlegende Parameter ihrer Planungen nachträglich angegriffen.

Eine Debatte zur Sache ersparte sich der mehrheitlich ohnehin entschlossene Rat und watschte die Grünen für ihre verspätete Attacke auf die Baupläne gnadenlos ab. Der Antrag fiel bei nur fünf Grünen-Stimmen und vier Enthaltungen (Linke) durch.

Gänzlich ohne Worte folgte der Rat bei vielen Enthaltungen von Grünen und Linken sodann den beiden angetragenen B-Plan-Änderungen. Sie schaffen Baufreiheit für das große Parkhaus an der Ecke Breiter Weg/Leibnizstraße. Es soll rund 430 Stellplätze zählen und ist in dieser Dimension in einem „Mischgebiet“ (Wohnen und Gewerbe) nicht zulässig. Deshalb weist die Stadt den Bauplatz fürderhin an „Sondergebiet Parkhaus“ aus. Änderung zwei ermöglicht den Bau einer Erschließungsstraße zwischen verlängerter Haeckel- und Keplerstraße. Sie ist unter anderem als Anliefertrasse für Geschäfte erforderlich.