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Bebauung So plante Krayl den Uniplatz

Schon vor 90 Jahren wurde öffentlich über die Gestaltung des Uniplatzes in Magdeburg debattiert. Architekt Carl Krayl fertigte Entwürfe an.

29.09.2016, 13:00

Magdeburg l Seit Wochen wird über die geplante Bebauung des Uniplatzes debattiert. Nun verdeutlichen Recherchen von Wissenschaftlern des Kulturhistorischen Museums Magdeburg, dass ähnliche Diskussionen bereits in den 1920er-Jahren geführt wurden. Das geht aus einem Text zum Begleitbuch einer kommenden Sonderausstellung in dem Museum hervor.

Buch und Museumsschau (27. Oktober 2016 – 12. Februar 2017) tragen den Titel „Bunte Stadt – Neues Bauen. Die Baukunst von Carl Krayl“. Krayl war 1921 unter Stadtbaurat Bruno Taut Leiter des Entwurfsbüros im Hochbauamt der Stadt Magdeburg geworden. In dem Text von Dr. Michael Stöneberg, dem Projektleiter und Kurator der Sonderausstellung, und Katharina Lidl werden die damaligen Pläne von Krayl erläutert.

„Das Entwurfsbüro des Hochbauamtes Magdeburg entwickelte unter der Leitung von Bruno Taut 1921-1923 drei Projektideen für Hochhäuser, bei denen sich städtebauliche Überlegungen mit dem Ziel verbanden, durch die Schaffung von Büroräumen auch die Wohnungsnot zu lindern“, heißt es in dem Text. „1921, gleich im ersten Jahr von Bruno Tauts Tätigkeit als Stadtbaurat, wurde er durch die Stadtverordnetenversammlung und den Magistrat von Magdeburg beauftragt, ein erstes entsprechendes Projekt zu entwickeln.“

So sei für den Kaiser-Wilhelm-Platz, so hieß der heutige Universitätsplatz damals, der Entwurf für ein Hochhaus entstanden, „mit dem nicht nur ein neuralgischer Punkt der nördlichen Stadt akzentuiert werden sollte“, schreiben Stöneberg und Lidl. Der Entwurf war eine Gemeinschaftsarbeit von Bruno Taut, Carl Krayl und Kurt Schütz. Der Komplex sollte anstelle einer kleinen Grünanlage mit Kaiserdenkmal gleichzeitig auch einen großen visuellen Abschluss für die alte Nord-Süd-Magistrale Magdeburgs bilden, den Breiten Weg.

Tauts Planung, im September 1921 öffentlich vorgestellt und auch in seiner Zeitschrift "Frühlicht" publiziert, fand zwar große Zustimmung, blieb aber unausgeführt.

Danach passierte einige Jahre nichts. Jedoch kam Krayl 1927 auf die Idee zurück, einen Akzent am nördlichen Zugang zur Altstadt zu setzen – und veröffentlichte seinen Entwurf 1927 in der Volksstimme. „Anders als beim Projekt des Hochbauamtes 1921 setzte er nun kein einzelnes Hochhaus direkt in die Achse des Breiten Weges, sondern gruppierte ein Ensemble um den Platz herum. Den Hauptakzent bildet ein fast 30-stöckiger Büroturm, welcher gerahmt wird von drei 16-geschossigen Wohnhochhäusern und zwei 12-geschossigen Bürohäusern, die durch ihre seitliche Lage nach außen als Platzwand fungieren“, schreiben Stöneberg und Lidl. Dieser Entwurf habe aber kein konkretes Planungs- oder Bauvorhaben zum Anlass gehabt und sei wohl eher als Ausdruck grundsätzlicher städtebaulicher Überlegungen zu werten.

Ähnliche Überlegungen wie für den Uniplatz hat es auch für andere Punkte in Magdeburg gegeben. Ein vergleichbares Projekt stellte etwa das 1922 entworfene Hotel- und Geschäftshaus „Stadt Köln“ dar. „Es war für den Damaschkeplatz vorgesehen, um in der Nähe des Hauptbahnhofes als Zwölfgeschosser den Übergang von der Altstadt nach Westen zur Wilhelmstadt, dem heutigen Stadtfeld, zu akzentuieren.“ 1922/23 erarbeitete das Team um Bruno Taut auch einen städtebaulichen Entwurf für die Bebauung des Areals der zum Abbruch bestimmten Zitadelle auf der Elbinsel zwischen Elbufer und Winterhafen direkt gegenüber der Altstadt.

Das Buch „Bunte Stadt – Neues Bauen. Die Baukunst von Carl Krayl“ (herausgegeben von G. Köster / M. Stöneberg) soll Ende Oktober im Deutschen Kunstverlag erscheinen.