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Bildung Magdeburg will Nerudaschule öffnen

Um den Platzproblemen an den Integrierten Gesamtschulen in Magdeburg Herr zu werden, will die Stadt die alte Nerudaschule reaktivieren.

Von Stefan Harter 10.03.2016, 00:01

Magdeburg l Nach Ostern wird es ein Gespräch zwischen Stadtverwaltung und Landesschulamt geben, bei dem es um die Wiedereröffnung des seit mehreren Jahren leerstehenden Schulgebäudes der früheren Nerudaschule im Stadtteil Neustädter See gehen wird. Dies teilte Matthias Puhle, Beigeordneter für Kultur, Schule und Sport, auf der Sitzung des Bildungsausschusses am Dienstag mit.

Hintergrund für die Reaktivierung der ehemaligen POS „Pablo Neruda“ sind die bereits hohen und nun sogar steigenden Anmeldezahlen für die beiden IGS in Magdeburg. Doch sowohl „Regine Hildebrandt“ am Neustädter See als auch „Willy Brandt“ in Stadtfeld sind mehr oder weniger voll. In Nord werden aktuell über 1000 Schüler in zwei Gebäuden unterrichtet, in dem Haus am Westring sind es circa 850 Schüler.

Gerade an letzterem Standort scheiden sich seit Jahren die Geister, weil die Räume nach Aussage der Schulleitung bereits jetzt nicht ausreichen. Zuletzt hatte es im Januar auf einer Bürgerversammlung eine Aussprache zu dem Thema gegeben. Bei dieser hatte Schulleiterin Corinna Ulitzka wiederholt darauf hingewiesen, dass die ihr zugeteilten Räume nicht genügen.

Im Nachgang hatte Matthias Puhle den Stadträten eine Information vorgelegt, in der er der Schulleitung die Schuld für die Raummisere gab. Darüber wurde am Dienstag im Ausschuss ausgiebig diskutiert. Linken-Rat Oliver Müller kritisierte Puhles Ton, den er in dem Schreiben angeschlagen hatte. Er sei darüber „unangenehm berührt“ gewesen, sagte er. Auch Grünen-Rat Jürgen Canehl griff den Beigeordneten an und warf ihm vor, die berechtigte Kritik an den Zuständen auf die Schulleitung abwälzen zu wollen. Die „Vielzahl von Vorwürfen zerplatzen alle“, wenn man genauer hinschaue, sagte er.

Das sieht offenbar auch das Landesschulamt so. Dessen Direktor, Torsten Klieme, schickte dem Magdeburger Beigeordneten einen Brief, den dieser in der Ausschusssitzung auf Nachfrage verteilte. Darin spricht Klieme von „inhaltlichen Korrekturen“, die an der Informationsvorlage notwendig seien. Er sieht die Stadt als Schulträger in der Verantwortung, den vielfachen Elternwunsch nach einem Platz an einer IGS zu lösen.

„Eine vermehrte Zuweisung von Schülern an die IGS ‚Regine Hildebrandt‘ hätte in der Vergangenheit das Problem nur an einen anderen Standort verlagert und die dort schon angespannte Situation verschärft“, stellt er fest. Im Interesse der Eltern, Schüler und Lehrer „sollte es der Stadt gelingen, praktikable Lösungen für die Raumprobleme an beiden Gesamtschulen zu finden“, erklärt Klieme.

Diese „praktikable Lösung“ ist aus Sicht der Stadt nun die Nerudaschule. Offiziell gibt es sogar bereits einen Beschluss des Stadtrats das Gebäude als Außenstelle der IGS „Hildebrandt“ zu nutzen. Deren Schulleitung hat aber bislang von sich aus erklärt, dass die aktuell sechszügige Beschulung in den beiden vorhandenen Schulhäusern möglich ist.

Grund könnte der Zustand der Nerudaschule sein, die kaum aussieht, als ob sie noch für den Unterricht geeignet ist. „Wir könnten dort relativ schnell Räume zur Verfügung haben. Wir sind sicher, dass wir damit den Anstieg bewältigen können“, erklärte Matthias Puhle im Bildungsausschuss. Man wolle so auch „eine nicht mehr zu händelnde Situation“ vermeiden. Wenn die neue Schulentwicklungsplanung für die kommenden Jahre voraussichtlich im zweiten Quartal vorgelegt wird, soll die Wiedereröffnung bereits eingearbeitet sein, kündigte er an.

Jens Krüger, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport, kam im Lauf der Diskussion sogar zu der Ansicht, dass „man über eine dritte IGS nachdenken muss“. Gleichzeitig wies er allerdings auch darauf hin, dass diese Schüler dann an den neuen Gemeinschaftsschulen (vormals Sekundarschulen) fehlen würden. Diese hätten mitunter zu kämpfen, die bestandssichernde Zahl von 40 Schülern pro Jahrgang zu erreichen, erklärte er, „einige liegen bereits jetzt deutlich darunter“. Dann würden auch Entscheidungen notwendig sein, welche Gemeinschaftsschulen es nicht mehr geben wird, warnte er.

Um zumindest die Raumsituation im Schulgebäude am Westring noch einmal ausführlich auch mit den Betroffenen zu diskutieren, werden zur nächsten Ausschusssitzung am 12. April nun die Schulleiterinnen der IGS „Willy Brandt“ und der Grundschule „Am Westring“ sowie Vertreter des Landesschulamts eingeladen.