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Botanik Magdeburg - eine Stadt, eine Rose

Es ist wie ein botanischer Ritterschlag, wenn eine Rose einen speziellen Namen trägt. Magdeburg gehört zu dem erlauchten Kreis.

Von Peter Ließmann 08.06.2017, 01:01

Magdeburg l Sie heißt ganz einfach „Magdeburg“ und ist eine Teerose, genauer ein „Teehybrid“, eine Klasse innerhalb der Kulturrosen, die durch Kreuzungen von chinesischen Teerosen mit europäischen Rosensorten im 19. Jahrhundert gezüchtet wurden. Und sie ist ein echtes DDR-Eigengewächs. Die Volksstimme stattete ihr am Mittwoch einen Besuch ab.

1988 wurde die Rose „Magdeburg“ im „Volkseigenen Gut Saatzucht (VEG/S) Baumschulen Dresden“ unter der Leitung von Dr. Eckhart Haenchen gezüchtet und auch als eigenständige Rose zugelassen. Wie aus dem „Rosen-Jahrbuch 1990“ des Rosengartens Dresden hervorgeht, war es in der DDR beileibe nicht gerade einfach, Rosen zu züchten. Nach 1945 brach immer mehr der Kontakt zu den Rosenzüchtern im „Westen“ ab, es war schwierig, finanzielle Mittel für die Rosenzucht zu bekommen, auch Sorten vom internationalen Markt konnten kaum beschafft werden. Dennoch entwickelte sich in der DDR eine eigenständige Rosenzüchtung, die rund 100 Rosensorten hervorbrachte.

Eine davon war die Rose „Magdeburg“. Die übrigens einen für die DDR politisch korrekten Namen trägt. Im DDR-Sortenschutzgesetz war festgelegt, dass eine Rose nur einen Namen tragen darf, der nicht „gegen die Grundsätze der sozialistischen Ordnung“ verstoße. Namen etwa von Königen, aus der Märchenwelt, von bundesdeutschen Städten oder von „verdächtigen“ Feiertagen wie „Muttertag“ oder „Vatertag“ waren unerwünscht. „Magdeburg“ passte da sehr gut und war komplett unverdächtig. Aber die Rose „Magdeburg“ ist ein nicht gerade einfaches Pflänzchen.

Sie entwickelt zwar eine „edle und gefüllte Blüte“, wie aus dem Rosenregister des renommierten „Europa-Rosariums Sangerhausen“ hervorgeht, sie ist aber ein echtes „Sensibelchen“, weil sehr krankheitsanfällig. Folglich muss die Rose „Magdeburg“ besonders gepflegt werden, etwa mit Hilfe von Pflanzenschutzmitteln.

Dieser Umstand wiederum führt dazu, dass die Rose „Magdeburg“ in den öffentlichen Anlagen von Magdeburg nicht anzutreffen ist. Da es im öffentlichen Raum nicht möglich sei, mit Pflanzenschutzmitteln zu arbeiten, sei es nicht ratsam, die Rose in Magdeburgs öffentlichen Gärten und Parkanlagen zu pflanzen, meint Magdeburgs zuständiger Beigeordneter Dieter Scheidemann.

Wer die Rose aber dennoch sehen möchte, muss in den Elbauenpark gehen. Im dortigen Rosengarten hat auch die Rose „Magdeburg“ ein Plätzchen gefunden. Man muss sie zwar etwas suchen, ein Mitarbeiter des Elbauenpark-Gartenteams konnte am Mittwoch aber helfen und die spröde Schönheit vorstellen.

Wer wissen möchte, welchen Duft die Rose „Magdeburg“ verströmt und seine Nase an die Blüte hält, wird erstaunt - und enttäuscht sein: sie riecht nicht, hat also keinen Duft.