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Breiter Weg Bau des Domviertels verzögert sich

Noch in diesem Jahr sollten sich die Kräne über dem neuen Domviertel drehen. Doch daraus wird nichts. Neuer Starttermin: 2017.

Von Martin Rieß 16.07.2016, 01:01

Magdeburg l Entlang dem Breiten Weg soll zwischen Danz- und Keplerstraße ein neues Domviertel in die Höhe wachsen. Die Bauherren stehen zwar in den Startlöchern und würden lieber heute als morgen mit dem weiteren Aushub für die Fundamente ihrer neuen Häuser beginnen – doch auf dem größten Teil des Geländes sind weitere Arbeiten derzeit nicht möglich.

Grund: Wichtige Leitungen der Städtischen Werke Magdeburg (SWM) müssen noch verlegt werden. Anja Keßler, Assistentin der Geschäftsführung des Unternehmens, erläutert: „Bei der Maßnahme im Domviertel handelt es sich um Um- und Neuverlegemaßnahmen im Rahmen eines koordinierten Leitungsplans.“ Dass die Arbeiten nicht längst ausgeschrieben waren, hat mit den Fördermitteln zu tun.

Sonst ist es für ein privatwirtschaftliches Unternehmen wie die SWM, die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (Wobau) oder die beiden beteiligten Genossenschaften Magdeburger Wohnungsgenossenschaft (MWG) und Wohnungsbaugenossenschaft „Otto von Guericke“ übrigens kein Problem, wichtige Aufträge auch ohne Ausschreibung zum Beispiel an bewährte Partner­unternehmen zu vergeben. Doch in diesem speziellen Fall ist das nicht so einfach möglich. Grund: Für den Abriss werden Fördermittel aus dem Stadtumbau-Programm genutzt. Und bei denen ist für große Posten eine Ausschreibung zwingend erforderlich. Der Gesetzgeber will damit verhindern, dass durch eine Vergabe von Aufträgen ohne Ausschreibung öffentliche Mittel verschwendet werden.

Erst nachdem jedenfalls der Bescheid über die Fördermittel im Rahmen eines öffentliches Vergabeverfahrens vorlag, konnte die Ausschreibung erfolgen. Denn erst dann war klar, unter welchen Rahmenbedingungen die Verlegung der Leitungen, die große Teile der Innenstadt versorgen, erfolgt.

Anja Keßler-Wölfer sagt: „Die vorgeschriebene öffentliche Ausschreibung und Vergabe dauert voraussichtlich drei Monate.“ Zu Ende gehen wird die Ausschreibung im Herbst.

Nachdem eine Firma den Zuschlag erhalten haben wird, kann sie erst das Material bestellen. Und bis dieses dann tatsächlich vor Ort ist, ist spätestens die Heizperiode über der Magdeburger Innenstadt hereingebrochen. Da es sich um sehr bedeutsame Leitungen handelt, können diese in dieser Zeit nicht einfach so vom Netz genommen werden. Speziell geht es hierbei um die Gas- und um die Fernwärmeleitungen. Die Folge: Deren Umverlegung wird erst nach dem Ende der Heizperiode stattfinden können. „Die Bauzeit wird voraussichtlich neun Monate umfassen“, gibt Anja Keßler-Wölfer schon einmal einen Blick in den Kalender des kommenden Jahres preis.

Karin Grasse ist Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft „Otto von Guericke“ . Sie bedauert die Verzögerung: Ursprünglich habe ihr Unternehmen Ende dieses, Anfang kommenden Jahres mit den Arbeiten an dem Komplex zur Danzstraße hin beginnen wollen. Sie sagt: „Sämtliche konkreten Absprachen zu Terminen, Baufeldern usw. sind noch nicht erfolgt. Somit können wir alle noch nicht real sagen, wann wir beginnen können.“

Thomas Fischbeck, Vorstand der Magdeburger Wohnungsgenossenschaft, hatte mehrfach das Jahr 2016 als Wunschbaustart genannt. Jetzt peilt er einen Baubeginn im ersten Halbjahr 2017 an. Da der erste Wunsch des Bauherrn nicht in Erfüllung gehen wird, hat er jetzt einen anderen: Gleich nach Vergabe des Auftrages zur Umverlegung der Leitung im Oktober dieses Jahres sollte – sofern das technisch möglich ist – mit der Verlegung der neuen Leitungen im Fußweg begonnen werden, so dass nach der Heizperiode quasi nur noch der Umschluss und der Rückbau der alten Leitungen erfolgen muss. Das würde eine deutliche Bauzeitverkürzung bedeuten. Ob das möglich ist, muss erst noch geprüft werden.

Die SWM jedenfalls haben bislang alles getan, um den Gesamtprozess zu beschleunigen, heißt es auch seitens der MWG. Das werde auch in Zukunft so sein. Ansonsten überplant die MWG derzeit aufgrund der Wünsche künftiger Mieter einige Grundrisse in ihrem Teil des neuen Domviertels, das sich von der Haeckelstraße Richtung Danzstraße bis zum Komplex der Guerickegenossenschaft erstreckt. Derzeit arbeitet die MWG parallel an der Ausführungsplanung. Seit Juni liegt Baurecht vor.

Übrigens: Von Interesse werden die Arbeiten im Boden für die Leitungen ebenso wie später für die Fundamente der Häuser nicht zuletzt für die Archäologen sein. Sie haben beim Abriss der Gebäude bereits den Untergrund im Blick gehabt, hatten unter anderem Reste von Handwerksstätten und Scherben gefunden. Besonders bedeutsam war dabei auch die Freilegung eines hochmittelalterlichen Vorgängers des Breiten Wegs, der sich noch außerhalb der Stadt vor den Mauern des erzbischöflichen Magdeburgs befunden hat.

Vor zwei Jahren hatte der Abriss des ersten Genossenschaftsblocks auf dem Gelände begonnen. Zwei Eingänge gegenüber dem Bürgerbüro Mitte, der Ausländerbehörde und einem benachbarten Gebäude gehörten der MWG, zwei Eingänge des Achtgeschossers in Richtung Danzstraße der Otto-von-Guericke-Genossenschaft.