Bürgerbüros Aus fünf mach drei

Das Bürgerbüro Mitte öffnet Montag in Magdeburg am neuen Standort. Derweil wird über die Zukunft der Bürgerbüros weiter diskutiert.

Von Stefan Harter 17.10.2016, 01:01

Magdeburg l Ab 8 Uhr empfangen die Mitarbeiter des Bürgerbüros Mitte am heutigen Montag die Kunden am neuen Standort in der Leiterstraße 2a. Am Freitag ließ die Verwaltung Pressevertreter bereits hinter die Kulissen blicken. Dabei erklärte Magdeburgs Ordnungsbeigeordneter Holger Platz der Volksstimme auch, wie es um die Zukunft der Bürgerbüros in der Stadt steht.

Vor wenigen Tagen gab es einen nicht-öffentlichen Workshop mit den Stadtratsfraktionen, dabei stellte die Stadt ihr Konzept vor. Demnach soll es künftig nur noch drei Anlaufstellen für Bürgeranliegen geben. Die Bürgerbüros Mitte, Süd und Nord sollen erhalten bleiben. West und Ost würden aufgegeben werden.

Grund ist ein Paradigmenwechsel in der Verwaltung, wie Holger Platz erklärte. Während früher die Ortsnähe das Leitbild war, steht heute die Verlässlichkeit und die gute Erreichbarkeit im Mittelpunkt. Die kleinteilige Struktur ist zudem anfälliger für Störungen, so Platz. Immer wieder hatten hohe Krankenstände den Betrieb eingeschränkt.

Das Bürgerbüro Mitte wird definitiv in das neue Domquartier am Breiten Weg ziehen. „Wir wollen dorthin. Das wird aber noch einige Jährchen dauern“, sagte Platz. Bis dahin sei man in der Leiterstraße aber unter besten Bedingungen untergebracht. Süd wird nach der Fertigstellung voraussichtlich Mitte kommenden Jahres im Börde-Park zu finden sein. Bis dahin sind Einrichtung und Mitarbeiter vorerst in Mitte stationiert.

Diskussionen gibt es noch über den künftigen Standort des Bürgerbüros Nord. Das könnte entweder im Gesundheitsamt bleiben, in die benachbarte Postfiliale ziehen, die aktuell zum Verkauf steht, oder auf Vorschlag von Stadträten auch in den Flora-Park wandern. „Wenn wir drei machen, dann auch welche, die sich sehen lassen können“, fasste Platz zusammen.

Die Entscheidung zur Strukturreform kann die Verwaltung im Prinzip im Alleingang fällen, erklärte Platz. Da aber auch Miet- oder Kaufverträge eine Rolle spielen, wird der Stadtrat ein Wörtchen mitreden können. In den Fraktionen kommt die Dreierlösung jedoch nicht gut an. Wigbert Schwenke, Vorsitzender der CDU/BfM/FDP-Fraktion, erklärt auf Volksstimme-Anfrage: „Wir sehen derzeit keine Notwendigkeit die Struktur zu ändern.“ Lange Wege sollten vermieden werden. Jens Rösler von der SPD-Fraktion sagt: „Die Verwaltung sollte so bürgernah wie möglich arbeiten. Dazu gehört, dass möglichst viele Bürgerbüros erhalten bleiben. Es ist aber richtig, dass die Stadtverwaltung an einem neuen Konzept arbeitet.“

Oliver Müller, Fraktion Die Linke, hält mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: „Wir haben uns immer für einen Erhalt aller Bürgerbüros ausgesprochen, getreu dem aus der Grundschulpolitik bekannten Motto: Kurze Beine, kurze Wege. Der verkrampfte Versuch zu Lasten der Standortfrage das Personalproblem heilen zu wollen, kann kaum im Interesse aller Magdeburger sein.“

Roland Zander (Gartenpartei) sagt: „Ob diese Lösung ideal für Magdeburg ist, bezweifele ich noch. Man sollte erst die Bürger fragen, was sie wollen. Frank Theile, Vorsitzender der noch jungen „Links für Magdeburg“-Fraktion erklärt: „Unsere Bedenken gegen die offensichtlich von der Verwaltung ins Auge gefasste, deutliche Reduzierung bzw. Zentralisierung von Bürgerbüros wurden bisher nicht ausgeräumt. Wir werden einer Verschlechterung der Angebote in den Bürgerbüros nicht zustimmen.“ Von den Grünen gab es bis gestern keine Reaktion.

Bis zum ersten Quartal 2017 will die Verwaltung eine Entscheidung treffen und dem Stadtrat vorlegen.