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Dauerbaustelle Restaurant an der "Halber" gibt auf

Der erste Gewerbetreibende an der Halberstädter Straße in Magdeburg gibt baustellenbedingt auf: Das Restaurant „Mittelmeer Aroma“ schließt.

Von Marco Papritz 02.11.2016, 00:01

Magdeburg l Vor eineinhalb Jahren haben seine Frau und er das Restaurant übernommen und es zusammen mit drei Angestellten betrieben. „Es lief gut. Aber seit Monaten bleiben die Gäste weg, weil wir umzingelt sind von der Baustelle“, verweist der Betreiber, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, auf die Bauaktivitäten direkt vor der Tür der Gastwirtschaft.

Im Sommer haben die Magdeburger Verkehrsbetriebe (MVB) die Bautätigkeiten zur Einrichtung einer Straßenbahnverbindung zwischen Halberstädter und Leipziger Straße über die Wiener Straße als eine West-Ost-Achse der 2. Nord-Süd-Verbindung auf den Sudenburger Verkehrsknoten ausgedehnt. Am Sudenburger Verkehrsknoten wird ein neues Verkehrsviereck als Verbindungsstück der Gleise integriert. An dieses grenzt das Restaurant direkt an. Seitdem bestimmten Bautätigkeiten mit einem entsprechenden Lärmpegel das Geschehen. Durch Absperrungen sei das Restaurant schwer zugänglich, so der Betreiber. Und: „Erst brach das Mittagsgeschäft weg. Durch die permanente Belastung blieben die Besucher dann ganz weg.“

Zuletzt sei es schlicht um die Existenz der Familie und die Verantwortung, die er als Arbeitgeber den Mitarbeitern gegenüber hat, gegangen. Der Gastronom musste die Reißleine ziehen. „Nie hat jemand mit uns gesprochen. Und wenn wir etwas in Erfahrung bringen wollten, konnte keiner eine verbindliche Aussage treffen, zum Beispiel wie lange welcher Kreuzungsbereich geöffnet ist“, kritisiert er. Und: „Das Vorhaben der MVB ist wichtig für die Stadt, das verstehen wir. Aber nun stehen wir vor dem Nichts.“

So dramatisch steht es um das Hörakustikgeschäft von Carsten Fischer, das auf der nordöstlichen Seite der Großkreuzung zu finden ist, nicht. Aber: „Ich betreibe das Geschäft seit 2013. Zum ersten Mal mache ich Minus.“ Seit einer Woche ist ein Teilbereich des Fuß- und Radweges direkt vor dem Geschäft aufgerissen und durch Absperrungen begrenzt. „Dazu hätte ich mir vorab eine Information gewünscht. Ebenso, wann wie welche Durchfahrt über die Kreuzung möglich ist, um Kunden informieren zu können. Es fehlt die Kommunikation und die Verbindlichkeit seitens der MVB“, so Fischer. Lieferanten hätten sich bereits beschwert, dass das Geschäft nur schwer zu erreichen sei. Kunden ebenfalls. Mit Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos) habe sich Fischer austauschen können, ebenso mit der Sperrkommission der Stadt. „Ein Zugehen der MVB auf die Gewerbetreibenden der Halberstädter Straße, die von der Baustelle arg gebeutelt sind, fehlt“, so Fischer. Beispielsweise hätte das Unternehmen das Gespräch suchen oder Handzettel zum Weitergeben an Kunden zur Verfügung stellen können, schlägt er vor.

Dass die Stimmung unter den Gewerbetreibenden angespannt ist, bestätigt Michael Hoffmann. Er ist von der Stadt als Immobilien- und Geschäftsstraßenmanager für die Sudenburger Hauptgeschäfts- und Verkehrsstraße eingesetzt worden. Demnächst steht ein Austausch mit Vertretern der MVB an, bei dem die Situation der Gewerbetreibenden besprochen werden soll, so Hoffmann. Dies bestätigen die Verkehrsbetriebe gegenüber der Volksstimme. Man wolle „gemeinsam Verbesserungsvorschläge für die Händler erarbeiten“, so MVB-Sprecher Tim Stein. Deren Kritik sei für das Unternehmen nachvollziehbar, man werde an einer Verbesserung der Kommunikation arbeiten.

Im Verlauf der Arbeiten für die neue Trasse in der Wiener Straße ist es bereits zu einem Bauverzug von etwa einem halben Jahr gekommen. Eine nicht vorhersehbare Leitungssituation im Untergrund bedingte zusätzliche Planungen, die nicht geplante Vollsperrung der Citytunnel-Baustelle brachte das Baustellenkonzept ins Wanken. Man entschied sich, das neue Gleisviereck nicht im Ganzen, sondern abschnittsweise einzubauen. Ab Dezember soll der letzte Weichenkopf in Angriff genommen werden. Und zwar jener von der Halberstädter Straße aus Richtung Hasselbachplatz kommend südöstlich in die Wiener Straße. Stein: „Die Freigabe des kompletten Verkehrsknotens ist anschließend Anfang 2017 vorgesehen.“