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Domplatz-Open-Air Zu Gast bei den Magdeburger Bühnenbauern

In Magdeburg ist ein Werksgelände zu finden, auf dem jedes Jahr drei, vier, fünf neue Welten entstehen. Es ist ein Ort der Theatermagie.

Von Peter Ließmann 26.03.2017, 09:00

Magdeburg l Mitten in der großen Halle steht eine Tankstelle. Sie ist noch nicht ganz fertig, man kann aber schon gut erkennen, was geplant ist. Produktionsassistent Karsten Maier (gelernter Tischler) zeigt das Modell dazu. Die Tankstelle gehört zur Bühnendekoration für das Musical „West Side Story“, das Domplatz-Open-Air des Theaters Magdeburg, das vom 16. Juni bis zum 9. Juli gespielt wird.

Rund ein Jahr lang arbeitet die Dekorationswerkstatt des Theaters an der Domplatz-Produktion. Bühnenbildentwurf, Planung der technischen Umsetzung, immer wieder Abstimmungen mit dem Bühnenbildner. „Der Bühnenbildner hat seine Vorstellungen über das Bühnenbild, unsere Aufgabe ist es, das so umzusetzen, dass es funktioniert“, sagt Karsten Mayer. Die Größenverhältnisse der Bühne spielen dabei eine große Rolle und natürlich die Machbarkeit. Nichts an einem Bühnenbild ist echt, aber es muss so aussehen. Gebaut wird mit Holz, Stahl, Kunststoffen aller Art und Farbe.

Ein Beispiel: Die West-Side-Story-Tankstelle ist ein Backstein-Gebäude in den USA der 1950er Jahre. Auf der Musicalbühne besteht sie aus Holz. Die „Backsteine“ sind reine Optik. Auf eine Holzplatte wird ein Backsteinfassadenmuster gefräst. Die Aufgabe der Theatermaler ist es, die Holzplatte dann so zu bemalen, dass sie wie eine echte Backsteinwand aussieht. Die Tischler und Schlosser müssen die Tankstelle so bauen, dass sie leicht auseinandergebaut, transportiert und wieder aufgebaut werden kann. „Jedes unserer Bühnenbilder wird in der Werkstatt komplett aufgebaut. Dabei werden in der Halle dieselben Platzverhältnisse simuliert, die auf der Bühne herrschen“, so Karsten Maier. So wissen die Bühnenbildbauer immer, was möglich ist und was nicht. „Das ist die Herausforderung für uns: umzusetzen, was der Bühnenbildner entworfen hat. Dabei muss man sehr kreativ sein und viel mit Material improvisieren können. Und genau das macht Spaß an dieser Arbeit.“ Dabei muss die Illusion für den Zuschauer immer perfekt sein.

Längst ist auch die moderne Technik mit in die Theaterwerkstatt eingezogen. Mit Hilfe von Computerprogrammen werden die Bühnenbilder entworfen und auch berechnet. Moderne CNC-Frästechnik gehört mit zur Werkstatt-Ausstattung. In der gesamten Theaterwerkstatt in der Rogätzer Straße arbeiten rund 65 Fachleute (Tischler, Maler, Schlosser, Schneiderinnen usw.) an vier bis sechs Produktionen pro Spielzeit - immer gleichzeitig!