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Elbe Schiffer leiden unter Ebbe

Mit 63 Zentimetern hat der Pegel an der Strombrücke in Magdeburg am Dienstag einen neuen Tiefstwert für dieses Jahr erreicht.

07.09.2016, 01:01

Magdeburg l Als Ende August ein Sportboot auf einer Sandbank Höhe Petriförder stecken blieb, versammelten sich zahlreiche Schaulustige an der Uferpromenade. Der ortsunkundige Bootsfahrer hatte das Niedrigwasser unterschätzt. Doch der Hobby-Schiffer ist nicht der Einzige, dem das Niedrigwasser zu schaffen macht:

Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Magdeburg
Zwar rede alles über den Domfelsen, sagt Hartmut Rhein vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Magdeburg, doch die eigentlich problematische Stelle sei die in Höhe Herrenkrug. „Wer durch den Herrenkrug kommt, schafft auch den Domfelsen“, heiße es schließlich unter den Bootsfahrern.

Die Stadtstrecke Magdeburg bestehe zu großen Teilen aus felsigem Untergrund. Ein- bis zweimal im Jahr werden Flächenpeilungen der Fahrrinne durchgeführt. In Magdeburg ist die Fahrrinne etwa 30 Meter breit. Im Gegensatz zu Hochwasser, wo ein Fahrverbot erteilt werden kann, sei das bei Niedrigwasser nicht der Fall. „Jeder muss selber entscheiden, ob er noch rausfahren kann“, sagt Hartmut Rhein. Die Niedrigwasserschleuse garantiere zumindest ganzjährig ausreichende Wasserstände im Rothenseer Verbindungskanal und dem Hafen.

Gewerbliche Schifffahrt
Die Weiße Flotte Magdeburg musste am Dienstag die Schifffahrt einstellen. Bei 65 Zentimetern Pegelhöhe ist Schluss. Die Flotte hofft, dass man am Mittwoch wieder auslaufen kann.

„Wir fahren auch bei 63 Zentimeter Pegel“, sagt hingegen Tobias Süßenbach von der Reederei Süßenbach aus Schönebeck. Die Reederei fährt nahezu täglich zwischen Schönebeck und dem Schleppdampfer Württemberg. Auf der „MS Marco Polo“ - besser bekannt als Theaterschiff - finden regelmäßig Aufführungen statt, die nächste am 16. September. „Alles wie geplant“, sagt Süßenbach.

Jachthäfen
Für die Jacht- und Sportboothäfen beginnt jetzt schon langsam die Zeit des Einmottens. Am Zollhafen wurde am Dienstag das erste Boot winterfest gemacht. In dem Hafen liegen etwa 45 bis 50 Boote. Doch größere Boote kommen derzeit weder rein noch raus aus dem Hafen. Ähnlich sieht es im Wassersportverein Buckau-Fermersleben aus. „Boote mit einem Tiefgang von mehr als 60 Zentimeter können derzeit nicht fahren“, heißt es vom Hafenmeister auf Nachfrage der Volksstimme.

Pegel, Ausblick, Wassertiefe
Seit Mitte August ist die Lage schlecht. In den kommenden Tagen soll der Pegel laut Vorhersage kontinuierlich auf mehr als 80 Zentimeter steigen. Pegelstand bedeutet aber nicht gleich Wassertiefe. Für Schiffer gilt in Magdeburg im Sommer folgende Faustregel: Pegel + 30 Zentimeter = maximaler Tiefgang des Bootes.

Flora und Fauna
„In der Regel kommt die Natur mit Hoch- und Niedrigwasser besser zurecht als der Mensch“, sagt Annette Leipelt vom Naturschutzbund Sachsen-Anhalt. Zwar gebe es in den Auen Pflanzen, die bei Niedrigwasser unter Trockenstress leiden würden, aber in der Regel ganz gut damit klarkommen würden. Auch auf die Fischwelt habe das Niedrigwasser laut Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt wenig Einfluss. „Fische sind mobil und die Elbe ist ja trotzdem noch ein breiter Fluss mit tiefen Stellen und kein Rinnsal“, sagt Friedemann Gohr vom Landesamt.

Mit dem Pegel sinkt aber oft auch die Wasserqualität. Eine Messung des Oberflächenwassers ergab, dass sich nicht nur der Gehalt gelöster Salze wie Sulfat, Natrium und Kalium im Wasser erhöhte, sondern auch jener der Schwermetalle. Diese Werte lagen in der Vergangenheit aber stets im statistischen Mittel.

Blick ins Geschichtsbuch
Den Niedrigwasserrekord am Pegel Strombrücke gab es am 22. Juli 1934 mit einem Wasserstand von 48 Zentimetern, was ungefähr einem Wasserabfluss von 102 Kubikmetern in der Sekunde entspricht. Zum Vergleich: Am gestrigen Dienstag lag der Abfluss am Pegel Strombrücke bei 175 Kubikmetern und der Spitzenwert beim Hochwasser 2013 betrug 5146 Kubikmeter.

Domfelsen
Dass der Domfelsen sichtbar ist, ist gar nicht so ungewöhnlich. Denn der ragt schon beim Wasserstand von unter 160 Zentimetern aus der Elbe.