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FahrplanwechselNeues Liniennetz in Magdeburg: Es läuft

Wegen der Tunnelbaustelle gilt in Magdeburg seit 1. April 2017 ein neues Lininennetz der Verkehrsbetriebe. Die Volksstimme hat es getestet.

Von Franziska Ellrich 04.04.2017, 01:01

Magdeburg l Im Minutentakt rattern die Bahnen an der Haltestelle Haeckelstraße vorbei. Erst die Linie 6, dann die 4 und anschließend die 10 – alle pünktlich, alle genauso wie es an der Anzeigetafel steht. Allerdings: Montagvormittag versperren auch nur wenige Autos auf den Linksabbiegerspuren die Gleise in der Otto-von-Guericke-Straße. Ich entscheide mich für die 10 und mache mich auf den Weg in Richtung Sudenburg. Gleich mal dem neuen Liniennetz auf den Zahn fühlen.

Ich suche mir einen Platz und lese die ersten Reaktionen auf die neuen Straßenbahnlinien im Netz. Dort gibt es Stimmen von Fahrgästen, die sich über zu volle Bahnen in Sudenburg beschweren. Nur noch eine Bahn fährt dort. Haltestelle Hasselbachplatz: Gerade wieder zur Abfahrt angesetzt, gibt es einen kleinen Ruck. Der nette Fahrer hält für eine Frau, die angerannt kommt, noch mal an.

In der Hallischen Straße stockt es dann zum ersten Mal. Die Autos stehen auf den Gleisen, wir reihen uns dahinter ein, die nächste Bahn mit der Nummer 5 ist bereits in Sicht. „Achtung, Ausstieg auf der Fahrbahn“, tönt es aus den Lautsprechern. Ab Haltestelle Jordanstraße ist alles wieder frei. Die kleine Schranke auf den Schienen am Südring hebt sich und es geht mitten über die Baustelle. Bauarbeiter springen zwischen den Fahrgästen umher. Ankunft Kroatenweg – genau im Zeitplan.

Zurück in Richtung Innenstadt: An der Haltestelle Braunlager Straße füllt es sich, die ersten Schüler steigen ein, Fahrgäste von den Bussen aus Ottersleben wechseln in die Bahn. Trotzdem bekommt jeder noch einen Sitzplatz. Aus den Lautsprechern die neue Ansage: „Tunnel zu und was nu‘? Das neue Liniennetz bringt Sie ohne Umstieg von ...“ Die Schülergruppe kann einen kleinen Jubelschrei nicht unterdrücken.

Umstieg Südring. Die Anzeigetafel funktioniert noch nicht, aber die aktuellen Fahrpläne hängen schon. Anders als noch am Montagmittag an der Haltestelle Am Stern in Olvenstedt. Dorthin geht es jetzt mit der Linie 4. Wenigstens weisen die Anzeigetafeln auf die neue Linienführung hin. Denn die 4 fährt jetzt wieder nach Cracau, so wie all die Jahre zuvor, bevor in den letzten Monaten das Ziel Herrenkrug hieß.

Hinter mir unterhalten sich zwei Straßenbahnfahrer der MVB. Und loben ihre Verkehrsplaner mit den Worten: „Optimal gelöst.“ An der nächsten Haltestelle ändern gerade zwei MVB-Mitarbeiter in Orange die grünen Tafeln, auf denen die Linien und Richtungen angegeben sind. Auf den Bildschirmen in der Straßenbahn wird noch mal die neue Linienführung zum Thema gemacht.

Und ich bin überrascht von den vielen freundlichen Gesten in der Linie 9. Eine Schülerin bietet einem älteren Herrn ihren Platz an, ein junger Mann hilft einer älteren Dame beim Aussteigen. Die Stimmung sinkt erst wieder am Neustädter Platz. Offensichtlich ist Schulschluss. Am frühen Montagnachmittag reihen sich die Schüler dort aneinander, toben und spielen auf den Gleisen. Diese Schüler müssen jetzt alle mit in die 9, die 8 fährt nur noch dreimal am Tag. Für die drei Frauen neben mir an der Haltestelle ist das zu selten: „Wir haben mit der Tunnelsperrung hier gar nichts zu tun und trotzdem wird bei uns der Fahrplan geändert.“

Die Bahn kommt. Ein großer Wagen hängt extra an der Niederflurbahn. Jeder bekommt einen Sitzplatz. Anders sieht das ab der Haltestelle Kastanienstraße aus. Bis in die Innenstadt müssen ein paar der Fahrgäste stehen. Ein Kontrolleur schiebt sich durch die Reihen und nickt freundlich meine Tageskarte ab.

Zurück am Alten Markt: Auch noch am Nachmittag lächeln die MVB-Mitarbeiter in dem Fahrkartenhäuschen. Die Fahrgäste seien am Montag alle sehr gut vorbereitet gewesen, nur ein einziger von den neuen Linien verwirrt. In diesem Moment kommen drei ältere Damen herein, die sich ein aktuelles Fahrplanbuch kaufen wollen. Das gibt es allerdings nicht mehr. Sondern sie sollen sich kostenlos die einzelnen Flyer für ihre Linien mitnehmen. So könne jederzeit bei Planänderungen ein neuer gedruckt werden. Mit einem „wie praktisch“ machen sich die Frauen in Richtung Haltestelle auf.

Mein erstes Fazit: Es läuft. Das bestätigt auch MVB-Sprecher Tim Stein am Telefon. „Bisher keine Probleme“, lautet sein Resümee nach drei Tagen mit dem neuen Liniennetz. Die meisten Auskünfte hätten die MVB-Mitarbeiter bereits letzte Woche gegeben, am Montag ist es an den Telefonen ruhig. Jetzt will man sich das Ganze bei den MVB erst mal ein paar Tage anschauen.

Eine Kreuzung, auf die man genauer achten wird, ist bereits ausgemacht: wenn die Linie 5 von Diesdorf aus nach rechts in Richtung Westring will. Die Straßenbahnfahrer kämpfen bereits mit jeder Menge Autofahrern, die auf der Geradeausspur den Weg versperren. Vielleicht könne man da noch etwas optimieren, kündigt Tim Stein an.