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Verkehrsbetriebe Ikea-Werbung zum Schnäppchenpreis?

Das Möbelhaus Ikea hat sich in Magdeburg die Namensrechte an einer Straßenbahnhaltestelle gekauft. Der Preis sorgt für Diskussionen.

Von Stefan Harter 27.09.2017, 01:01

Magdeburg l Wie teuer sollte der Name einer Haltestelle sein? Das wollte Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl auf der jüngsten Ratssitzung in Magdeburg mit Blick auf die neue Ikea-Haltestelle vor den Türen des Möbelhauses diskutieren und reichte eine entsprechende Anfrage ein.

Diese wurde im Ratsinformationssystem versehentlich öffentlich eingestellt, was aber aufgrund der vertraulichen Details zum Vertrag zwischen Ikea und den Magdeburger Verkehrsbetrieben (MVB) nicht hätte passieren dürfen.

Nun muss sich nicht nur Stadtrat Jürgen Canehl für den Fehler verantworten und gegebenenfalls ein Ordnungsgeld zahlen, sondern auch die von ihm genannten Zahlen stehen im Raum. Demnach soll Ikea in Magdeburg für die Namensrechte an der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 1 (vormals Lerchenwuhne) einen Betrag von 500.000 Euro für einen Zeitraum von 25 Jahren zahlen.

Weder ob diese Zahl stimmt, noch ob von einem Teil dieser Summe bereits der barrierefreie Ausbau der Ankunfts- und Abfahrtshaltestelle bezahlt wurde, wollte keiner der Beteiligten bestätigen – aber auch nicht dementieren. Vom schwedischen Möbelhaus Ikea, welches am 31. August 2017 in Magdeburg eröffnete, gab es auf Volksstimme-Anfrage gar keinen zitierfähigen Kommentar zu diesem Thema.

MVB-Sprecher Tim Stein bat lediglich um Verständnis, „dass wir zu Vertragsdetails mit Ikea keine Aussagen tätigen“. Die Frage, wer die Entscheidung über die Vergabe getroffen hat, ließ er unbeantwortet.

Oberbürgermeister Lutz Trümper, als Vertreter der Stadtverwaltung Magdeburg Mitglied in der MVB-Gesellschafterversammlung, will die genannte Summe ebenfalls nicht kommentieren. Er hat vielmehr den Grünen Canehl im Visier. „Er hat hier eine nicht-öffentliche Information öffentlich gemacht. Dafür wird er sich noch verantworten müssen“, erklärt er und spricht weiter von einer Anklage, die vom Rechtsamt geprüft werde.

Runtergebrochen auf ein Jahr bezahlt Ikea 20.000 Euro dafür, dass an jedem Wochentag an 92 Bahnen der Linie 1 der Name des Unternehmens in Großbuchstaben zu lesen ist. Pro Tag sind es knapp 55 Euro für eine „sehr exklusive Werbung“, wie es in der Anfrage heißt. „Sofern man das mit anderen Werbekosten vergleicht, kann man diese als ein Schnäppchen bezeichnen“, formuliert es Jürgen Canehl.

Der gleiche Ausdruck fällt auch Tom Bruchholz, Vorstandsvorsitzender des Fahrgastverbandes Magdeburg, als Erstes ein, als ihn die Volksstimme mit den Zahlen konfrontiert. „Wenn durch einen Sponsor der barrierefreie Ausbau einer Haltestelle ermöglicht wird, ist das zunächst zu begrüßen“, betont er. Die Summe sei jedoch eine „Lachnummer“. Kritik an der Vermarktung von Haltestellennamen sei aber nicht das dringendste MVB-Problem, so Bruchholz.

In Magdeburg gibt es weitere „gekaufte“ Haltestellen mit Unternehmensnamen wie zum Beispiel Domplatz/Volksbank in der City.