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Festung Großer Plan für alte Magdeburger Gemäuer

In Magdeburg gibt es ein Konzept für die Maybachstraße. Hier finden sich Teile der alten Festung.

Von Martin Rieß 16.10.2017, 01:01

Magdeburg l Wie weiter mit dem Areal der alten Magdeburger Festungsanlagen an der Maybachstraße? Mit einem städtebaulichen Gesamtkonzept möchte die Stadt das Gebiet mit den alten Festungsanlagen voranbringen. Zum Planungsgebiet gehören die Bereiche zwischen dem Magdeburger Ring, dem Damaschkeplatz sowie der Maybachstraße im Osten und im Süden. Frühere Pläne waren wegen des Verkaufs von Gebäuden hinfällig geworden. 

Teile des Geländes erinnern heute dank eines Vereins an die Festungsgeschichte. Andere dienten in der Vergangenheit u.a. als Notunterkunft.

Ende September 2017 hat der Bauausschuss dem Entwurf zugestimmt, in der vergangenen Woche segnete der Umweltausschuss das Vorhaben ab. Und am 19. Oktober hat der Stadtrat Magdeburg das Wort.

Der Vorschlag der Stadtverwaltung Magdeburg sieht zum einen die Sanierung der denkmalgeschützten Festungsanlagen vor. Dabei sollen u. a. die ursprüngliche Wehrhaftigkeit und die Schichtung der Verteidigungsanlagen erlebbar gemacht werden. Kritisch sieht die Stadt Magdeburg die „Verfälschung des Gebietscharakters des Festungsareals durch die ungeordnete Kleingartennutzung“. Eine Nachfrage im Umweltausschuss ergab, dass in Randbereichen durchaus ein Fortbestand von Kleingartenanlagen denkbar sei – nicht aber in den zentralen Bereichen der Festung.

Für das Gebiet eines Gebäudes, des Kavaliers VI, gilt ein Bebauungsplan, der u. a. Handwerk, Gastronomie, kulturelle, museale und Freizeiteinrichtungen, kleinflächige Ladengeschäfte, Büroeinheiten für Freiberufler, Praxiseinrichtungen sowie Dienstwohnungen zulässt. Der zur Maybachstraße orientierte Hof bleibt zwar öffentlich zugänglich, jedoch überwiegend in privater Nutzung, heißt es in dem Konzept. Allerdings sollen Verhandlungen mit dem Eigentümer über einen öffentlichen Weg auf dem Dach des Kavaliers erfolgen.

Für andere Bereiche seien ähnliche Nutzungen denkbar. Hier seien laut dem vom Stadtrat Magdeburg noch zu behandelnden Papier auch die Einrichtung von Ladengeschäften mit Verkaufsflächen bis 200 Quadratmetern und die Nutzung von Gebäuden für das Beherbergungsgewerbe und Gemeinbedarfseinrichtungen denkbar.

Neben der Sanierung von bestehenden Gebäuden und Mauern soll künftig auch eine Neubebauung ermöglicht werden. Laut Konzept könnte es sich dabei um maximal zweigeschossige Häuser mit begrüntem Flachdach in sechs Metern Höhe handeln. An der Straße sollte eine Baumreihe gepflanzt werden.

Teile des Geländes zwischen den Festungsanlagen waren schon im 19. Jahrhundert für die Magdeburger Zivilbevölkerung nutzbar. Dazu hatte es eigens einen Vertrag zwischen der Stadt Magdeburg und dem preußischen Staat gegeben. Diese historische Parkanlage soll auch in Zukunft für die Menschen erfahrbar sein.

Laut Konzept sollen Wegeverbindungen aufgewertet werden und neu entstehen. Und über eine neue Treppe entlang der ehemaligen Arrestzellen soll die Verbindung zum Glacis und nach Stadtfeld-Ost verbessert werden. Entlang der Eskarpenmauer, die am Flüsschen Künett entlangführt und die derzeit im Auftrag der Stadt restauriert wird, führt sowohl östlich als auch westlich ein Weg. Diese bereits vorhandenen Wege sollen durch eine Verbindung ergänzt werden.

Zu den alten Festungsanlagen und den Grünanlagen des Galcis bereits Stellung bezogen hat der Gestaltungsbeirat, in dem berufene Fachleute Empfehlungen zu Bauprojekten und Entwicklungsgebieten in Magdeburg abgeben.

Dieser regt u. a. an, den nördlichen Punkt mit der Pulverkammer nicht zu überbauen, sondern die vorhandene Abschlussmauer zum Damaschkeplatz hin als Eingangssituation für eine innere Nutzung vorzusehen. Außerdem sieht der Beirat im Sinne der Passanten einen großen Nutzen darin, dass von der Maybachstraße ein Wege­recht mit Anschluss an den geplanten öffentlich gewidmeten Weg auf der Wallanlage festgesetzt wird.

Die Neubauten sollten nach Ansicht der Fachleute zwar bis zu drei Geschosse bekommen können. Es müsse aber ein Blick zwischen den Häusern auf den Wall im Hintergrund möglich sein. Die Gebäude sollen begrünte Dächer bekommen.

Bei der architektonischen Ausgestaltung sollte Bezug auf die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude der Bahn aus den 1960er Jahren genommen werden. Diese befinden sich zwar nicht im eigentlichen Planungsgebiet – haben aber als Bebauung auf der gegenüberliegenden Seite der Maybachstraße einen maßgeblichen Einfluss auf den Eindruck des gesamten Geländes auf den Betrachter.

Mit dem Konzept sind zunächst keine weiteren konkreten Bauvorhaben verbunden. An ihm wird aber klar, in welche Richtung die Reise aus Sicht der Kommunalpolitik in Magdeburg in dem Gebiet zwischen Ring und Maybachstraße gehen soll.