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Flüchtlinge „Asyldorf“ fehlen die Bewohner

Der erste Bauabschnitt des „Asyldorfs“ im Magdeburger Herrenkrug ist fertig. Wann dort jemand einzieht, ist aber unklar.

Von Stefan Harter 05.04.2016, 01:01

Magdeburg l Erst in der Vorwoche war die Landesaufnahmeeinrichtung (LAE) in den „Neustädter Höfen“ an der Lübecker Straße in Betrieb genommen worden, nun können auch in die zweite Einrichtung dieser Art in Magdeburg Asylbewerber einziehen. Wie Wolfgang Borchert, Sprecher des Finanzministeriums, auf Volksstimme-Anfrage mitteilt, wird der erste Bauabschnitt an der Breitscheidstraße in dieser Woche seiner Bestimmung übergeben. Circa 300 Unterkunftsplätze in Bungalows nebst der notwendigen Funktionsräume und Infrastruktur stehen dort jetzt zur Verfügung, erklärt Borchert.

Nun ist das Innenministerium am Drücker. Es ist für die Verteilung der in Sachsen-Anhalt ankommenden Flüchtlinge zuständig. Das Ministerium entscheidet, wann dort die ersten Bewohner einziehen. Wie dessen Sprecher Stefan Brodtrück erklärt, ist derzeit aber noch unklar, wie die vorhandenen Kapazitäten der Unterbringung genutzt werden.

Denn aufgrund der Schließung der Balkanroute und des damit einhergehenden Rückgangs des Flüchtlingsstroms mangelt es seit einigen Wochen an potenziellen Bewohnern. „Angesichts der unverändert rückläufigen Zahlen bei den Erstantragstellern kann niemand sagen, wann und in welchem Umfang Bewohner einziehen“, hatte Brodtrück erklärt. Immerhin werden derzeit über 800 Bewohner aus den fünf über den Winter genutzten Jugendherbergen im Land verteilt. Ob davon auch welche in Magdeburg unterkommen, konnte er nicht sagen.

In die LAE „Neustädter Höfe“ waren Anfang vergangener Woche die ersten 30 Asylbewerber eingezogen. Insgesamt sollen in dem Bürogebäude am Magdeburger Ring bis zu 400 Plätze vorgehalten werden. Laut Wolfgang Borchert sind dort die entsprechenden Umbauarbeiten abgeschlossen, so dass auch diese Einrichtung in dieser Woche in Gänze an das Innenministerium übergeben wird. Bei dem Bürogebäude handelt es sich im Gegensatz zum Gelände an der Breitscheidstraße, das sich im Eigentum des Landes befindet, um ein Mietobjekt.

Wann es im Herrenkrug angesichts der sinkenden Zuwanderungszahlen weitergeht, ist ebenfalls offen. Wolfgang Borchert verweist auf den aktuell fehlenden Zeitdruck und sagt: „Die Mittel für einen 2. Bauabschnitt müssen erst vom Finanzausschuss des Landtags bewilligt werden. Die dazu erforderlichen Unterlagen werden zurzeit vorbereitet.“

Leerstehende Unterkünfte sind indes kein Magdeburger Phänomen: Gestern berichteten Medien, dass von knapp 350.000 verfügbaren Plätzen in Deutschland gut 157.000 derzeit nicht belegt seien. Ein Abbau der Kapazitäten wird es laut Bundesinnenministerium aber nicht geben. Nach dpa-Informationen wurden im März nur 20.000 neue Flüchtlinge registriert.

Im Februar waren es noch knapp über 61.000, im Januar fast 90.000 Flüchtlinge, die im sogenannten „Easy“-System von Bund und Ländern erfasst wurden.