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Flüchtlinge Unterkunft wird leergezogen

Die Magdeburger Flüchtlingsunterkunft am Bruno-Taut-Ring wird zum Jahresende aufgegeben. Die Zukunft des Mehrgeschossers ist offen.

Von Marco Papritz 27.01.2017, 13:39

Magdeburg l Nun liegen die Fakten auf dem Tisch. Am Montag informierte die Stadt bei einer Bürgerveranstaltung zur Unterbringung von Geflüchteten im Stadtteil darüber, perspektivisch die Unterkünfte am Bruno-Taut-Ring aufgeben zu wollen. Offen war da noch der Zeitpunkt. Auf Volksstimme-Nachfrage war von der Sozialbeigeordneten Simone Borris zu erfahren, dass Ende des Jahres damit begonnen werden soll, das Quartier aufzulösen.

Im kommenden Jahr ist die Übergabe an den Eigentümer, der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) Magdeburg geplant. Mit dem kommunalen Unternehmen war vor zwei Jahren ein zehnjähriger Vertrag für dieses Objekt abgeschlossen worden, der aufgekündigt wird. Ob alle der derzeit 102 Bewohner in das Quartier an der Johannes-Göderitz-Straße, das wenige Hundert Meter weiter ebenfalls von der Wobau langfristig angemietet wurde, umziehen werden, ist offen.

Gleiches gilt für die Frage nach der Zukunft des mehrgeschossigen Häuserzuges am Bruno-Taut-Ring, der seit dem Frühjahr 2015 von Geflüchteten bewohnt wird. Er ist Teil des sogenannten Putzerhof-Quartieres. Das ist im Wesentlichen von der Wobau für den Abriss vorgesehen. Wie berichtet, wird der bereits in diesem Jahr angestrebt. Durch einen bereits vollzogenen Abriss von Mehrgeschossern an der direkt angrenzenden Marktbreite (Häuser gehörten zur Sankt-Josef-Straße) entsteht dann eine Freifläche mit mehreren Tausend Quadratmetern.

Zur Erinnerung: Im Mai des vergangenen Jahres kündigte Wobau-Geschäftsführer Peter Lackner bei einer öffentlichen Veranstaltung zur Quartiersvereinbarung für Neu-Olvenstedt im Familien- und Jugendhaus „Kümmelsburg“ an, im Stadtteil „weitläufige Flächen erschließen“ zu wollen. An anderen Stellen der Stadt gebe es diese Möglichkeit nicht. Und: „Eigenheime geben Neu-Olvenstedt einen neuen Impuls.“

Dabei bezog der Wobau-Chef die Fläche zwischen Bruno-Taut-Ring und Sankt-Josef-Straße mit ein, auf der mit dem Abriss an der Marktbreite im Jahr 2014 bereits ein freies Areal entstanden war. Bei der Veranstaltung im Mai hieß es, dass es dafür einen Interessenten gebe, der „an dieser Stelle Einfamilienhäuser bauen möchte“.

Fakt ist, dass sich durch den anvisierten Putzerhof-Abriss die bereits vorhandene Freifläche vergrößert, die als Eigenheimgebiet vermarktet werden kann. Fest steht auch, dass die Preise für den Bau von Eigenheimen in den zurückliegenden Jahren in die Höhe geschnellt sind und gegenwärtig ein bislang noch nicht dagewesenes Niveau erreicht haben.

Nun ist es ein einfaches darauf zu spekulieren, dass die Wobau diesen gewinnbringenden Weg gehen wird. Das Unternehmen ist in der günstigen Situation, den Abriss mit Fördermitteln umsetzen zu können und einen Immobilienmarkt vorzufinden, in dem die Nachfrage nach Bauland wesentlich höher ist als das Angebot.

Zumindest ließ es Prokurist Matthias Prusseit am Montag bei der Anwohnerversammlung offen, was mit dem Wobau-Block direkt am Bruno-Taut-Ring passiert, wenn dieser als Flüchtlingsunterkunft nicht mehr genutzt wird.