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Forum Gestaltung Echter Deffke zum Abschluss

Gespür war gefragt, um eines der von Dieter Ramdohr dem Forum Gestaltung in Magdeburg gespendeten Plakate Wilhelm Deffke zuordnen zu können.

Von Martin Rieß 13.12.2016, 00:01

Magdeburg l Finissage im Forum Gestaltung: Am Sonntag ist die Ausstellung „Maramm Magdeburg – Reklame- und Ausstellungsstadt der Moderne“ mit Führung und Gesprächen zu Ende gegangen. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war die Präsentation einer Spende von Dieter Ramdohr.

Angeregt durch die Ausstellung übergab er dem Verein fünf historische Plakate. Zwei davon entstanden nach Entwürfen des Magdeburger Architekten Arno Meng (1902-1994). Meng war Anfang der 1930er Jahre Atelierschüler bei Wilhelm Deffke und als Leiter der Fachklasse für Architektur an der späteren Fachschule für angewandte Kunst 1947 maßgeblich an der Realisierung der von Deffke konzipierten Ausstellung „Magdeburg lebt“ beteiligt.

Das von Deffke für diese Ausstellung entworfene Phönix-Großplakat, das ohne Zweifel zu den bedeutendsten Leistungen der deutschen Plakatkunst nach dem Zweiten Weltkrieg zählt, ist ebenfalls Teil der Schenkung, und zwar sowohl die weiß-rote als auch die seltenere schwarz-rote Variante.

„Eine kleine Sensation stellt das dritte Großplakat dar, das Dieter Ramdohr dem Verein Forum Gestaltung übereignete“, sagt Norbert Pohlmann, Geschäftsführer des Forums. Es wurde in einer Auflage von nur 500 Exemplaren zur Bewerbung der Goethe-Woche gedruckt, die vom 28. August bis 3. September 1949 in Magdeburg anlässlich des 200. Geburtstags des Dichters stattfand. Es zeigt das schwarze Profil des „Olympiers“ mit mächtiger Nase und Doppelkinn, geschmückt mit zartem, streng konstruiertem Lorbeerkranz.

„Sowohl die benutzte Schrift als auch die kühn-ironische Zeichnung des Klassiker-Kopfes deuteten auf Deffke als Autor“, berichtet Pohlmann. Aber es gab weder einen Nachweis in der Literatur noch in dem von der Bröhan Design Foundation bewahrten Nachlass von Wilhelm Deffke dazu.

Erst der Hinweis von Christoph Janik, eines Mitarbeiters der Stiftung, brachte Gewissheit. Er bezog sich auf eine kleine Zeichnung mit dem antikischen Goethe-Kopf in einem Konvolut von Deffke-Zeichnungen, die sich wiederum in einer Sammlung befindet, die Arno Meng dem Kulturhistorischen Museum Magdeburg 1994 vermacht hat. Damit ist die Autorschaft von Wilhelm Deffke, der heute als „Pionier des modernen Logos“ gilt, zweifellos belegt. Das bislang unbekannte Goethe-Plakat ist vermutlich seine letzte Arbeit. Deffke starb am 28. August 1950 in Woltersdorf bei Berlin.

Dieter Ramdohr sagt: „Ich bin beim Sortieren meines eigenen Nachlasses auf die Plakate gestoßen.“ In einem Gespräch berichtet er am Rande der Veranstaltung davon, wie die Fachschule für angewandte Kunst 1963 aufgelöst wurde, wie die vorhandenen Arbeiten vernichtet wurden.

Norbert Pohlmann sagt: „Als wir als Forum Gestaltung vor einigen Jahren begannen, das Erbe der Schule wieder ins Bewusstsein der Menschen zu holen, standen wir vor dem Nichts. Erst dank zahlreicher Spender wie Dieter Ramdohr und ehemalige Schüler der Einrichtung, konnten wir ein inzwischen ansehnliches Archiv mit Originalen sammeln.“

Dieter Ramdohr wurde am Sonntag die Ehrenmitgliedschaft des Vereins angetragen, die er auch annahm. Vor ihm wurden Reginald Richter und Bruno Groth auf diese Weise durch den Verein geehrt.

Im Laufe der jetzt beendeten Ausstellung wurden 300 Arbeiten – von der Fotografie über die Grafik und Pläne bis hin zum Modell des Bruno-Taut-Kiosks in Originalgröße in den wiederhergestellten Ausstellungsräumen in der Brandenburger Straße gezeigt.