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Friedhof Neue Skulptur erinnert an verlorenen Engel

In einer losen Serie widmet sich die Volksstimme der Bestattungskultur und den Friedhöfen in Magdeburg. Heute: der Neustädter Friedhof.

Von Anja Guse 18.01.2017, 14:01

Magdeburg l An den Juli 2012 erinnern sich die Mitarbeiter des evangelischen Friedhofs Neustadt nur zu gut. In jenem Monat wurde der Bronze-Engel von seinem Sockel abmontiert und gestohlen. Ein Schock, nicht nur für die St. Nicolai- und die Martinsgemeinde, die den Friedhof verwalten, sondern auch für viele Besucher der Anlage. Immerhin stammte der Engel aus dem Jahre 1812. Er wurde damals von der Fabrikantenfamilie Diebel als Monument auf das Familiengrab gestellt.

„Für uns war klar, dass wir eine neue Skulptur wollen, aber keinen Engel, denn diesem Anspruch wären wir nicht gerecht geworden“, erzählt Stefanie Warnstedt. Sie ist die Vorsitzende des Verwaltungsausschusses der beiden Gemeinden.

Heute schmückt eine neue Skulptur aus Marmor das Urnengemeinschaftsgrab. Bildhauer Wolfgang Roßdeutscher hat sie geschaffen. Und sie erinnert an den „verlorenen Engel“. „Es scheint, als wäre unser Engel einmal durch die Platte hindurchgegangen“, meint Stefanie Warnstedt. „Mit dieser Lösung sind wir sehr glücklich.“

Weniger glücklich ist die Vorsitzende mit den zahlreichen Graffiti an der denkmalgeschützten Mauer des Friedhofs. „Die werden wir einfach nicht los.“ Jedes Jahr muss die Mauer immer wieder neu gestrichen und von den Schmierereien befreit werden, berichtet die Vorsitzende des Verwaltungsausschusses. Umso mehr freut sich Stefanie Warnstedt über das Engagement ihrer Mitarbeiter. Diese haben Patenschaften für einzelne Stellen auf dem Friedhof übernommen. Sie pflegen und bepflanzen Kübel oder alte Grabstellen.

Ein Blick in die Historie zeigt, dass der Neustädter Friedhof zu den ältesten Friedhöfen in Magdeburg zählt. Angelegt wurde er 1812/13 als „Leichenhof“. 1896 wurde die Kapelle errichtet, die jedoch im Zweiten Weltkrieg durch Bomben beschädigt wurde. Kurz danach wurde sie wieder hergerichtet.

Der Neustädter Friedhof wurde mehrfach erweitert, 1861 zum vierten Mal. Heutzutage werden hier pro Jahr etwa 900 Verstorbene beigesetzt, egal ob christlich oder nichtreligiös.