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GerettetOttofest schrammt an Absage vorbei

Mit ausgedünnter Veranstalterriege, aber ohne Abstriche am Programm soll im September das Magdeburger Kaiser-Otto-Fest stattfinden.

Von Katja Tessnow 16.03.2017, 00:01

Magdeburg l „Ich mache weiter“, sagt Torsten Fraß am Mittwoch im Volksstimme-Gespräch und schränkt ein: „Unter den aktuellen Bedingungen aber nur noch dieses Jahr.“ Sein Kollege Ingo Bumbke, bis dato neben Fraß Geschäftsführer der Kaiser-Otto-Fest-GmbH, zieht aus den politischen Auseinandersetzungen ums Fest und den Zuschuss andere Konsequenzen: „Mein Idealismus ist verbraucht. Ich steige aus.“

Bumbke und Fraß (Agentur Paganini) gründeten 2013 eigens für die von der Stadt Magdeburg erwünschte Kaiserparty eine Festgesellschaft und firmierten bisher im Duo als Geschäftsführer. Sie übernahmen die Veranstaltung, weil die IG Innenstadt das finanzielle Risiko nicht mehr tragen wollte. Die Stadt strich ihren Zuschuss von 387.000 Euro (2011) über 238.000 Euro (2012) auf 119.000 Euro zusammen.

Tatsächlich kostet die dreitägige Sause fast 400.000 Euro. Die Festgesellschaft wirbt Jahr für Jahr rund 100.000 Euro von Sponsoren ein; mehr als 150.000 Euro müssen von Eintritts- und Standgeldern gedeckt werden. In den Vorjahren trug die Stadt das Risiko von Einnahmeausfällen, z. B. wegen Schlechtwetters, und zahlte im Ernstfall bis zu 38.000 Euro (2015) nach.

Damit ist Schluss. Stadt und Veranstalter einigten sich auf einen Ausfallnachschlag bis maximal 15.000 Euro plus zusätzlich 21.000 Euro zur Qualifizierung des Festes. Eine Ratsmehrheit lehnte ab und beschloss im November 2016: 119.000 Euro Zuschuss und kein Cent mehr. Räte vor allem von SPD und Grünen kritisierten außerdem die Festqualität. Überregional zu wenig zugkräftig, nicht einmalig, befand etwa SPD-Fraktionschef Jens Rösler und fragte: „Muss es auch noch der zehnte Feuerspucker sein?“

Bumbke geht in Erinnerung daran noch heute die Hutschnur hoch. „Es wird keine konkrete Kritik vorgetragen. Das sind Phrasen.“ Bumbke verweist auf die Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen. „Aber uns wird mangelnder Bildungsanspruch vorgeworfen. Der ein oder andere, der uns da im Stadtrat kritisiert, hat das Fest vermutlich noch nie besucht.“

Auch Fraß ist ratlos, was konkret den Räten am Fest aufstößt, fühlt sich aber vom Zuspruch begeisterter Festanhänger bestätigt und will keinen Ausfall riskieren. „Danach würde man bei null anfangen.“ Bis jetzt habe er die Mehrheit der Beteiligten vertrösten können. Jetzt müssten rund 400 Verträge mit Mitwirkenden geschlossen werden, sonst suchten sie sich andere Auftrittsorte. Fraß: „Ich habe den Oberbürgermeister und das Kulturdezernat informiert, dass ich das 2017 noch einmal mache, aber dann unter diesen Bedingungen nicht mehr.“ Die Zukunft des Festes bleibt offen.

Fest steht aber: Vom 1. bis 3. September 2017 wird wieder im Namen Kaiser Ottos gefeiert. Luther und Telemann sind übrigens auch dabei.