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Götz George Wirtin hat doppelten Grund zur Trauer

Im "Zum Götz" in Magdeburg saß Götz George ständig am Tresen. Frauke Riegg verlor zuerst ihr Restaurant, nun ihren Lieblingsschauspieler.

Von Rainer Schweingel 28.06.2016, 01:01

Magdeburg l Deutschland trauert nach dem Tod des Schauspielers Götz George um einen ganz besonderen Künstler. Mitten in der Trauergemeinschaft findet sich auch eine Magdeburgerin wieder, die die Nachricht vom Ableben des großen Mimen emotional besonders trifft: Frauke Riegg, Chefin der Cracauer Gaststätte „Zum Götz“ - benannt nach Götz George.

Die Elbestädterin hatte bereits zu DDR-Zeiten Kontakt zu dem Schauspieler und brachte es schon da zu einem Briefkontakt. „Ich wollte Kunst studieren und hatte in meiner Bewerbung ein Porträtbild von Götz George gemalt. Aus dem Kunststudium wurde zwar nichts, aber das Bild nahm meine Tante aus dem Westen mit nach Westberlin und schickte es ihm zu.“ Bald darauf bekam Frauke Riegg von Götz George private Post. Von da an entwickelte sich ein Briefverkehr, der nach der Wende in einem spontanen Besuch der Magdeburgerin bei Götz George gipfelte. „Ich bin 1990 einfach mal hingefahren, habe bei ihm geklingelt und wurde empfangen“, erinnert sich die Gastronomin.

Seitdem wurde der Kontakt enger. Zur Filmpremiere von „Schtonk“ 1992 wurde sie eingeladen und durfte damals neben Götz George auch viele weitere Schauspielergrößen kennenlernen. Als Frauke Riegg dann 1997 einen Namen für ihre neue Gaststätte suchte, musste sie nicht lange überlegen: „Landhaus Cracau war zu altbacken, Gaststätte am Wasserfall zu allgemein. Aber wir gehen zum ‚Götz‘- das klang irgendwie gut“, erinnert sie sich an die Namensfindung als Hommage an den Schauspieler. Als zur Einweihung auch noch Götz George persönlich kam, war das Restaurant „Zum Götz“ quasi geheiligt. Fortan erinnerte ein selbstgemaltes Porträt an der Theke und der „Horst“ - eine lebensgroße „Schimanski“-Puppe daneben - an den prominenten Besuch und Namensgeber für die Gaststätte, was sich auch im Umsatz bemerkbar machte. „Es gab praktisch keinen Tag, an dem nicht Gäste mit ‚Horst‘ getrunken oder getanzt haben.“

Damit ist es allerdings vorerst vorbei. Am 11. Januar dieses Jahres brach nach einem technischen Defekt ein Feuer aus und zerstörte Teile der Gaststätte. Seitdem ist das „Götz“ geschlossen - und macht auch nicht wieder auf.

„Eigentlich wollte ich aus der Not eine Tugend machen und nach 20 Jahren alles neu gestalten. Aber leider lief auch der Mietvertrag aus - und die neuen Konditionen waren für mich nicht machbar“, so Frauke Riegg. So fristen Porträtbild „Götz“ und Puppe „Horst“ derzeit ihr Dasein im privaten Garten.

Die traurige Nachricht über den Tod des Schauspielers erhielt Frauke Riegg wie alle anderen auch aus den Medien. Aber irgendwie hatte sie schon eine Vorahnung: „Vor sechs Wochen hatte ich ihm geschrieben, und noch keine Antwort erhalten. Das hatte mich stutzig gemacht ...“ Nun will sie der Familie noch persönlich kondolieren – wie, das soll ihr Geheimnis bleiben.

Dennoch, der Name Götz lebt in Magdeburg fort, auch wenn das gleichnamige Restaurant nicht mehr öffnet. Frauke Riegg gründete jetzt einen Partyservice. Und wie der heißt, ist ja wohl klar.