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Graffiti Parolen an Wänden in Magdeburg

"Yuppies raus" und "G20 gleich Massenmörder" steht an Wänden in Magdeburg-Stadtfeld. Die Polizei bestätigt eine Häufung linker Parolen.

Von Franziska Ellrich 14.07.2017, 01:01

Magdeburg l Dem Duden zufolge ist ein Yuppie ein junger, karrierebewusster Stadtmensch, der großen Wert auf seine äußere Erscheinung legt. Geht es nach den Sprühern, die dieser Tage ihre Spur in Stadtfeld hinterlassen, haben solche Menschen im Kiez nichts zu suchen. An unzähligen Hauswänden prangen in Stadtfeld Graffiti. Linke Parolen wie „Yuppies raus“ oder „G 20 gleich Massenmörder“ sind dort zu lesen.

Mal hinterlassen die Sprayer nur ihre Kürzel oder entwerfen Bilder und mal sind die Anliegen eindeutig. Vor dem G-20-Gipfel in Hamburg seien zusehends Graffiti-Parolen mit Bezug zum Gipfel in Stadtfeld zu lesen gewesen, bestätigte die Polizei auf Nachfrage der Volksstimme. Diese Aktion gipfelte in dem Angriff auf einen Motorradhändler in der Maxim-Gorki-Straße.

Dort wurden in der Nacht zum 10. Juli 2017 die Scheiben des Firmengebäudes zerschlagen und ein Böller gezündet, der die Eingangstür zerstörte. Auf die Hauswand sprühten die Zerstörer Sprüche wie „Rache für die Verletzten von G 20“ und „Solidarität mit den Gefangenen des G 20“. Eine deutliche Häufung linker Parolen sei im Stadtteil zu spüren, erklärt Polizeisprecher Marc Becher. Dazu gehören linke Symbole wie Hammer und Sichel sowie die Abkürzung Antifa für Antifaschismus oder antifaschistische Aktion.

Auf der Homepage „Zusammen Kämpfen“ erklären Mitglieder der linken Szene: „Stadtfeld soll seinen rebellischen Charakter verlieren und zur Yuppie-Hochburg in Magdeburg werden.“ Es wird ganz deutlich zum Widerstand aufgerufen. Die Linken prangern „steigende Mieten, Verbotsschilder, Zäune und den Kampf gegen Graffiti“ in Stadtfeld an. Sie erklären öffentlich: „Wir stehen in offener Feindschaft gegen diese Entwicklungen.“ Und fordern: „Bonzen und Yuppies das Leben schwer machen.“

Im Oktober 2015 haben Linke in Stadtfeld eine Demo organisiert unter dem Motto: „Mieten runter, Löhne rauf.“ Von Stadtfeld als „unserem Stadtteil“ sprechen die Macher der Homepage des Infoladens, ein linkes Projekt in der Puschkinstraße. Sie erklären deutlich: „Es gilt zukünftig unsere Aktivitäten gegen Umstrukturierung und Aufwertung unserer Straßen und Häuser zu verstärken sowie mit vielen verschiedenen Mitteln unseren Widerstand zum Ausdruck zu bringen.“

Wer sich hinter „Zusammen Kämpfen“ verbirgt, ist unklar. Ein Ansprechpartner ist auf der Homepage nicht zu finden, auch auf der Seite des Infoladens gibt sich niemand mit Namen zu erkennen. Wer hinter den linksmotivierten Statements an den Hauswänden im Kiez steckt, bleibt ebenso offen.

Polizeisprecher Marc Becher macht deutlich, wie schwer es ist, die Täter dieser Schmierereien zu fassen. Schon allein weil die genaue Tatzeit oft nicht auszumachen sei. Als vor ein paar Wochen die Worte „Yuppies raus“ plötzlich neben dem Eingang eines Cafés am Schellheimerplatz prangen, bleibt die Besitzerin gelassen. Eine Mitarbeiterin erklärt auf Nachfrage der Volksstimme: „Es stört uns nicht.“ Und angesprochen fühle man sich auch nicht. Ob der Spruch bleibt oder weg soll, liege so oder so in der Hand des Vermieters.

Dass sich Eigentümer und Mieter mit dem Problem Graffiti herumschlagen müssen, erlebt Maria Camila Ruiz Lora vom Geschäftsstraßenmanagement in Stadtfeld häufiger. „Wenn von einer Nacht zur anderen alles beschmiert ist, ist das ein großes Thema für die Ladenbesitzer“, sagt Maria Camila Ruiz Lora. Gemeinsam suche man nach Maßnahmen.

Eine Idee ist bereits umgesetzt: Künstler haben Stromkästen in Stadtfeld bunt gestaltet – und damit den illegalen Sprühern den Raum genommen. Ähnliche Projekte könnten sich die Mitarbeiter vom Geschäftsstraßenmanagement auch an großen Hauswänden vorstellen.

Genau solche Wandgemälde sind auch Thema bei der Stadt Magdeburg. Bei der Stadtverwaltung kennt man das Problem und Mitarbeiter müssen an kommunalen Gebäuden ganz regelmäßig illegale Schmierereien beseitigen. Jedoch erstrecke sich das auf das gesamte Stadtgebiet, „Schwerpunkte sind nicht zu erkennen“, erklärt Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra. Auch sei die Zahl illegaler Graffiti, zumindest was die Schwimmhallen und Sportstätten der Stadt betrifft, in den vergangenen Jahren gleichbleibend hoch.

Wo man sich dabei künstlerische Graffiti gut vorstellen könne, ist der Sportplatz Reform. „Dort gibt es viele unbeobachtete Stellen für Sprayer“, erklärt die Stadtsprecherin.

Oft betroffen sei auch das neue Gebäude am Neustädter See. Allerdings handele es sich bei den Graffiti nur selten um volksverhetzende Parolen und verbotene Symbole. Denn fest steht: Bei „politisch motivierten oder diffamierenden Schmierereien“ handelt die Stadt an ihren Gebäuden so schnell wie möglich. Meist reinigt oder überstreicht das Personal der Stadt selbst die beschmierten Flächen. Sprecherin Kerstin Kinszorra betont noch einmal: Wer illegale Graffiti entdeckt, sollte den Vorfall zeitnah und mit Foto zur Anzeige bringen. Denn: „Manche Sprayer können an ihrer Handschrift erkannt und gefasst werden.“ Das hat bereits funktioniert im Fall der Hermann-Gieseler-Sporthalle in Stadtfeld.