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Handel und Verkehr Ikea in Magdeburg und seine Auswirkungen

Die Neueröffnung von Ikea in Magdeburg hat auch Auswirkungen auf den Handel, den Verkehr und die Finanzen der Stadt. Ein Überblick:

Von Christina Bendigs 01.09.2017, 14:44

Magdeburg l Des einen Freud ist bekanntlich des anderen Leid: Mit der Eröffnung des Ikea-Möbelmarktes am 31. August 2017 in Magdeburg ändert sich in der Stadt einiges. Die Volksstimme hat sich unter Händlern und bei der Stadtverwaltung Magdeburg umgehört, welche Auswirkungen Ikea mitbringt.

Arno Frommhagen, Vorsitzender der IG Innenstadt: „Wir erwarten aufgrund der tollen Lage, insbesondere der Anbindung zum öffentlichen Nahverkehr, dass wir auch in der Innenstadt zusätzliche Kaufkraft eruieren und an der Ansiedlung partizipieren. Ikea ist auch Mitglied der IG Innenstadt und gibt sich dort sehr partnerschaftlich. So wird beispielsweise für Aktionen in der Innenstadt auf dem Ikea-Parkplatz geworben, gleichzeitig wird Ikea wiederum Partner beim Europafest 2018 und dort das Land Schweden präsentieren. Klar wird sich unter Umständen auch Kaufkraft verschieben, aber unterm Strich wird es für beide Seiten ein Gewinn werden.“

Bettina Jürgensen, Gewerkschaftssekretärin Verdi Bundesfachbereich Handel: „Bei Ikea wird nach Tarif bezahlt. Das ist im Einzelhandel längst nicht mehr selbstverständlich, nur noch rund 30 Prozent der Beschäftigten fallen unter die Tarifbindung. Es gibt zum Teil deutliche Probleme mit prekärer Beschäftigung, im bundesweiten Schnitt hatten 2016 rund 20  Prozent der Beschäftigten bei Ikea befristete Verträge. Die Quote liegt in einzelnen Häusern aber zum Teil deutlich höher. Außerdem arbeiten fast zwei Drittel der Mitarbeiter in Teilzeit. Viele wollen eigentlich mehr arbeiten. Im Auge behalten muss man die digitale Entwicklung, die auch bei Ikea immer stärker angegangen wird. Betriebsräte müssen auch hier auf die Arbeitsbedingungen achten.“

Wo einst der Milchhof Magdeburg stand, lockt jetzt das Möbelhaus Ikea Kunden an. Fotos: Martin Rieß/Anja Guse

 

Rainer Nitsche, Wirtschaftsbeigeordneter der Stadt Magdeburg: „Dass Ikea in Deutschland keine Steuern zahlt, stimmt nicht. Es wird signifikante Steuereinnahmen geben, Gewerbesteuern, aber auch andere Umlagen. Das ist in Vorgesprächen avisiert worden. Sie werden aber verstehen, dass ich diesbezüglich nicht ins Detail gehen möchte. Die Ansiedlung von Ikea in Magdeburg wertet den Handelsplatz und die Einkaufsstadt Magdeburg auf. Die Ansiedlung wird zusätzliche Kaufkraft, auch für die Innenstadt, binden. Außerdem bedeutet es einen Imagegewinn für den Wirtschaftsstandort Magdeburg. Und es zeigt, dass Ikea Magdeburg eine gute Entwicklung zutraut.“

Toni Pérez Morell, Centermanager im Florapark: Wir freuen uns natürlich über die Eröffnung von Ikea. Die Ansiedlung in Magdeburg ist ein toller Meilenstein für unsere schöne Stadt und wird sicherlich nicht nur Kaufkraft binden, sondern auch dafür sorgen, dass Magdeburg als Einkaufsziel für diejenigen wieder attraktiver wird, die vorher vielleicht nach Braunschweig oder in Richtung Leipzig gefahren sind. Sorgen oder Bedenken sehen wir aktuell keine. Wir hoffen natürlich, dass das erwartete Verkehrschaos nicht eintritt und der große Ansturm zur Zufriedenheit aller gut gemeistert wird. Mit den getroffenen Vorkehrungen seitens der Stadt und von Ikea sind wir aber bester Dinge.

Knut Bernsen, Landesgeschäftsführer Handelsverband Sachsen-Anhalt: „Es kann durchaus sein, dass sich die Möbellandschaft in Magdeburg gegenseitig befruchtet. Im Vergleich anderer mitteldeutscher Städte hat Magdeburg deutlich weniger Möbelverkaufsfläche. Und bei Möbelkunden gibt es häufig keine Spontankäufe. Sie suchen verschiedene Märkte auf und entscheiden dann. Aber Ikea ist aktuell ein expansives Format und hat große Sogwirkung. Andererseits könnte es sein, dass Onlinekunden jetzt stationär kaufen und so den Standort Magdeburg stärken. Für die Stadt ist es auf jeden Fall attraktiv, ein breites Angebot zu haben. Und es kann für Magdeburg von Vorteil sein, wenn die Stadt sich um die weitere Attraktivität der Innenstadt kümmert. Wie sich die Ikea-Ansiedlung im Umland auswirkt, muss man sich dann anschauen.“

Christine Gies, Hausleiterin bei Möbel Höffner am Pfahlberg: „Ikea und Höffner sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Für Magdeburg ist Ikea auf jeden Fall eine Bereicherung. Natürlich gibt es auch Konkurrenz – aber eine positive. Viele Kunden aus dem Umkreis werden nach Magdeburg kommen. Und was sie bei Ikea nicht finden, finden sie vielleicht bei uns, und umgekehrt. Für die Region ist es super, und ich denke, wir werden beide davon profitieren. Besser wäre es noch gewesen, Ikea hätte einen Standort direkt neben uns gehabt.“

Kerstin Kinszorra, Pressesprecherin der Stadt Magdeburg: „Die Parklage war äußerst entspannt. Dadurch, dass der Ikea-Parkplatz den gesamten Tag über meist nur zu zwei Dritteln gefüllt war, gab es kein ‚wildes Parken‘ im Umkreis. Es wurden dementsprechend auch keine Verstöße durch den Stadtordnungsdienst geahndet. Die Verkehrsbeobachtung vor Ort hat bisher keine wesentlichen Probleme in den verkehrlichen Abläufen gezeigt. Das Tiefbauamt wird den Knoten und die Ebendorfer Chaussee in den kommenden Tagen weiter beobachten und auswerten, um bei Bedarf noch Optimierungen vornehmen zu können.

Zum jetzigen Stand der Straßengestaltung ist noch Folgendes zu sagen: Der vorhandene Geh- und Radweg an der Ebendorfer Chaussee hat eine durchgängige Breite von 2,50 Meter. Durch Errichtung der Zufahrtsspur zum Ikea-Einrichtungshaus wurde er in Richtung Norden verschoben. Der neu hergestellte Geh- und Radweg auf der Nordseite der Ebendorfer Chaussee hat ebenfalls eine nutzbare Breite von 2,50 Meter, und der sich anschließende Geh- und Radweg auf der Ostseite des Sülzborn hat eine nutzbare Breite von 2,75 Meter. Es sind ausreichende Sicherheitsräume vorhanden.“