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HeizkraftwerkMüll kommt aus Manchester nach Magdeburg

Tausende Besucher sind am Sonnabend im Müllheizkraftwerk (MHKW) in Magdeburg-Rothensee gezählt worden.

Von Marco Papritz 26.06.2017, 01:01

Magdeburg l „Ich möchte einmal sehen, wie der Müll in Energie umgewandelt wird und wie es in dem Kraftwerk aussieht“, sagte Jochen Schnur bei der Besichtigung der Anlagen auf dem Gelände des Müll- und Heizkraftwerkes, welches Magdeburg mit Fernwärme versorgt. Wie ihm ging es vielen der Besucher, die sich beim Tag der offenen Tür einfanden. Wobei es besser „Tag des offenen Tores“ heißen müsste, denn im MHKW ist alles etwas größer, wenn man so will.

Wie etwa die beiden Müllbunker, die jeweils eine Müllmenge von bis zu 6000 Tonnen aufnehmen können. Pro Schicht werden etwa 1000 Tonnen verarbeitet, pro Jahr verzeichnen beide Anlagen mit vier Verbrennungskesseln eine Menge von insgesamt 650.000 Tonnen. Etwa die Hälfte der Anlieferungen besteht aus Hausmüll aus der Landeshauptstadt, der Region sowie drei Landkreisen aus Niedersachsen. Der andere Teil besteht u. a. aus hausmüll-ähnlichem Gewerbeabfall wie von Containerdiensten und aus Asservaten, berichtet der Geschäftsführer des Müllheizkraftwerkes, Rolf Oesterhoff.

Zwischen sechs und sieben Prozent der Abfallmenge stammen aus dem Ausland. So wird der zu verarbeitende Müll aus einem Kanton in der Schweiz, aus Dublin (Irland) und Manchester (England) angeliefert.

Sind es Schiffe, die sogenannte Schüttgüter, sprich Baumaterialien, nach Irland und auf dem Rückweg in Ballen gepressten Müll transportieren, sind es Lkw, die in der englischen Arbeiterstadt Müll gen Magdeburg fahren. Die Verwertung in Rothensee führt dazu, dass der Müll in Großbritannien nicht deponiert werden muss: Dort gebe es zu wenige Kraftwerke, um den Müll zu verarbeiten.

Generell gelte, dass der Müll mittels Lkw zum MHKW transportiert werde, so Oesterhoff: „Aufgrund der Kosten entscheiden sich Körperschaften gegen den ökologischen Weg.“ Anders als der Müll aus dem Umland wird der Müll aus Magdeburg nicht umgeschlagen, sondern direkt zum MHKW transportiert. In den Kesseln des MHKW werden die Mengen in Fernwärme umgewandelt: „Unsere Hauptaufgabe besteht darin, die Stadt mit Fernwärme zu versorgen“, sagte er weiter. Dafür müsse kein fossiler Energieträger eingesetzt werden, um beispielsweise heißes Wasser zu erzeugen. Gleiches gilt für den Strom. Die grüne Energie der Städtischen Werke Magdeburg (SWM) stammt in Teilen aus dem Kraftwerk in Rothensee.

Ein Unternehmen aus der Region verarbeitet die übrig gebliebene Schlacke und Asche: Es trennt die Metalle und Nichtmetalle und übernimmt die Aufarbeitung für Deponien, Straßen-, Landschafts- und Wegebau. Die Restprodukte aus der Rauchgasreinigung mit konzentrierten Schadstoffen werden in Silos gesammelt und anschließend unter Tage u. a. in Zielitz (Bördekreis) und in Teutschenthal (Saalekreis) eingebracht.

Mehr als 2000 Besucher finden sich pro Jahr im Müllheizkraftwerk am Stadtrand von Magdeburg ein, um sich über die Arbeitsprozesse und die Anlagen zu informieren. Das Kraftwerk gilt als eines der modernsten seiner Art in Europa. Der Tag der offenen Tür, der mit einem Fest verbunden ist, wird seid der Eröffnung des Kraftwerkes im Jahr 2005 im Zwei-Jahres-Rhythmus angeboten.