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Investitionen Rätselraten: Was kostet der Tunnel?

Der Tunnel am Magdeburger Hauptbahnhof wird teurer. Um wie viel, ist noch nicht klar.

Von Martin Rieß 01.07.2017, 01:01

Magdeburg l Rund 11,5 Millionen Euro mehr werden für den Magdeburger Tunnelbau allein in diesem Jahr fällig. Aktuell liegen die Baukosten bei geschätzten 110 Millionen Euro. Weitere Kostensteigerungen stehen an. In einem Gespräch erläuterte Baudezernent Dieter Scheidemann, was die Gründe für die Entwicklung sind und wie es weitergehen wird.

Noch ist nicht klar, welche Kosten auf die Stadt zukommen. Den neben zusätzlichen Kosten für Planungen und mehr Material geht es um den weiteren Bauablauf. Da nämlich Zeit verloren gegangen ist, muss jetzt schneller gearbeitet werden. Und das erfordert mehr Personal. Dieter Scheidemann erläutert: „Viele Arbeiten greifen auf der Baustelle ja ineinander und müssen aufeinander abgestimmt werden. Dies alles muss in den Planungen berücksichtigt werden. Entsprechend aufwendig sind die Abstimmungen, die derzeit laufen.“ Mit den Veränderungen können ganze Bauabläufe anders als ursprünglich geplant ausfallen.

Letztendlich muss am Ende geklärt werden, wer die Mehrkosten zahlt – sprich, ob die Planungen wirklich fehlerhaft waren. Das ist eine Sache für Gutachter – und am Ende wohl auch für Gerichte. Dieter Scheidemann sagt: „Die Meinungen zu einigen Punkten gehen da sehr auseinander.“

Warum ist der Fehler erst mitten im Arbeitsprozess aufgefallen? Magdeburgs Baudezernent Dieter Scheidemann verweist auf die Verantwortung des Planungsbüros, das aus Sicht der Stadt die Schuld an der Fehlplanung trägt. Und selbst dem externen Prüfer sei der Fehler erst während der laufenden Bauarbeiten aufgefallen. Dieter Scheidemann sagt: „Man muss bei der Beurteilung immer auch bedenken, dass es sich um ein mehrere Tausend wichtige Einzelheiten umfassendes komplexes Gesamtbauwerk handelt.“

Für den Betrieb des Bauwerks hätte die Dicke der Betonpfähle, aus denen sich die Wände des Tunnels zusammensetzen, vollkommen ausgereicht. „Nicht bedacht wurde aber, dass die statischen Voraussetzungen während der Bauphase andere sind“, sagt Dieter Scheidemann. Da nämlich der Tunnelboden erst am Ende gebaut wird, verfügt das bisher aus Tunneldecke und Seitenwänden bestehende Bauwerk über keine ausreichende Versteifung. Und das wiederum führt dazu, dass die Pfähle jetzt stärker belastet werden. Das könnte zu Schäden führen, die nach sich ziehen, dass durch die Seitenwände das an dieser Stelle anstehende Grundwasser in den Tunnel sickert.

Zwar wird der Tunnelbau teurer als ursprünglich geplant. „Immerhin ist der Fehler in der Planung aber zum Glück noch vor dem Bau der entsprechenden Bohrpfähle aufgefallen“, sagt Baudezernent Dieter Scheidemann. Andernfalls wären die Kosten nicht allein wegen neuer Planung, zusätzlichen Materials und zusätzlicher Arbeitsleistungen gestiegen, sondern auch für die Entfernung und Entsorgung zu kleiner Bohrpfähle.

Neben den Bohrpfählen gab es einige andere unvorhergesehene Arbeiten. „Wir haben unter anderem nicht damit gerechnet, wie viel Material per Hochdruck-injektion in die Seitenwände eingebracht werden muss“, sagt der Baudezernent. Und auch bei der Wasserhaltung, mit der das Wasser aus der Baugrube in die Künette abgepumpt wird, waren Nacharbeiten erforderlich. „Den weitaus größten Anteil machen aber tatsächlich die falsch dimensionierten Bohrpfähle aus“, sagt Dieter Scheidemann.

In der Rechnung noch keine Rolle gespielt haben übrigens die Kosten für die Beleuchtung des Tunnels. Das, so der Baudezernent, sei aber durchaus gewollt: „Aufgrund der absehbar sinkenden Kosten für die LED-Technik wollten wir von Beginn an die Ausschreibung dazu so spät wie möglich starten.“ Bereits erstellt ist ein Lichtkonzept.