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Jubiläum 100 Jahre Ida-Hubbe-Kapelle

Die Ida-Hubbe-Kapelle in Magdeburg wird 100 Jahre alt. Die Kirche und das Gemeindehaus gehen auf eine Schenkung der Familie Hubbe zurück.

Von Michaela Schröder 05.04.2016, 16:22

Magdeburg l In diesem Jahr feiert die Trinitatis-Gemeinde das 100-jährige Bestehen der Ida-Hubbe-Kapelle (Ida-Hubbe-Stift). Das Gemeindefest soll am 18. und 19. Juni stattfinden. Geplant sind neben einem Festgottesdienst und Zeitzeugengesprächen auch eine historische Führung und Rückschau.

Zum 100-jährigen Bestehen ist auch eine Festschrift geplant, berichtet Pfarrer Christfried Kulosa und begibt sich auf Spurensuche zu den Motiven für die Errichtung der Ida-Hubbe-Kapelle. Seit 1916 ist das Haus an der Berliner Chaussee der Treffpunkt der Gemeinde und beherbergt einen Kindergarten.

„In Anbetracht des starken öffentlichen Engagements der Familie Hubbe wird plausibel, dass sowohl die betagte Witwe Ida Hubbe als auch ihr Sohn Gustav motiviert waren, aus dem Ertrag des auf der Höhe der Vorkriegserfolge stehenden Unternehmens noch einmal etwas Bleibendes zu stiften - im Umfang von 56.500 Mark“, erzählt Christfried Kulosa.

Die Magdeburger Fabrikantenfamilie Hubbe gehörte zu den bedeutendsten Ölfabrikanten in Deutschland. 1840 hatte die Familie ihr Handelsunternehmen in der Großen Münzstraße gegründet. Hubbe ließ 1891 an der Berliner Chaussee eine neue moderne Fabrikanlage errichten.

„Die entscheidende Frage, warum die Familie Hubbe der Cracauer Kirchengemeinde ausgerechnet ein Haus mit einem neuen Betsaal schenkte, ist damit aber noch nicht beantwortet“, so der Pfarrer der beiden Gemeinden St. Briccius und Trinitatis.

Fest steht, es gab im Osten Magdeburgs Bedarf für einen neuen Gottesdienstraum. „Dies lässt sich in den Akten schon kurz nach der Jahrhundertwende nachweisen, wenn von einem gemieteten Lokal oder ‚Familien Betsaal‘ die Rede ist“, berichtet Christfried Kulosa.

Auch im Archiv der Kirchenprovinz Sachsen konnte Kulosa weitere Details zurückverfolgen. Im Mai 1915 hatte Superintendent und Konsistorialrat Dr. Hermens aus Cracau mit dem „theologischen Bearbeiter der Diözese Cracau über die geistliche Versorgung der etwa 1367 evangelischen Gemeindemitglieder von Magdeburg-Cracau, die an der Königsborner Straße wohnen ... Rücksprache gehalten“. „Daraufhin trat Konsistorialrat D. Siegmund-Schultze an den Unternehmer Gustav Hubbe heran. Im Ergebnis des Gespräches stellte die Firma den ‚bisherigen Arbeiterspeisesaal‘ (in der Königsborner Straße 14) zur Verfügung, der dann entsprechend hergerichtet wurde“, so Kulosa.

Weiter heißt es in jenem Schreiben des Königlichen Konsistoriums an den Superintendenten in Magdeburg-Cracau: „... doch soll die Ingebrauchnahme dieses Saales nur eine vorläufige sein, da Herr Hubbe weiterhin auf einem ihm gehörigen Platze neben der Fabrik die Errichtung einer für Gottesdienste geeigneten Baracke noch für dieses Jahr in Aussicht gestellt hat“.

Diese Baracke wurde jedoch nie gebaut. Die Anfrage an den Unternehmer Gustav Hubbe kam also - vermutlich nicht ganz zufällig - zu einem idealen Zeitpunkt: Die geplante Errichtung des Gemeindehauses anlässlich des 75. Firmenjahrestages war der Öffentlichkeit wohl nicht verschwiegen, der Zweck bzw. die Widmung aber noch nicht festgelegt.

Nun suchte die Kirchengemeinde nach einem Versammlungsraum. „Über Gespräche mit kirchlichen Entscheidungsträgern und mehrere provisorische Lösungen reifte offenbar bei Gustav Hubbe der Gedanke, den Stiftungszweck in Form eines gottesdienstlichen Gebäudes zu realisieren“, berichtet Christfried Kulosa. Ab September 1915 sind konkrete Überlegungen zum Bau des Gemeindehauses in den Akten nachweisbar. „Dass das Gebäude dann im Gedenken an Ida Hubbe ihren Namen bekam, ist naheliegenderweise mit ihrem Tod zu Jahresanfang 1916 begründet“, resümiert der Gemeindepfarrer.