Magdeburger Ottojaner in der Klinik

Magdeburg l Das deutsche Gesundheitssystem gilt im weltweiten Vergleich durchaus als fortschrittlich. Doch mit Blick auf das Ringen um Kosten und Gewinne, um den Nutzen für die verschiedensten Beteiligten bietet es auch eine Vielzahl an Ansatzpunkten für Karnevalisten. Die Ottojaner haben sich in dieser Art des politischen Medizinschranks in diesem Jahr bedient und das Publikum im Alten Theater in der Tessenowstraße in Stimmung gebracht.

Beim Disput beim Arzt stellt sich so für die Ottojaner die Frage nach der Betäubung zur Operation. Die einleuchtende Antwort: Indianer und Kassenpatienten kennen keinen Schmerz! Da das Thema Gesundheit welt- und zeitumspannend funktioniert, konnten sich die Ottojaner in ihrem Programm bei namhaften Autoren bedienen. Eugen Roths humoristischer Reim: „Was bringt den Doktor um sein Brot? A – die Gesundheit und b – der Tod. Drum hält der Arzt, auf dass er lebe, uns zwischen beidem in der Schwebe“, fehlte daher im Programm ebensowenig wie eine Umdichtung von Goethes Zauberlehrling im Disput von Notärztin und Assistentin an der Trage um den Patienten und mit den Gedanken bei Honoraren und Gebühren: „Walle! Walle! Manche Strecke, dass zum Zwecke Blute fließe, und mit reichem, vollem Schwalle auf den Boden sich ergieße.“

Neben den Medizinern und den Krankenkassen bekamen am Abend unter dem Narrenruf „Otto Alaaf!“ auch andere Gruppen, die rund um das Gesundheitswesen agieren, ihr Fett weg. In Sachen Pharmaindustrie meinen die Ottojaner: „Holt euch Ottocain! Der Garant für gute Laune.“

Ein weiterer Konflikt könnte sich wie folgt darstellen, so die Ottojaner in ihrem Programm: "Und jetzt können sie nicht mehr ohne Krücken gehen?" - "Weiß ich nicht. Mein Hausarzt sagt ja, mein Anwalt nein."

Die Narrenklinik in diesem Jahr folgt übrigens den Ausflügen in den Märchenwald im Jahr 2015 und dem Hotel Transsilvanien 2016. Für dieses Jahr waren in den vergangenen Wochen u.a. Bühnenbild, Empfangstresen und Notarztwagen gebaut worden – "wie immer handgemacht und unter künstlerischer Anleitung von Steffen Lehmann und Kristin Sorge", hieß es seitens der Magdeburger Narren.