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KinderbetreuungEltern kritisieren Kita-Schluss um 17 Uhr

Im Rahmen einer Elternbefragung erkundete die Stadtverwaltung Magdeburg den zeitlichen Bedarf an Kinderbetreuung.

Von Katja Tessnow 26.04.2017, 01:01

Magdeburg l Zugrunde lag der Befragung ein Stadtratsbeschluss. Nach jahrelanger Debatte über die ideale Kita-Öffnungszeit und vor dem Hintergrund eines neuen Bundesförderprogramms („KitaPlus“) für die Erprobung einer Ausweitung von Betreuungszeiten sollten die Magdeburger Eltern selbst zu Wort kommen – möglichst alle. Allerdings: Nicht einmal ein Drittel aller Magdeburger Familien mit Kindern im Kita-Alter sandten die Frangebögen zurück.

Konkret verschickte die Stadtverwaltung Magdeburg Fragebögen an 9800 Familien mit Kindern zwischen 0 und 7 Jahre, die bereits in einer Kita oder bei einer Tagesmutter in Betreuung sind. Von ihnen beteiligten sich 3175 (32 Prozent) an der Umfrage. Weitere 2500 Fragebögen wurden an Familien mit Kindern im Kita-Alter versendet, die aktuell – meist noch in Elternzeit – zu Hause betreut werden. Hier antworteten nur 680 (28,4 Prozent) der Angeschriebenen. So weit zur Einordnung.

Als aufschlussreich erweist sich zunächst die Antwort auf die Frage, auf welchem Weg Eltern in Magdeburg sich auf die Platzsuche begeben. 70 Prozent der Eltern gaben an, direkt mit der Einrichtung in Kontakt getreten zu sein, weitere 14 Prozent brachten danach ein Geschwisterkind in derselben Einrichtung unter. Nur 13 Prozent fanden über die von der Verwaltung favorisierte, aber wegen Platzmangels zu keinem Zeitpunkt gut funktionierende Nutzung des Kita-Onlineportals einen Platz; 3 Prozent bemühten den Platzvermittlungsservice im Jugendamt.

Von den 680 Familien, deren Kinder aktuell zu Hause betreut werden, wurde die Mehrheit (60,4 Prozent) noch in der Elternzeit von Mutter oder Vater versorgt. Immerhin 21 Prozent der Familien gaben aber auch an, dass sie bisher einfach keinen Kita-Platz – egal in welcher Einrichtung – in Magdeburg finden konnten, weitere 11 Prozent gaben an, dass in der Wunscheinrichtung kein Platz frei war.

In der Regel (zu über 60 Prozent) wünschen Magdeburger Eltern ein Betreuungsangebot für wochentäglich 8 bis 10 Stunden für ein Kind im Kita-Alter; immerhin 34 Prozent kommen aber auch mit einem täglichen Zeitrahmen von 5 bis 8 Stunden aus. Allerdings variieren die Zeiten, in denen die Eltern Betreuungsbedarf anmelden stark – und harmonieren längst nicht in allen Fällen mit den gängigen Kita-Öffnungszeiten in Magdeburg.

Wann eine Kita öffnet, entscheidet in der Regel der Träger der Einrichtung gemeinsam mit dem Kuratorium aus Erziehern und Eltern. In Magdeburg – das ergab auch die Umfrage – sind Öffnungszeiten von 6 bis 17 Uhr die Regel. Die große Mehrheit der befragten Eltern (77,5 Prozent) können damit auch gut leben. Fast ein Viertel (699 Familien = 22,5 Prozent) meldet jedoch Probleme insbesondere mit der Schließzeit um 17 Uhr an.

Von den Unzufriedenen wünschen sich wiederum 63 Prozent (765 Personen) eine Kita-Öffnung bis 18 Uhr, weitere 19 Prozent sogar bis 19 Uhr. 11 Prozent (350) würden eine Kita-Öffnung schon vor 6 Uhr befürworten. 112 Eltern melden Betreuungsbedarf auch nachts an, 312 am Wochenende und 243 an Feiertagen.

Solche Angebote sind aber in Magdeburg – abgesehen davon, dass sie natürlich privat organisiert und bezahlt werden könnten – eine absolute Rarität. Aktuell sind die meisten Eltern froh, wenn sie überhaupt einen Kita-Platz für ihren Nachwuchs finden. Das Jugendamt führt eine derzeit mehr als 500 unversorgte Kinder zählende Warteliste; Tendenz steigend.

Aktuell arbeitet die Verwaltung mit Hochdruck an deren Abarbeitung und im Zusammenhang damit an der Schaffung neuer Plätze im ganzen Stadtgebiet. Die ersten beiden Kita-Neueröffnungen sind im August 2017 geplant. Es folgt ein Ausbaureigen, bis im Januar 2019 vier kommunale Kita-Neubauten für merkliche Entspannung sorgen sollen.

Zurück zur Umfrage und zu deren Ergebnis. Welche Schlüsse will die Verwaltung aus ihm ziehen?

„Gemessen an der Gesamtstichprobe rechtfertigt der Anteil unzufriedener Eltern und deren gemeldeter Bedarf zu Sonder- und Randöffnungszeiten keine flächendeckende Ausweitung der Öffnungszeiten innerhalb eines gesamtstädtischen Konzeptes“, schreibt die Sozialbeigeordnete Simone Borris in ihrem Fazit zur Ratsinformation über das Umfrageergebnis. Allerdings kündigt sie zugleich „einzelne konzeptionelle Maßnahmen“ zur Befriedigung des Bedarfs an.

Wesentlich: Im Rahmen ihrer Richtlinienkompetenz auch über die Arbeit in den von freien Trägern geführten Häusern will die Verwaltung „auf eine bedarfsgerechte Regelöffnungszeit von 6 bis 18 Uhr hinwirken“. Die Hauptforderung der mit dem aktuellen Angebot unzufriedenen Familien wäre erfüllt, sollte es gelingen, dass Kitas in Magdeburg regelmäßig bis 18 Uhr die Türen öffnen.

Außerdem sollen „passgenaue Betreuungsangebote“ über den Regelbedarf hinaus erarbeitet und mit Hilfe von Fördergeld aus dem KitaPlus-Programm finanziert werden. Mindestens eine der vier neuen kommunalen Kitas, die 2019 eröffnen, soll erweiterte Öffnungszeiten anbieten.