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Kunst Beton unter Magdeburger Bäumen

Die Magdeburger bekommen ein neues Kunstwerk, das auch bespielt werden kann. Die Betonplatte wird im Skulpturenpark am Kloster gebaut.

Von Christina Bendigs 11.05.2017, 11:58

Magdeburg l Der Kurator des Magdeburger Kunstmuseums, Uwe Gellner, ist stolz. Schon bald wird im Skulpturenpark am Kloster ein neues Kunstwerk fertiggestellt sein. Es stammt vom britischen Künstler Nathan Coley, der 1967 in Schottland geboren wurde und in der internationalen Kunstszene sehr angesehen ist. Dass er nun ein Werk für Magdeburg geschaffen hat, freut Uwe Gellner sehr.

Bei der Skulptur handelt es sich um eine riesige Betonplatte, die Nathan Coley extra für diesen Ort entwickelt hat. Er hat die Platte so konstruiert, dass sie wie in die vorhandenen Mauerreste hineingeschoben wirkt. „Die Mauerreste, die vorher wie Narben der Stadtgeschichte dalagen, erhalten auf diese Weise neue Bezugspunkte“, findet Gellner. Der Bereich sei früher stark bebaut gewesen. Auch dazu schafft Nathan Coley mit seinem Werk einen Bezug.

Beim Bau in Absprache mit dem Stadtgartenbetrieb seien die dort befindlichen Kastanien berücksichtigt worden. Uwe Gellner sagt, sie seien einst in der geometrischen Struktur gepflanzt worden, um an die frühere enge Bebauung dieses Stadtgebietes zu erinnern. Inzwischen bieten sie mit ihrem dichten Blätterdach einen Schutz vor der Sonne. Zwei Bäume befinden sich in der Betonplatte. Die Platte wurde um sie herum gebaut. Fundamente wurden jedoch so gesetzt, dass das Wurzelwerk keinen Schaden nimmt und die Bäume in ihrem Wachstum nicht beeinträchtigt werden. Zudem ist genügend Platz, dass auch die Stämme noch dicker werden können.

Coley geht mit seinem Werk völlig neue künstlerische Wege. Denn seine Bühnenskulptur heißt „Für die Menschen und für andere Kunst“. Die Magdeburger und ihre Gäste dürfen also darauf etwas veranstalten oder beim Spaziergang durch die Innenstadt einfach nur verweilen. Und andere Kunstwerke können auf der Betonplattform auch installiert werden – natürlich in Absprache mit dem Kunstmuseum. „Es ist einfach sozial“, erklärt Uwe Gellner, was er an dem Werk so toll findet. Der Künstler gibt den Menschen einen Ort, den sie nutzen können. Das sei absolut modern.

Gleichzeitig knüpft Coley auch an Stadtgeschichte an. Denn mit dem Beton als Baustoff nutzt er ein Material, das in Magdeburg immer wieder verwendet wurde. So entsteht eine Linie, die bei Hermann Beims beginnt und bei Nathan Coley im Jetzt endet. Zumindest vorerst.

Der Skulpturenpark am Kloster war in Jahren 1988/89 angelegt worden. Seither hat sich dort allerdings wenig verändert. Entlang der Elbe sind zwar mit dem Zeitzähler und mit dem Nannucci-Schriftzug an der Hubbrücke neuere Werke geschaffen worden, doch nun rückt das Kunstmuseum im Kloster mit dem aktuellen Werk dicht an das Zentrum seines Wirkens heran und platziert neue Kunst auch in seinem unmittelbaren Umfeld.

Die Kosten für das Kunstwerk waren am Mittwoch nicht zu erfahren.

Neben der Bühnenskulptur von Nathan Coley wird auch ein Modell der franko-mexikanischen Künstlerin Alicia Paz umgesetzt. Sie stellte vor zwei Jahren im Kloster aus. Für den Skulpturenpark gestaltet sie einen Baum, der inzwischen verzinkt wird. Problem hier ist noch, eine Firma zu finden, die einen nahtlosen Betonsockel für die Skulptur mit dem Namen „Isle of Dolls“ herstellen kann, berichtet Gellner weiter.

Sieben internationale Künstler und ein Architekt hatte das Team des Museums eingeladen, Vorschläge zu unterbreiten, die Anfang 2017 auch im Kloster ausgestellt worden waren. Ob und wann neben den Modellen von Alicia Paz und Nathan Coley weitere umgesetzt werden, ist noch unklar.