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Kunst Bilderbibel in vier Kisten entdeckt

Am 7. Mai 2017 zeigt Magdeburg die Bilderbibel von Willy Wiedmann. Er malte 16 Jahre an dem Werk.

Von Martin Rieß 31.03.2017, 12:46

Magdeburg l Am 7. Mai 2017 soll in Magdeburg die von Willy Wiedmann 1984 bis 2000 geschaffene Bilderbibel mit 3333 Bildern auf einer Länge von 1517 Metern zwischen Dom und Johanniskirche erstmals komplett entfaltet werden. Es handelt sich um die einzige bekannte Malerei, in der das Alte und Neue Testament komplett in Bildern dargestellt wurden.

Der 2013 in Stuttgart verstorbene Willy Wiedmann nutzte dabei die von ihm entwickelte Polykonmalerei, bei der geometrische Figuren fortlaufend und erzählerisch zusammengesetzt sind. Die Wiedmann-Bibel ist als Leporello im Original zusammengesetzt. Für den Weltrekordversuch am 7. Mai in Magdeburg, für den 500 Teilnehmer gesucht werden, kommt ein Druck auf Textilpapier zum Einsatz.

Jörg Uhle-Wettler ist Domprediger und sagt: „Der Versuch freut mich besonders, da in jeder Kirche die Kraft der Bilder deutlich wird. Bild und Bildung hängen eng zusammen.“ Superintendent Stephan Hoenen erläutert: „Die Wiedmann-Bibel ist ein besonderer Ansatz für uns, mit der Frage umzugehen, wie wir mit den Medien umgehen.“

Die Medien sind auch das Stichwort, warum der Weltrekordversuch nach einem Gottesdienst um 10 Uhr am 7. Mai gerade in Magdeburg stattfinden soll: Beim Kirchentag vom 25. bis 27. Mai sind Medien ein Hauptthema, da Magdeburg zur Zeit der Reformation unter dem Stichwort „Herrgotts Kanzlei“ Druckort für eine Vielzahl an Luther’schen Schriften war.

Martin Wiedmann ist Sohn des Künstlers und kann nach eigenem Bekunden den 7. Mai gar nicht mehr abwarten: „Ich freue mich unglaublich darauf.“ Der Weltrekordversuch wird ein weiterer Meilenstein in einer spannenden Geschichte sein: Willy Wiedmann hatte Feuer gefangen für die Interpretation biblischer Motive während einer Arbeit in Zuffenhausen. Nach 16 Jahren Arbeit fand er keinen Verlag, der in der Lage war, die Bilderbibel zu reproduzieren. Daher geriet sie in Vergessenheit.

Und Martin Wiedmann entdeckte sie nach dem Tod seines Vaters verpackt in vier große Alukisten neben den Memoiren des Künstlers. Inzwischen ist die Technik weiter, die Deutsche Bibelgesellschaft hat sich des Themas angenommen. Und unter dem Titel „Die Wiedmann Bibel“ gibt es eine App. Martin Wiedmann sieht die Arbeit als Chance, die Bibel auch Analphabeten näherzubringen.

Wer am Rekordversuch teilnehmen und das Bild mit halten möchte, muss sich frühzeitig unter www.bibelweltrekordmagdeburg.de anmelden.