1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Magdeburg
  6. >
  7. Schock unter Magdeburger Kleingärtnern

Laubenbrand Schock unter Magdeburger Kleingärtnern

In der Nacht zu Mittwoch sind in einer Magdeburger Gartensparte Lauben komplett niedergebrannt.

Von Peter Ließmann 05.01.2017, 00:01

Magdeburg l Kopfschütteln bei den Gartenfreunden, langsam bahnt sich aber auch Wut ihren Weg: „Auch wenn die geschnappt werden, am Ende haben die doch sowieso kein Geld, und wir bleiben auf den ganzen Kosten sitzen“, sagt eine betroffene Gartenbesitzerin. Bei ihr wurde die Laube aufgebrochen, durchwühlt und dann der hintere Teil angezündet.

Alle Gartenpächter, deren Lauben in dieser Nacht zerstört wurden, sind vor Ort. Ihre Namen wollen sie nicht so gern in der Zeitung lesen, aber sie reden frei von der Leber weg. „Wenn sie die erwischen, dann so lange in Indien in einem Steinbruch Steine klopfen lassen, bis der Schaden abgearbeitet ist“, sagt eine andere Gartenfreundin. Sie ist wütend. Immer wieder wird die Gartensparte am Boquet-Graseweg von Einbrechern heimgesucht. „Es gibt wohl keinen bei uns, dessen Laube noch nicht aufgebrochen wurde, bei mir waren sie schon vier Mal. Meistens kommen sie im Dezember“, berichtet ein Pächter.

An Brandstiftung in der Gartensparte „Gartenglück“ kann sich allerdings niemand erinnern, das habe es dort noch nicht gegeben. Und in der Nacht zu gestern dann gleich fünf Lauben, die „abgefackelt wurden“.

Einer der betroffenen Pächter hat seinen Garten seit 12 Jahren beim „Gartenglück e. V.“. Seine Laube ist komplett abgebrannt, liegt in Schutt und Asche. An den Resten ist zu erkennen: In dieser Anlage steckt sehr viel Herzblut, und was in den Trümmern zu finden ist, lässt erahnen, mit wie viel Spaß und Leidenschaft die Laube und die Terrasse davor gestaltet wurden. „Ich habe überhaupt keine Lust mehr, wieder von vorn anzufangen“, blickt der Mann in die Trümmer seines Freizeit-Refugiums.

Die Laube rechts daneben ist ebenfalls ausgebrannt und kann nur noch abgerissen werden. Ihr Besitzer nimmt es mit Galgenhumor: „Nun brauche ich die Terrasse nicht mehr fertigzubauen, hat sich erledigt.“

Bei ihm sind gerade die Beamten der Kriminaltechnik der Magdeburger Polizei an der Arbeit. „Es werden Fotografien vom Brandort gemacht, Brandschuttproben genommen und weitere Spuren gesichert“, sagt Kriminalhauptkommissar Michael Bommer. Und er und sein Team suchen nach dem möglichen Entstehungsort des Feuers. „Zu erkennen ist er an der besonders hellen Asche, weil dort das Feuer am längsten gebrannt hat“, sagt Michael Bommer. Möglicherweise könnten in der Asche auch Brandbeschleuniger, etwa Benzin, nachgewiesen werden. Auch nach defekten technischen Geräten, die das Feuer ausgelöst haben könnten, wird Ausschau gehalten. „Wir gehen dabei nach einem festgelegten Standard vor und arbeiten auch nach dem Ausschlussverfahren“, sagt der Kriminaltechniker. Ausgewertet werden die gesicherten Spuren übrigens vom Landeskriminalamt. „Wer sichert, wertet nicht aus“, sei dabei der Grundsatz, um einen möglichst hohen Grad der Objektivität bei den Ermittlungen zu gewährleisten. Allerdings benötige dieses Prozedere seine Zeit. Und auch wenn die Kriminaltechniker aus ihrer langen Erfahrung heraus schon vor Ort einen Verdacht zur Brandursache haben, werden sie ihn nicht mitteilen. „Das wären erst einmal nur Spekulationen und keine Fakten, die vor einem Gericht standhalten könnten“, sagt Michael Bommer.

Nach rund drei Stunden haben die Kriminalisten ihre Arbeit erledigt und in den nächsten Wochen können die Gartenpächter ans Aufräumen gehen. Bei allem Ärger sei es wichtig, dass die betroffenen Pächter ihren Garten versichert haben, so der Vereinsvorsitzende, denn vor allem die Beseitigung des Schutts sei sehr teuer, da es sich um Sondermüll handele.

Somit haben die betroffenen Pächter nicht nur keine Laube mehr, sondern „sitzen“ auch noch auf einem Haufen Sondermüll, der entsorgt werden muss.