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Laudatio Das beste Pferd im Stall des Rennvereins

Mit 13,8 Prozent der Stimmen belegte Heinz Baltus Platz drei bei der Wahl zum "Magdeburger des Jahres 2016".

Von Rainer Schweingel 20.01.2017, 13:42

Heinz Baltus – ein Präsident mit Stallgeruch“. Für den einen oder anderen mag das seltsam klingen. Denn wer will schon Stallgeruch an sich haben – außer vielleicht mancher Politiker.

Was also hat es auf sich mit dem Präsidenten und dem Stallgeruch. Ich will es Ihnen sagen: Heinz Baltus findet sich in genau jener Schlagzeile der Volksstimme wieder, mit der er als Kandidat für den Magdeburger des Jahres vorgestellt wurde.

Heinz Baltus ist die Liebe zu den Pferden in die Wiege gelegt worden. Und zwar von seinem Vater im Rheinland. Der war Schrotthändler und besaß ein Pferdefuhrwerk. Mit auf dem Bock saß – na wer wohl - der kleine Heinz Baltus. „Ich konnte kaum laufen, da war ich auch schon mit auf dem Pferdewagen meines Vaters“, erinnert sich Heinz Baltus an jene Zeit in Kindheitstagen, in denen Leidenschaften entstehen. Bei dem einen für den Fußball, bei dem anderen fürs Ballett oder Klavier. Und bei Heinz Baltus eben für Pferde.

Doch nur auf dem Bock sitzen und sich ziehen lassen, den Fahrtwind genießen? Nein. So einfach war es dann doch nicht. Weder in Kindheitstagen noch später. Wer mitfahren will im Leben, der muss auch mal zur Mistgabel greifen, lernt Heinz Baltus schon damals.

Dieser Stallgeruch wurde eine Lebensmaxime, im Pferdesport, aber nicht nur dort. Das merkt man schon nach wenigen Minuten im Gespräch mit ihm. Er ist - ein Kaltblüter, aber mit heißem Herzen. Denn wenn er etwas umsetzen will, dann bleibt er dran. Hartnäckig und engagiert, aber selten laut oder polternd.

Und so zieht es Heinz Baltus zeitlebens zu den Pferden. Obwohl er eigentlich Wasserbauingenieur mit eigener Firma ist – Pferde helfen da wenig. Aber vielleicht die Charaktere mancher Vierbeiner. Ruhe. Kraft. Übersicht. Besonnenheit - ruhiges Blut eben, auch wenn man heißspornig bei der Sache ist. Zum Beispiel beim Hobby. Baltus wird Trabrennfahrer und sitzt bei 120 Rennen im Sattel. Ganz Deutschland lernt er so kennen – nur Magdeburg nicht.

Hierhin führt ihn nicht der Pferdesport, sondern der Beruf. Heinz Baltus soll Ende der 1990er Jahre am Wasserstraßenkreuz mitbauen, gleich neben der Magdeburger Rennbahn. „Als ich dann das erste Mal im Herrenkrug war, habe ich mir gesagt: Was für ein schöner Park und was für eine tolle Rennbahn. Es wäre doch Wahnsinn, wenn hier buchstäblich alles den Bach runtergehen würde.“

Das war nach dem ersten Hochwasser 2002. So kommt der Pferdefreund Baltus zum Rennverein Magdeburg. In dem Verein sind gerade Leute wie Baltus gefragt. Das Hochwasser und ein Skandal um die Rennwiesen GmbH sind zu verarbeiten. Heinz Baltus wird 2004 zunächst Vereinsmitglied und wird sechs Jahre später dessen Präsident.

Denn sein Credo lautet: Pferdesport für jedermann. Er selbst sagt: „Dem Pferdesport haftet der Makel an, dass sich dort ein paar Reiche und Schöne engagieren, um ihre Pferde laufen zu lassen. Das ist hier in Magdeburg aber anders und soll auch so bleiben.“

Er verweist auf den Vorstand des Rennvereins. Von dessen Mitgliedern hat noch nicht mal jeder Zweite ein Pferd. Und er verweist auf Angebote für Menschen mit schma­lem Portemonnaie. „Für 75 Euro Jahresbeitrag kann man bei uns mitmachen. Da zahlt man in manchem Brieftaubenverein mehr - und ein Pferd muss man auch nicht mitbringen“, scherzt Baltus. Auch das ist für ihn Stallgeruch. Denn wenn jemand mitmachen will, zählt nicht das Geld, sondern der Wille, sich für den Verein einzubringen.

Baltus hat mit diesem Credo offenbar den Nerv vieler getroffen. Die Zahl der Mitglieder stieg unter seiner Regie von 55 auf 231. Und so konnten auch neue Rückschläge auf breiteren Schultern besser weggesteckt werden. Auch das Hochwasser 2013. „Da saßen wir heulend auf der umspülten Tribüne“, erinnert sich Baltus.

Aber als die Tränen trocken waren, wurden die Ärmel gemeinsam mit der Stadt als Eigentümer hochgekrempelt. Seitdem wurden unter Führung von Baltus knapp zwei Millionen Euro aus Eigenmitteln, Sponsorengeldern und Geld der Flutversicherung in den Herrenkrug gesteckt, um das Gelände wieder nutzbar zu machen. Dort tummeln sich inzwischen bei den sechs Renntagen im Jahr mehrere Tausend Besucher. Die mit dem kleinen Geldbeutel sind dabei deutlich in der Überzahl. Aber Baltus weiß auch das Vip-Zelt zu schätzen: „Ohne Schickimicki sind die Renntage eben nicht zu finanzieren und erst recht nicht die familienfreundlichen Preise von der Bratwurst bis zum Eintritt, der mitunter sogar frei ist.“

Um die 90.000 Euro pro Renntag muss der Verein aufbringen, um Preisgelder und Veranstaltungskosten decken zu können. Damit sei auch die Obergrenze erreicht, sonst würde die Qualität leiden. Ach ja, und was sich die Besucher wünschen, holt sich Heinz Baltus übrigens oft direkt von den Besuchern ab. An Renntagen schlendert er gern und ganz bewusst übers Gelände und kommt mit den Besuchern ins Gespräch. Baltus jedenfalls läuft an Renntagen manchmal mehr als so manches Pferd auf der 1700-Meter-Runde. Auch so ein Teil seines Stallgeruchs.

Und auch die Nominierung zum Magdeburger des Jahres nutzt er, um für den Verein zu trommeln und hat ein Kandidatenvideo selbst gedreht, das ihn auch auf wunderbare Weise beschreibt. Ja, das ist er, der Heinz Baltus, der kämpft und rackert wie ein Ackergaul für den Pferdesport und die Anlage im Herrenkrug. Das sehen auch viele Volksstimme-Leser so, die Ihnen, lieber Herr Baltus, die Stimme gaben.

Sie sind - und das sage ich voller Hochachtung vor Ihnen – nicht nur ein Präsident mit Stallgeruch, sondern auch das beste Pferd im Stall des Magdeburger Rennvereins. Herzlichen Glückwunsch!

In unserem Dossier finden Sie alle Infos und Videos zum Thema "Magdeburger des Jahres 2016".