Laudatio Den Menschen im Blick

Sabine Große und Andreas Haese belegen Platz 7 bei der Wahl zum "Magdeburger des Jahres 2016".

Von Peter Ließmann 23.01.2017, 14:39

Flüchtlinge, Asylbewerber, Obergrenze - das sind Schlagwörter einer Diskussion, die zurzeit das ganze Land zu beschäftigen scheint. Die einen wollen helfen und beteiligen sich am großen Ziel „Wir schaffen das“, die anderen versuchen mit dem Thema politische Kasse zu machen, schüren Ängste und setzen auf markige Parolen. Und schnell wird dabei völlig außer Acht gelassen, dass es bei diesem Thema immer um Menschen und um Schicksale geht.

Wie die von Karmen Nazaryan und Gazmend Syla. Beides sind junge Menschen, sie aus Armenien, er aus dem Kosovo, die sich in Deutschland eine berufliche Existenz aufbauen wollen. Und beide treffen dabei auf Chefs, die ihnen mit einem ganz besonderen Engagement dabei zur Seite stehen: Sabine Große und Andreas Haese.

Im Grund sind die beiden Geschichten schnell erzählt: Karmen Nazaryan und Gazmend Syla arbeiten in Magdeburg, machen Ausbildungen, integrieren sich, bauen sich ihr Leben hier auf. Beide geraten aber mit dem bundesdeutschen Asylrecht in Konflikt. Karmen Nazaryan, weil ihre Eltern vor zwölf Jahren bei der Einreise ein falsches Herkunftsland angegeben hatten, Gazmend Sylan, weil sein Asylantrag abgelehnt wurde. Sie hätten Deutschland verlassen müssen, das Ausländerrecht schreibt es so vor, juristisch sind beide Angelegenheiten einwandfrei.

Nicht aber menschlich, davon sind ihre Chefs Sabine Große und Andreas Haese überzeugt. Und sie wollen das juristisch Einwandfreie nicht hinnehmen. Die Sportaktikelhändlerin Sabine Große setzt sich für ihren Auszubildenden ein, hilft ihm bei allen rechtlichen Verfahren, begleitet ihn bei seiner freiwilligen Ausreise in den Kosovo, um ihn dabei zu unterstützen, dass er legal wieder nach Deutschland einreisen kann und eine Arbeitserlaubnis bekommt.

Genauso kämpft der Apotheker Andreas Haese für Karmen Nazaryan, die bei ihm in der Apotheke angestellt und bei Kollegen wie Kunden sehr beliebt ist. Andreas Haese schreibt Petitionen, sammelt Unterstützerunterschriften, ist bei den schwierigen Verhandlungen mit der Ausländerbehörde dabei, mit der am Ende eine Lösung gefunden wird, auch, weil sich der Apotheker für seine Mitarbeiterin verbürgt.

Für Sabine Große und Andreas Haese war klar, dass ihre beiden Mitarbeiter ein gutes Beispiel für eine immer wieder politisch geforderte und gelungene Integration von Flüchtlingen in Deutschland sind. Umso unverständlicher war und ist es für sie, dass dies am Ende nicht belohnt werden sollte. Darum haben sie sich für Karmen Nazaryan und Gazmend Syla eingesetzt.

Und sie hatten Erfolg. Karmen Nazaryan ist im Januar für drei Monate nach Armenien ausgereist, um dann einen offziellen Einreiseantrag für die Bundesrepublik zu stellen und alle Beteiligten gehen davon aus, dass sie wieder nach Magdeburg und an ihren Arbeitsplatz zurückkehren kann. Gazmend Syla ist bereits wieder in Magdeburg, kann seine Ausbildung fortsetzen und hat anschließend gute Aussichten, auch danach in Magdeburg bleiben zu können.

 

In unserem Dossier finden Sie alle Infos und Videos zum Thema "Magdeburger des Jahres 2016".