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Laudatio Häkeloma mit großem Herzen

Ingeburg Koch erreicht mit gehäkelten Puppen Kinderherzen und Platz 9 bei der Wahl zum "Magdeburger des Jahres 2016".

Von Marco Papritz 23.01.2017, 15:05

Angefangen hat alles mit der Frage, wie Ingeburg Koch ihre Zeit als Frührentnerin sinnvoll einsetzen kann. Die Antwort fand die 61-Jährige zwischen Wolle und Häkelnadeln und im Wunsch, Kindern in Einrichtungen wie Heimen und Frauenhäusern nicht nur eine Freude, sondern auch etwas Bleibendes zukommen lassen zu können. Denn das Schicksal von missbrauchten, misshandelten und erkrankten Kindern liegt der Magdeburgerin besonders am Herzen. „Wenn Jungen oder Mädchen in einem Frauenhaus eine Puppe finden, mit der sie spielen und der sie sich anvertrauen können wie einem besten Freund – das ist eine schöne Vorstellung“, sagt sie.

Diesen besten Freund hat sie in ihrer Kindheit vermisst. Auch später, als sie unter Depressionen leidet und ihren Beruf als Sachbearbeiterin krankheitsbedingt aufgeben muss, fehlt ein Gegenstück. Das hat sie mit dem Häkeln gefunden. Seitdem sie häkelt – oft bis zu zehn Stunden am Stück – hatte sie keine schlimme depressive Phase mehr. Sie vergisst dann buchstäblich die Welt um sich herum. Was sie nicht vergisst, sind die Empfänger ihrer Wollkreationen. Hunderte Puppen und Teddys hat sie schon gehäkelt und u. a. dem Kinderheim „Erich Weinert“, dem Klinikum Magdeburg und auch Waisen- und Frauenhäusern aus der Region zukommen lassen.

Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass Häkeloma Inge Puppen mit menschenähnlichen Zügen schaffen kann, die einen besonderen Zugang zu Kindern ermöglichen. Hat sie anfangs noch nach Anleitungen gehäkelt, gibt sie nun ihre Tipps und Tricks an eine Wohngruppe der Lebenshilfe und im Internet weiter. Denn Häkeloma Inge ist auch ein kleiner Internetstar. Hunderte Gleichgesinnte erreichte sie in einer Facebookgruppe. Dort mobilisierte sie sogar Häkelfreunde aus Norwegen, für die Kindertagesstätte „Mandala“ Kleider für Puppen zu kreieren.

Nun hat sich Ingeburg Koch nicht nur mit einer eigenen Internetseite selbstständig gemacht – sie hat sich auch von einem Abschnitt ihres früheren Lebens emanzipiert. Sie legte endlich, wie sie sagt, den Namen Hartmann ab. Dieses Selbstbewusstsein hat sie durch ihren Partner und ihre Patchworkfamilie erlangt – und durch das Häkeln. Und dem Bewusstsein, dass Häkeloma Inge mit dem, was sie macht, viel Freude bereiten kann. Und zwar durch so etwas vermeintlich einfaches wie Häkeln ...

 

In unserem Dossier finden Sie alle Infos und Videos zum Thema "Magdeburger des Jahres 2016".